Muezzinruf: Offener Brief von Nadir Kahraman

Nadir Kahraman, Vorsitzender der Türkisch-Islamischen Gemeinde in Gladbeck
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  • hochgeladen von Annette Robenek

Klare Fakten schaffte die Ditib-Gemeinde am vergangenen Freitag, 17. April: Die Gemeinde ließ zum ersten Mal von der Moschee an der Wielandstraße den Gebetsaufruf erschallen, im Beisein des Religions-Attaché aus dem Konsulat in Münster und weiteren Gästen aus der Türkei.

Die Debatte um den Muezzin-Ruf hatte im Vorfeld noch einmal Fahrt aufgenommen, sowohl die CDU Gladbeck als auch Gerda Fuhrmann-Hartmann hatten sich mit Offenen Briefen an den Moscheeverein gewandt. Peter Rademacher (CDU-Fraktionschef) und Christian Enxing (CDU-Stadtverbandsvorsitzender) forderten in ihrem Appell den Vorsitzenden der Türkisch-Islamischen Gemeinde auf, noch vor dem Start des Gebetsrufs um Akzeptanz zu werben und auf die Bürger zu zugehen.

Gerda Fuhrmann-Hartmann hatte ihre Bitte, auf den Gebetruf zu verzichten, in ihrem zweiten Schreiben wiederholt. Nadir Kahraman richtete nun seinerseits einen Offenen Brief an Fuhrmann-Hartmann, in dem er sich für ihren offenen und sachlichen Umgang bedankte.

Christentum wird toleriert

Zum Thema Alleinvertretungsanspruch schreibt Kahraman: „Sie stimmen doch sicher mit mir überein, dass auch das christliche Glaubensbekenntnis, die zehn Gebote (1. Gebot: „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“) einen Alleinvertretungsanspruch formuliert. Dennoch erfahren wir viel Respekt und Achtung von gläubigen Christen. Und genauso respektieren und tolerieren wir Muslime das Christentum.“

Das Glaubensbekenntnis, das in arabischer Sprache ausgeführt wird, hätte zudem nicht das Ziel, andere Religionen herabzuwürdigen.

Vielfalt der Religionsausübung

Das Glockengeläut einer christlichen Kirche interpretiere er so, dass sich Menschen zum Gebet versammeln. „Das ist ein gutes Gefühl, denn dann ist die Welt für einen kleinen Augenblick im Gleichgewicht. Es wäre schön, wenn Sie (...) ähnlich fühlen, wenn Sie den Gebetsruf einer Moschee hören.“

Der Glaube an einen Gott würde Muslime und Christen vereinen, ebenso wie die Werte Barmherzigkeit, Aufrichtigkeit, Toleranz und Respekt. Die im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit ermögliche die Vielfalt der Religionsausübung in Gladbeck.

Christen sind Andersgläubige

Zudem würde der Koran Christen nicht als Ungläubige, sondern als Andersgläubige bezeichnen. Eine Änderung des Korantextes könne Kahraman nicht leisten. „Dafür bin ich nicht verantwortlich, Sie sind ja wahrscheinlich auch nicht für Änderungen der Bibeltexte verantwortlich.“ Bei einem persönlichen Gespräch in der Moschee könne man die Diskussion gerne fortsetzen, bietet Kahraman an.

Respekt voreinander wird weiter wachsen

Zum Abschluss betont der Vorsitzende, dass er sich ausdrücklich über den Gebetsruf freue. „Ich bin überzeugt, dass er schon nach kurzer Zeit zur Stärkung der Gemeinsamkeiten in unserer von Christen, Muslime, Juden und vielen anderen Religionsangehörigen bewohnten Stadt Gladbeck beitragen wird. Das Wissen übereinander und der Respekt voneinander werden weiter wachsen, für die Zukunft Ihrer und meine Kinder und Enkelkinder.“

Autor:

Annette Robenek aus Gladbeck

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