Bistum zwingt zum Sparen: Bald nur noch drei katholische Kirchen in Gladbeck

Gemeinsam mit Pastoralreferent Ludger Schollas (links) und dem Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Klemens Hasenberg (rechts) stellte Propst André Müller jetzt das Pfarreientwicklungskonzept „Gott und den Menschen begegnen“ vor. Ein Konzept, nach dem es in Gladbeck ab dem Jahr 2020 mit „St. Marien“, „St. Lamberti“ und „St. Josef“ nur noch drei katholische Kirchen geben wird. | Foto: Kariger
  • Gemeinsam mit Pastoralreferent Ludger Schollas (links) und dem Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Klemens Hasenberg (rechts) stellte Propst André Müller jetzt das Pfarreientwicklungskonzept „Gott und den Menschen begegnen“ vor. Ein Konzept, nach dem es in Gladbeck ab dem Jahr 2020 mit „St. Marien“, „St. Lamberti“ und „St. Josef“ nur noch drei katholische Kirchen geben wird.
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Die Zahl der Mitglieder ist sei Jahren rückläufig, die Zahl der Gottesdienst besucher ebenfalls, einhergehend damit mangelt es an Geld. Dazu kommt noch die demographische Entwicklung der Bevölkerung, gleichzeitig ein schneller Rückgang an pastoralem Personal und ein neues Buchhaltungssystems. Diese Umstände haben die Verantwortlichen an der Spitze des Bistums Essen aufgeschreckt und sie verlangen nun von den Pfarreien im Bistum erhebliche Einsparungen. Davon ist auch die Großpfarrei St. Lamberti betroffen, die bis zum Jahr 2020 rund 300.000 Euro und bis zum Jahr 2030 sogar 500.000 Euro gegenüber dem aktuellen Haushalt einsparen muss. Diese 500.000 Euro kommen der Bistums-Forderung von 30 Prozent des aktuellen Etats (1,6 Millionen Euro) gleich.

Summen, die auch Gladbecks Propst Andre Müller sichtlich auf den Magen geschlagen sind, als er vor wenigen Tagen das „Pfarreientwicklungskonzept“ vorstellte. Ein Konzept, das für manchen der aktuell rund 30.000 Gladbecker Katholiken eher einer „Liste der Grausamkeiten“ ähnelt. Dabei hätte es noch schlimmer kommen können, aber St. Lamberti verfügt zum Glück noch über dauerhafte Einnahmen aus Erbpacht.

Noch drei katholische Kirchen in Gladbeck

Am heftigsten treffen werden kathlischen Christen aber zweifelsohne die geplanten Schließungen der Kirchen „St. Johannes“ in Gladbeck-Ost, „Heilig Kreuz“ in Butendorf, „St. Franziskus“ in Rentfort-Nord sowie „Herz-Jesu“ in Zweckel ab dem Jahr 2020. Auch der Rückzug der Pfarrei aus Schultendorf wird nochmals aufgeführt, wobei die Kirche „Christus König“ ja ohnehin schon seit Jahren von einem Förderverein finanziell am Leben erhalten wird. Demnach bleiben in Gladbeck nur noch die katholischen Gotteshäuser „St. Marien“ in Brauck, „St. Lamberti“ in Stadtmitte und „St. Josef“ in Rentfort auf Dauer erhalten.

Auch vor den Gemeindeheimen und den übrigen Kirchenimmobilien macht der Rotstift nicht Halt. Ab 2020 nicht mehr zur Verfügung stehen sollen in Brauck das Gemeindeheim an der Horsetr Straße und das Jugendheim St. Michael. In Butendorf will man das Pfarrhaus an der Horster Straße 131 aufgegeben und dies gilt auch für das Pfarrhaus St. Johannes in Gladbeck-Ost. Von einer Schließung ab 2020 betroffen sein werden wohl in Zweckel am Kardinal-Hengsbach-Platz das Karl-Leisner-Haus, das Pfarrhaus und auch die Küsterei.

