Muezzinruf: „Wir sind keine Ungläubigen, wir sind Andersgläubige“
In einem offenen Brief hat sich Gerda Fuhrmann-Hartmann an Nadir Kahraman, Vorsitzender der Gladbecker Ditib-Gemeinde gewandt. Inhalt des Schreibens ist der Muezzinruf, der ab Mitte April von der Moschee an der Wielandstraße die Gläubigen zum Gebet rufen soll. Die Gladbeckerin aus Stadtmitte fordert Kahraman auf, sich hinsichtlich des Gebetrufs in die Situation von Andersgläubigen zu versetzen.
„Zum Recht der freien Religionsausübung gehört in unserem Land Toleranz, Achtung, Respekt gegenüber anderen Religionen und allen anders denkenden Freigeistern“, so Fuhrmann-Hartmann in Bezug auf die Presse-, Meinungs- und Religionsfreiheit in Deutschland.
Das Glaubenbekenntnis, welches Inhalt des Gebetaufrufs ist - „Allah ist der Allergrößte. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allah gibt. Ich bezeuge, dass Muhammad der Gesandte Allahs ist. Kommt her zum Gebet. Kommt her zum Heil. Allah ist der Allergrößte“ - möge für muslimische Gläubige stimmen.
Intoleranz und Respektlosigkeit
„Das ist auch gut so, wenn es innerhalb der Räume bleibt. Wenn Sie dieses Glaubenbekenntnis aber durch den Gebetaufruf öffentlich machen, dann ist dieser Text Intoleranz und Respektlosigkeit gegenüber allen Menschen, die anderen Glaubens sind“, heißt es in dem Schreiben.
Folgende Situation solle sich Kahraman vorstellen: „Nicht nur von allen vier in Gladbeck bekannten Moscheen, nein, auch von allen anderen sakralen Gebäuden jedweder Glaubensrichtung ertönt demnächst ein gerufenes Glaubensbekenntnis, indem die jeweiligen Gläubigen kundtun, dass ihr Gott der Einzige ist.“
Nicht ungläubig, andersgläubig
Das würde niemand wollen, also bittet die Gladbeckerin auf den Verzicht des Gebetrufs, da die Religionsfreiheit aller Nicht-Muslime dies gebieten würde. Und bittet Kahraman, dass er aktiv an der Änderung der Bezeichnung für Nicht-Muslime im Koran mithelfen solle: „Wir sind keine ‚Ungläubigen‘. Wir sind ‚Andersgläubige‘!“
Kulturelle Vielfalt als Bereicherung
Alle Bürger seien dazu aufgerufen, den nachfolgenden Generationen den Weg in eine friedliche Zukunft zu bereiten, in der kulturelle Vielfalt nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung angesehen wird. „Lassen Sie uns daran arbeiten, jeder da, wo er steht.“
Autor:Annette Robenek aus Gladbeck |
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