Achttägige Israel-Reise hinterließ bei jungen Gladbeckern bleibende Eindrücke

Mit bleibenden EIndrücken kehrten 22 junge Gladbecker von ihrer Gedenkstättenreise durch Israel zurück. Unser Foto zeigt die Gruppe über den Dächern von Jerusalem.
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Gladbeck/Israel. In den letzten Jahren organisierte der Gladbecker Georg Liebich-Eisele auf ehrenamtlicher Basis für die Arbeiterwohlfahrt (AWO) regelmäßig Fahrten mit Gladbecker Jugendlichen zu Gedenkstätten von Verbrechen des Nationalsozialismus in Berlin. Die jüngste Reise dieser Art fand in den letzten Osterferien 2013 statt.

Jetzt hat Liebich-Eisele erstmals eine Gedenkstätten-Studienfahrt für Jugendliche nach Israel organisiert. An der achttägigen Reise nahmen vom 13. bis 22. August insgesamt 22 Jugendliche (Studenten und Schüler) im Alter zwischen 18 und 27 Jahren tei. Gefördert wurde die Maßnahme vom Landesjugendamt sowie der Deichmann- und der Springer-Stiftung. Die Israelfahrt wurde mit allen Programmpunkten von den Jugendlichen dokumentiert.

Shoah, Judentum sowie aktuelle politisch und gesellschaftliche Lage

Im Vordergrund dieses Projektes standen die Auseinandersetzungen mit der Shoah, dem Judentum sowie der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Situation in Israel. Begleitet wurde die Reisegruppe durch den langjährigen Mitarbeiter des Jüdischen Museums-Berlin sowie der Gedenkstätte YadVashem, Uriel Kashi.

Den Auftakt des Programms bildete eine ganztägige interreligiöse Stadtführung durch Jerusalem, auch bekannt als Stadt der Religionen. Durch das Jaffator betraten die Besucher die Altstadt, anschließend erfolgte ein Rundgang durch das restaurierte jüdische Viertel. Tempelplatz, Al Aqusamoschee und Felsendomstanden gehörten ebenfalls zum Programm. An der Klagemauer steckten die Jugendlichen kleine Zettel mit persönlichen Wünschen in die Ritzen der Westmauer. Durch die Führung wurden die wichtigsten religiösen Stätten für das Juden.-und Christentum sowie für den Islam besprochen. Außerdem wurden die Gemeinsamkeiten wie auch Unterschiede zwischen den drei Religionen beleuchtet.

Geburtskirche von Jesu Christi in Bethlehem

Der nächste Programmpunkt war der Besuch der Stadt Bethlehem. Auf der Fahrt nach Bethlehem musste die Gruppe mehrere Kontrollpunkte des israelischen Militärs passieren, was schon dann bei den Jugendlichen doch für sehr gemischte Gefühle sorgte. In Bethlehem fand eine Führung durch Uriel Kashi in der vermuteten Geburtskirche von Jesus Christi statt. Anschließend hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, die Altstadt von Bethlehem selber zu erkunden.
Am Nachmittag wurde das Israel Museum in Jerusalem besucht, wo die Themen Jüdisches Leben, Religion und Traditionen im Laufe der Jahrhunderte behandelt wurden.

Am nächsten Tag wurde die historische Ausstellung der Gedenkstätte YadVashem, die für die von den Nationalsozialisten ermordeten Juden errichtet worden ist, besucht. Hier stand im Vordergrund die Frage, wie die israelische Gesellschaft mit dem Thema Holocaust umgeht und wie inwiefern sich dieser Umgang in der Ausstellung widerspiegelt.

Treffen mit dem Zeitzeugen Saul Oren

Nach dem Rundgang in der Ausstellung fand ein Treffen und Gespräch mit dem Zeitzeugen Saul Oren statt, der den Jugendlichen seine persönliche Geschichte erzählte. Saul Oren wurde im Alter von 14 Jahren zusammen mit seinem Bruder nach dem Überfall der deutschen Armee auf Polen nach Auschwitz deportiert. Anschließend wurde er zusammen mit 11 weiteren Jugendlichen nach einer Selektion durch den Internisten Arnold Dohmen ins KZ-Sachsenhausen gebracht, wo Dohmen medizinische Versuche an den jungen Menschen durchgeführt hat. Saul Oren wurden Virenkulturen in den Darmtrakt injiziert; zur Prüfung der Ergebnisse wurden an ihm schmerzhafte Leberpunktionen durchgeführt. Saul Oren konnte schließlich nur durch die Hilfe von norwegischen Häftlingspflegern gerettet werden und überstand auch den anschließenden Todesmarsch. Über Frankreich ist Saul Oren als junger Mann dann glücklicherweise nach Palästina ausgewandert.

