Der Wagenbauer vom Rosenhügel
Rosenhügel. Wer Klaus Pompetzki in den Wochen vor dem Rosenmontag treffen möchte, hat schlechte Karten: Der Rosenhügeler Rentner ist mächtig im Stress, zumeist nur noch in der Garage neben seinem Haus an der Nelkenstraße anzutreffen, gilt es doch, dem neuen Motivwagen für den Karnevalsumzug der „Schubkarren KG“ den „letzten Schliff“ zu geben.
Klaus Pompetzki ist ein Urgestein: Ein Rosenhügeler Urgestein mit karnevalistischen Adern. Denn als im Jahr 1987 zum ersten Mal die „Schubkarren KG Rosenhügel“ einen „Karnevalsumzug“ organisierte, war der heute 70-jährige als Mitglied des „Gartenbauvereins Rosenhügel“ mit von der Partie. Und muss sich dabei einen „Karneval-Virus“ eingefangen haben, denn in den Folgejahren war der Rentner ununterbrochen mit auf der Strecke.
Das wird natürlich auch am Sonntag, 19. Februar, der Fall sein, wenn sich um 13.30 Uhr der „Karnevalsumzug“ der „Schubkarren KG“ ab dem Sportplatz Dahlmannsweg in Bewegung setzt. Dieses Mal ist des die griechische Akropolis, die den Wagen von Klaus Pompetzki ziert und das Gefährt sicher wieder zu einem Hingucker macht.
Zwei Wochen intensive Werkelei finden dann ihren öffentlichen Auftritt, wobei sich eigentlich zwei Wagen aus der Werkstatt Pompetzki auf der Strecke sind. Denn auch für die Wasserballer aus Gelsenkirchen-Horst und des SV 13, die als „Hippies“ im 68er-Retro-Look dabei sind, hat Klaus Pompetzki wieder einen Motivwagen gebaut.
„Ist doch kein Problem, ich habe doch Zeit,“ wehrt der Rosenhügeler bescheiden ab. Viel Zeit hat der ehemalige Maschinenbau-Techniker jedenfalls in die Karnevalsumzüge gesteckt, bis heute 28 Wagen gebaut. Zudem war er über Jahre hinweg „Zugmeister“, also für den reibungslosen Ablauf verantwortlich. Bei 22 der bislang 24 Zügen war er auf der Strecke, zwei Jahre musste er aus gesundheitlichen Gründen mit der Rolle des Zuschauers am Streckenrand vorlieb nehmen. „Das hat weh getan,“ gesteht Pompetzki.
Und er erinnert sich gerne an die kleinen Anekdötchen und Geschichten, die er bei den zurückliegenden 24 Umzügen erlebte. So war im Jahr 1987 beim ersten Umzug ein Herren-Duo mit Akkordeon und einem Verkaufsstand mit Grünen Heringen unterwegs. „Ich habe gedacht, ich sehe nicht richtig“, lacht Klaus Pompetzki. So war es auch im Jahr 1993, als Pompetzki nach dem Umzug erst einmal seinen „Baccus“ suchte, der zuvor noch auf dem Wagen gethront hatte. „Man hatte ihn geklaut!“. Am nächsten Tag dann aber herrschte in Brauck Hektik. Polizei und Feuerwehr eilten herbei, um einer vermeintlich hilflose Person, die leblos in einem Strauch lag, zu helfen. Die Person war - richtig - Baccus. „Den hatten wir so lebensecht hinbekommen, dass die Oma, die ihn gefunden hatte, geglaubt hatte, dort liege ein Mensch.“
Auch das eine oder andere Mißgeschick ereilte Klaus Pompetzki. Öfters erlitten seine Fahrzeuge einen Reifenschaden und mussten, zum Beispiel durch die Wasserballsportler, über den größten Teil der Strecke getragen werden. „Eine Mordsviecherei!“.
Ja, Klaus Pompetzki, blickt gerne auf die Anfänge des „Karnevalsumzuges“ der „Schubkarren KG“ zurück. „Die Zeiten haben sich eben geändert,“ siniert der 70-jährige, erinnert sich daran, dass es am Anfang für alle Teilnehmer noch „Wurfmaterial“ in Form von Bonbons gab. „Das können wir heute nicht mehr bezahlen, müssen sogar Startgeld erheben, denn das verfügbare Geld geht für Sicherheitskräfte sowie die Kapellen drauf. Nun will uns auch noch die GEMA schröpfen.“
Und was wünscht sich Klaus Pompetzki für den morgigen „Jubiläums-Umzug“? Neben gutem Wetter würde er sich sehr darüber freuen, wenn die Anwohner der Zugstrecke ihre Autos wenigstens für die Dauer des Umzuges vom Straßenrand wegfahren würden. „Wir kommen mit unseren Wagen kaum durch.“ Auch das verstärkte Müllaufkommen am Streckenrand („Jeder wirft seinen Dreck einfach weg!“) ärgert ihn schon gewaltig. Auf jeden Fall sollte es bei dem Umzug auch friedlich bleiben.
Stolz blickt Klaus Pompetzki auf seine „Akropolis“, für die der Wagen der Familie vorübergehend seine geliebte Garage verlassen musste. Doch der „Akropolis“ droht schon bald das Ende, wenn sie bei der „Baccus-Beerdigung“ oder spätestens beim Osterfeuer in Flammen aufgeht. Doch zuvor freut sich Klaus Pompetzki erst einmal auf den „Jubilläums-Karnevalsumzug“.
Autor:Uwe Rath aus Gladbeck |
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