Blutspenden-Marathon in Gladbeck Bottrop und Kirchhellen.
Die Schlange im Aquarium des Riesener-Gymnasiums ist lang. Seit Tagen schon ruft Radio-Emscher-Lippe dazu auf. Fordert Mensch um Mensch auf sich zu beteiligen.
Heute ist Blutspendenmarathon.
Gladbeck, Bottrop, Gelsenkirchen. Wer wird gewinnen?
Wer schafft es pro Einwohner mehr Blut zu spenden, wer kann die meisten Neuspender aktivieren.
Was makaber klingt, stößt auf ungemein hohe Resonanz.
Der Zweck heiligt die Mittel.
Ich fülle meine Formulare aus und stelle mich in die Schlange zur ärztlichen Voruntersuchung. Auch ich bin Erstspender.
Während ich warte, lese ich einen Artikel über die Aktion im letzten Jahr.
2011 war Gladbeck Sieger. Meine Brust füllt sich mit Stolz. Doch während ich weiter lese, ebbt der Stolz immer mehr ab. Ich rechne kurz nach. Gerade einmal 0,7 Liter pro 1000 Einwohner kamen dabei zusammen. Bei einer durchschnittlichen Blutabnahmemenge von 500 Millilitern haben gerade einmal 1,5 Menschen von Tausend Blut gespendet. Insgesamt 107 von knappen 75.000 Einwohnern. Auch ich war nicht dabei.
Nun bin ich an der Reihe. Eine freundliche Ärztin empfängt mich, stellt mir einige Fragen und klärt mich über die Grundsätze des Blutspendens auf. Danach geht es weiter zum nächsten Mitarbeiter, dieser nimmt kurz meine Temperatur und misst meine Blutwerte. Er händigt mir einige Behälter aus und schon sitze ich auf einer gemütlichen Liege. Eine nette ältere Dame nimmt mich in Empfang.
„Oh. Ein Erstspender? Toll!“
„Ja. Ich habs schon oft vorgehabt aber irgendwie verschiebt man es ja doch immer wieder.“
Sie lächelt mir zu.
„Also ich finde das schon bewundernswert. Menschen, die ihr Blut für andere spenden.“
Dies erfüllt mich ein wenig mit Scham. Doch bevor ich etwas erwidern kann kümmert sie sich schon um den nächsten Spender. Genauso wie sie es schon in den Stunden zuvor tat. Ehrenamtlich, liebenswert und ohne Pause.
Gekonnt setzt die ebenfalls freundliche Ärztin die Nadel an. Ich habe es noch nicht einmal gemerkt.
Während das Blut läuft lese ich einen weiteren Artikel. Kann das sein? Ungefähr ein Drittel der Bevölkerung ist im Laufe seines Lebens auf eine Blutspende angewiesen und nur ca. 2 – 4% der Bevölkerung spenden. Ich beginne darüber nachzudenken. Was genau geschieht, wenn gerade dein Kind eine Spende braucht und nicht genug Konserven vorhanden sind? Sterben Leukämiekranke, weil nicht genug Blut da ist?
Nach genau fünf Minuten und 32 Sekunden ist mein Beutel voll. Die Ärztin zieht die Nadel ab und ich werde verbunden. Nach ein paar weiteren Minuten auf einer Liege ist es schon vorbei.
Mit wie wenig Aufwand man doch viel erreichen kann!
Als ich zu Hause ankomme setze ich mich an den Computer und informiere mich noch ein wenig darüber, was mit meiner Spende nun passiert. Es dauert nicht lange und Radio-Emscher-Lippe veröffentlicht die ersten Ergebnisse.
Diesmal hat Gladbeck nicht gewonnen. Doch darauf kommt es auch nicht an. In allen drei Städten spendeten insgesamt 607 Menschen ihr Blut. Bei knapp 450.000 Einwohnern in allen Städten ist das immer noch sehr wenig. Doch auch eine enorme Steigerung im Vergleich zum letzten Jahr, fanden sich doch 2011 noch 375 Menschen zur Spende ein.
Insgesamt kann man die Veranstaltung wohl als vollen Erfolg werten, der durch die unermüdliche Arbeit, freundlicher Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes, sowie tatkräftiger Unterstützung der Medien und vieler Helfer möglich gemacht wurde.
Und so bleibt fürs nächste Jahr einfach nur zu hoffen, dass die Zahlen wieder überboten werden.
Das man etwas dringend braucht, merkt man meistens erst wenn es zu spät ist. Darum Spenden Sie Blut. Sie könnten der Nächste sein, der eine Spende braucht.
Autor:Marco Meissner aus Gladbeck |
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