SV13: Eine hundertjährige Erfolgsgeschichte
Im feierlichen Rahmen zelebrierte der SV13 als einer der erfolgreichsten deutschen Schwimmvereine seinen dreistelligen Geburtstag, das alles natürlich auf dem Freibadgelände – wo auch sonst?
Viel Vorarbeit – und dann standen die 225 Quadratmeter großen Zelte millimetergenau auf der Freibadterrasse, „Pommes-Friedhelm“ zeigte sich mit seiner Arbeit zufrieden, die 124 Ehrengäste konnten anrücken, einschließlich der Festredner, darunter Hauptredner Christian Keller aus Kettwig, mehrfacher Schwimmolympiasieger.
Das erste Wort hatte der SV13-Vorsitzender Bernd Grewer, er freute sich über einhundert erfolgreiche Jahre: „Die Dreizehn erwies sich für uns Gladbecker als Glückszahl!“ und bei der Gelegenheit verriet er, dass die allererste, gezogene Lottozahl auch aus diesen beiden Ziffern bestand, denn 1913 begann der Start der „Schwimmhochburg Gladbeck“ mit dem Bau des alten Hallenbades, für Bergleute und deren Familien, zu deren Wohnausstattung noch keine Badewanne gehörte, ein Zielpunkt für die gründliche Säuberung. Drei Tage nach der Eröffnung gründete sich der SV13, bis 1924, damals noch eine Unterabteilung des Sportvereins TV12.
Nach der Eröffnung des „Wilhelm-Bades“ stieg das Interesse für den Schwimmunterricht – und wer Schwimmen kann, der möchte sich auch bei Wettkämpfen messen. So hatte der einzige Wassersportverein nicht nur viele Mitglieder, sondern auch viele Sieger: Artur Heina, Studentenweltmeister Dr. Paul Schulte (der den Verein Jahrzehnte leitete), Erwin Simon, Walter Herzogenrath, Alfred Borgsmöller, die Brüder Schuknecht. Heina und Simon vertraten Gladbeck auf der Olympiade 1936 in Berlin, beim Turnfest in Breslau holte der SV13 den Titel „bester Schwimmverein im Reich!“
1928 baute die Stadt einen weiteren Glanzpunkt, das Freibad als Teil der Freizeitanlage Wittringen, das glücklicherweise weitgehend den Krieg überstand. Das historische Hallenbad dagegen zerdepperten teilweise Bomben. Als Deckenteile die Badenden gefährdeten, musste ein neues und modernes Hallenbad her: 1964 lief das erste Wasser ins große Becken des neuen Hallenbades im Rathauspark. Einen Namen bekam es nicht: „Hallenbad Gladbeck“ musste reichen!
Das grundrenovierte Freibad dagegen erfüllte alle Richtlinien und schaffte es 1963 zum Austragungsort der deutschen Schwimm-Meisterschaften – ein großer Erfolg für Gladbeck. Das Freibad mit seinem modernen Sprungturm, den drei Hauptbecken und einem Kleinkinderbassin lockte auch andere Ruhrgebietler nach Gladbeck. Mitte der Siebziger fällte der Stadtrat eine weitere, kluge Entscheidung: Damit der wichtige Trainingsbereich auch im Winter weiter laufen konnte, bekam das Freibad eine witterungsbeständige „Pelle“, das freute natürlich besonders die Wasserballer. Das Freibad erhielt die Plakette: „Schwimm-Leistungsstützpunkt!“
Die sportlichen Erfolge liefen weiter: Walter Kruschinski prägte den Schwimmsport in den Fünfzigern, Michael Kraus schaffte mehrfach deutsche Meistertitel, startete 1976 bei den Olympischen Spielen in Montreal und holte Bronze, Barbara Selter bewies sich als mehrfache deutsche Meisterin, Dirk Korthals trainierte in Gladbeck und brachte 1984 in Los Angeles die Silbermedaille nach Hause und auch Behinderte erhielten eine besondere Förderung: Diana Reiberg schwamm als Gehörlose in ihrem Bereich vier Europarekorde.
Bernd Grewer führte kenntnisreich durch die Veranstaltung, dabei konnte er auch witzig sein, im Hauptberuf Richter, rief er einem Zwischenrufer zu: „Ich bin auch nicht bei meinen Urteilsverkündungen gewohnt, dass ich unterbrochen werde!“
Festredner Schwimm-Olympiasieger Christian Keller freute sich darüber, dass Gladbeck durch geschickte Einbeziehung des SV13 eine Freibadschließung (vergleichbar in anderen Städten) vermeiden konnte. Ein Bürgerbegehren wie aktuell mit dem Bottroper Stenkhoffbad: In Gladbeck undenkbar! Keller regte auch an, mehr unter den Migrantenkindern zu werben, hier stehen Fußball, Boxen und Taek-won-do auf der Favoritenliste, da hat der Schwimmsport dringend Nachholbedarf! Auch das Medieninteresse lässt gerade bei den TV-Sendern nach nach. Keller warb mit seinem Beispiel: „Schwimmen befreit mich – außerdem freute sich immer meine Mutter, weil ich sauber nach Hause kam!“
Als weiterer Festredner beklagte NRW-Schwimm-Vizepräsident Dr. Günther Schauwienold, dass immer mehr Schüler die Grundschule ohne Schwimmleistungen verlassen, dabei zeigen tödliche Unfälle in der letzten Zeit, dass die sichere Bewegung im Wasser lebensrettend sein kann.
Es folgte eine durchaus lockere Podiumsdiskussion über „alte Zeiten“, an der damalige Rekordschwimmerinnen wie Ute Bockhoff (heute Rothenstein), Regina Bialowons (heute Schmidt), Christa Bothe (heute Oehmke), der Hans-Josef Justen (selbst SV-Mitglied), Dr. Michael Kraus und Lothar Sikorski als Geschäftsführer teilnahmen.
Danach folgte der Höhepunkt der festlichen Veranstaltung, Klaus Hilgers, Sohn des legendären SV-Denkmals „Pepi“ Hilgers, erhielt den Titel „Ehrenvorsitzender“, immerhin gehört der rüstige 90-jährige „seinem SV13“ seit 85 Jahren an. Der aktive Schwimmsport hat ihn fit und gesund gehalten. Ein bewegender Moment, der die Festgäste zu stehendem Dauerbeifall animierte.
Besondere Erwähnung auch für Otto Holzer (ehemaliger Sportchef der Ruhr-Nachrichten), der sich die Mühe machte, ein 150-seitiges Buch über die Geschichte des Schwimmvereins zu schreiben, das großen Anklang fand und für zehn Euro allen Interessierten zum Verkauf steht. Auf die nächsten hundert Jahre!
(Text und Fotos: Peter Braczko)
Autor:Annette Robenek aus Gladbeck |
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