Man werde aber in allen Stadtteilen mit mindestens einer Einrichtung weiterhin vertreten sein, versichert Propst Andre Müller. In Butendorf soll das Gemeindeheim am Pfarrer-Grünefeld-Weg diese Funktion übernehmen, in Ellinghorst das Gemeindeheim an der Maria-Theresien-Straße. In Gladbeck-Ost ist hierfür das Jugendheim St. Johannes und in Zweckel das „neue“ Kaplan-Pother-Haus an der Schroerstraße vorgesehen.
Gänzlich „ungeschoren“ kommen demnach die katholischen Einrichtungen der Gemeinde St. Lamberti in Stadtmitte und von St. Josef in Rentfort davon.

Keine Kündigungen für kirchliche Mitarbeiter

Auf Kündigungen von kirchlichen Mitarbeitern will man auf jeden Fall verzichten, dennoch werden aber bis 2030 zwei Volltagsstellen eingespart. Möglich wird dies durch das altersbedingte Ausscheiden mehrerer Mitarbeiter in den nächsten Jahren. Schon ab dem Jahr 2020 wird es in der gesamten Pfarrgemeinde nur noch einen Kirchenmusiker geben und die frei werdende Stelle des Küsters/Hausmeisters soll nicht neu besetzt werden. Hier setzt man auf ehrenamtliches Personal, das zum Teil auch schon geschult wird.

„Wir dürfen nicht in die Schuldenfalle tappen,“ mahnt Probst Müller. Ohne Einsparungen drohe ab dem Jahr 2020 ein defizitärer Haushalt. Und ohne Einsparungen habe man auch keine finanzielle Mittel mehr für sonstige Aktivitäten frei.

Wie die leeren Gebäude nach der eventuellen Schließung weiter genutzt werden können, steht noch nicht fest. „Dazu, dass die alten Gebäude hinter einem Bauzaun verschwinden, wird es nicht kommen,“ verspricht Andre Müller.
„Auch die katholische Kirche muss ihren Platz in der heutigen Gesellschaft finden,“ hat Propst Müller längst erkannt. „Wir müssen nun alle gemeinsam versuchen, die Kirche in Gladbeck neu zu gestalten.“

Dabei, so Müller weiter, müsse man Abschied nehmen von traditionellen Gemeindebildern wie „Pfarrfamilie“. Das „Kirchturmdenken“ sei überholt, gefragt sei eine kirchliche Organisation, die in ganz Gladbeck, in jedem Stadtteil, wirke.

„Das, was wir vorgelegt haben, ist kein Schließungs- sondern ein Rahmenplan,“ betont Müller mehrfach. Man wolle damit auch die pastorale Entwicklung vor Ort in den Gemeinden anstoßen und damit die Entwicklung und Durchführung von Projekten. Bedeute in der Praxis, dass bei unerwartet positiven Entwicklungen in den jeweiligen Gemeinden das letzte Wort über die angedachten Schließungen doch noch noch nicht gefallen sein muss.

Weder Gewinner noch Verlierer in Gladbeck

Daher gebe es auch weder Gewinner noch Verlierer in Gladbeck. Sehr wohl ist sich der Probst bewusst, dass die nun vorliegenden Pläne bei vielen Katholiken möglicherweise heftige Emotionen auslösen. „Wir sollten diese Emitionen und die damit verbundene Leidenschaft dahingehend nutzen, sie für die gesamte Kirche in Gladbeck positiv umzusetzen,“ hofft der Andre Müller.

In Gladbeck geht man übrigens davon aus, dass das „Pfarrentwicklungskonzept St. Lamberti“ von den Bistums-Verantwortlichen genehmigt wird. Womit die Bistums-Spitze ebenfalls Neuland betreten wird, denn „St. Lamberti“ ist die erste von 42 Bistums-Pfarreien, die ein solches Konzept vorlegt.

Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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