Der Besuch der Gedenkstätte YadVashem, insbesondere das Gespräch mit Saul Oren, hinterließ bei den Jugendlichen ein sehr intensives Gefühl von Traurigkeit und Wut - aber auch großer Freude, da Saul Oren nach den schrecklichen Erlebnissen in Auschwitz und Sachsenhausen in Israel eine neue Heimat gefunden hat. Im Kreise seiner großen Familie hat er wieder zurückgefunden in ein „normales“ Leben.

Hilfe für Holocaust-Überlebende

Am Montag ging es dann für die nächsten vier Tage nach Tel Aviv, wo unter anderem ein Gespräch mit der "Helping Hand Coalition" (HCC) stattfand. Die HHC unterstützt in besondere Weise Holocaustüberlebende, die aus den GUS-Staaten nach Israel eingewandert sind, mit Lebensmitteln, Kleidung, finanziellen Hilfen sowie kulturellen und sozialen Angeboten.

Am Nachmittag wurde das Diaspora Museum besucht, wo mit modernen Techniken und audiovisuellen Darstellungen die Geschichte der Gemeinden der jüdischen Diaspora rund um die Welt von der Zeit des Babylonischen Exils bis zur Gegenwart erläutert wird.

Im Seminarzentrum GivatHaviva hatten die Jugendlichen am nächsten Tag die Möglichkeit, sich mit der freien Journalistin Lydia Aisenberg über das Thema „Arabische Minderheit und Jüdisch-Arabische Koexistenz" zu unterhalten. Anschließend wurde eine gemeinsame Tour entlang der Grünen Linie unternommen und die Sperranlagen sowie das Dorf Barta´ah besichtigt, welches durch die Grüne Linie geteilt worden ist.

Ermordung des damaligen Regierungspräsidenten Rabin

Stadtführungen in Jaffa und Tel Aviv standen ebenfalls noch auf dem Programm. Hier wurden die Jugendlichen von Reiseleiter Uriel Kashi über geschichtliche und aktuelle Ereignisse informiert. So wurde auch das Haus Meir Dizengovs besucht, wo David Ben Gurion 1948 die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel verkündigte. Anschließend wurde der Rabin Platz besucht, wo am 4. November 1995 der israelische Ministerpräsident von einem jüdischen Extremisten ermordet wurde. Hier hat Uriel Kashi nochmal in beeindruckender Weise die Stimmung der israelischen Bevölkerung nach dem Attentat beschrieben. Eine Zeit in Israel, wo der überwiegende Teil der israelischen Bevölkerung sich für einen Frieden mit den Palästinensern aussprach.
Uriel Kashi informierte die Jugendlichen auch über die sozialen Proteste, die im Juli 2011 in Israel stattfanden. Junge Menschen wollten mit ihren Protesten vor allem auf die sozialen Ungerechtigkeiten (unter anderem Wohnungsnot und geringe Löhne) aufmerksam machen.

Der letzte Programmpunkt der Fahrt war schließlich ein Gespräch mit dem Kulturattache` Stefan Kobsa in der Deutschen Botschaft in Tel Aviv. Hier wurden die Jugendlichen über den aktuellen Stand der Deutsch-Israelischen Beziehungen informiert. Dies beinhaltete auch einen sehr guten Einblick in die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation des Landes Israel.

Noch viel mehr Wahrheiten nötig, um Land und Menschen zu verstehen

Die Jugendlichen waren sich nach einer Auswertung der Fahrt einig, dass die gemeinsame Zeit in Israel eine sehr intensive Erfahrung war. Sie würden noch einige Zeit brauchen, um die vielen Eindrücke zu verarbeiten. Viele Wahrheiten hätten sie in Israel erfahren, jedoch würden sie noch viele Wahrheiten benötigen, um das Land und ihre Menschen noch besser verstehen zu können.

Eine sehr wichtige Erkenntnis für die TeilnehmerInnen war aber auch, dass sie in ein Land gereist waren, wo trotz aller Probleme und Schwierigkeiten auch ein ganz normales Leben stattfindet. Dies wollen sie nun ihren Freunden und Familien mitteilen, um sie somit für dieses faszinierende Land ebenfalls zu begeistern.

Übrigens: Eine Wiederholung der Fahrt ist für das nächste Jahr schon vorgesehen!

Text & Fotos: Georg Liebich-Eisele

Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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