Migration: Eine Decke aus Erinnerungen
„Unser Essen ist doch schon multikulti, das klappt doch auch wunderbar“, lacht Betül Sayal. Die 18-Jährige besucht die Johannes-Kessels-Akademie in Gladbeck, macht dort Abitur und eine Ausbildung zur Erzieherin.
Seit in ihrer Klasse das Thema Migration aufgekommen ist, hat sie sich vorgenommen, ihren Mitmenschen die Angst vor denjenigen zu nehmen, die jetzt Zuflucht in Deutschland und somit auch in Gladbeck suchen. Anlass bot ihr dazu das Buch „Zuhause kann überall sein“ von Irena Kobald und Freya Blackwood. Es erzählt von einem afrikanischen Mädchen, dass nach Deutschland flüchten muss; Schutz findet es vor allem unter seiner „Decke aus Erinnerungen“, die sie aus ihrer Heimat mitnimmt. Das Patchwork-Gewebe begleitet das geflüchtete Kind als Teil der zurückgelassenen Heimat. Später wird es sich in eine neue Decke mit Erinnerungen aus der neuen Heimat Deutschland wickeln.
Bereicherung durch Vielfalt
Betül Sayal ist sich sicher: Wie der Titel des Buches schon sage, gehöre Migration schon seit je her zur Geschichte der Menschheit, auch zur deutschen. „Mein Opa ist 1971 nach Deutschland gekommen und hat vier Jahre später seine Familie hierher geholt. Seitdem war er nicht nur türkisch, sondern auch deutsch.“ Ihre eigene Erinnerungsdecke hat Sayal in Form einer Collage aus türkischen und deutschen Elementen dargestellt. „Beide Welten sind miteinander verbunden und gehen zum Teil fließend ineinander über. Ich finde es darum vor allem irritierend, wenn ich jetzt erlebe, wie sich Deutsche mit Migrationshintergrund abfällig über Flüchtlinge äußern.“ In der Vielfalt der Kulturen sieht Betül Sayal eine Bereicherung, auch für die deutsche Gesellschaft. Und meint: „Hier gibt es genug Erinnerungen für jede Decke.“
Autor:Jens Steinmann aus Herne |
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