1. Mai-Demo Appell: "Die Vermögen gerecht besteuern!"
Mit einem gemeinsamen Gottesdienst auf dem Rathausplatz begann der Gladbecker Maifeiertag, danach marschierten die 182 Demonstrationsteilnehmer vom Markt aus zur Stadthalle, hier sah die Besucherzahl deutlich besser aus, 322 Gewerkschaftler versammelten sich hier und warteten auf den Redebeitrag von Professor Christoph Butterwege.
Der Kölner Sozialwissenschaftler und frühere Sozialdemokrat (seine Frau Dr. Carolin Butterwege saß bis 2012 für die Linkspartei im NRW-Landtag) brachte nicht die üblichen Verdi-Mai-Forderungen zu Gehör, sondern redete deutlich Klartext: „40 Prozent aller alleinerziehenden Mütter leben von HartzIV, weil die Ministerin von der Leyen es nicht schafft, die Kinderbetreuung zu organisieren, sondern sie weiter verbürokratisiert.“ Und weiter: „In 300.000 Haushalten ist der Strom abgestellt, sechs Millionen Bürgern ist diese Maßnahme angedroht!“
Der Armutsforscher und Buchautor („Armut in einem reichen Land“) nahm sich vor allem die Unterbezahlung der Arbeitnehmer vor: „24 Prozent der Beschäftigten arbeiten bereits im Niedriglohnsektor, damit haben wir vor allem die südeuropäischen Länder niederkonkurriert, die dadurch ernsthafte Probleme bekommen!“
Butterwege dazu: „Aus Minilöhnen werden Minirenten!“ Es zeichne sich schon jetzt eine Altersarmut ab: „Über 600.000 Senioren über 64 Jahre arbeiten in Minijobs, daher ist es nicht verwunderlich, dass 74-jährige im Schichtdienst Taxi fahren müssen, um über die Runden zu kommen, alternativ dazu schütten die DAX-Konzerne in diesem Jahr 30 Milliarden Dividende aus!“
Weiter nahm sich der Referent die Steuerpolitik vor: „Der Spitzensteuersatz ist viel zu niedrig, aber das reicht gierigen Fußballmanagern immer noch nicht, sie bringen trotzdem ihre Millionen unversteuert ins Ausland.“ Deshalb solle so schnell wie nur möglich auch eine Vermögenssteuer wieder eingeführt werden.
Der Armutsforscher sprach sich auch gegen die Riester-Rente aus: „Das ist reine Augenwischerei, aber Finanzdienstleister, wie der Millionär Maschmeyer haben das erkannt. Die Riester-Rente ist für uns wie eine sprudelnde Ölquelle!“ Butterweges Vorschlag dazu: „Abhilfe könnte der Mindestlohn bringen, in 20 von 27 Industrieländern ist er bereits Alltag, aber wir diskutieren hier noch.“
Eine weitere Forderung ist die Bürgerversicherung, hier sollten sich alle „Geldverdiener“ beteiligen, auch die Einkünfte aus Miet-, und Pachtvermögen müssen eine gerechte Besteuerung erhalten!“
Roger Kreft als Organisator und Co-Redner ging weiterhin auf die Arbeitsmarktsituation in Gladbeck ein. Die Kundgebung bereicherte außerdem die Gruppe „Untertanen“ aus Münster, sie intonierten unter anderem Lieder von Bert Brecht und Kurt Eisler.
Zum Schluss noch zwei Zitate aus der Predigt von Pfarrer Uwe Hildebrandt: „Immer weniger Menschen müssen immer mehr leisten und immer mehr Menschen fallen 'aus der Mühle heraus' und haben das Nachsehen. Der Riss geht mitten durch unsere Gesellschaft!“ Und ergänzend dazu: „Wo das Geld im Mittelpunkt steht, wird das Wirtschaften unmenschlich!“
Text und Fotos: Peter Braczko
Autor:Lokalkompass Gladbeck aus Gladbeck |
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