Annika Drazek: 19-jährige Ex-Leichtathletin aus Gladbeck ist frischgebackene Bob-Vizeweltmeisterin

Als frischgebackene Vize-Weltmeisterin und Gewinnerin der Silbermedaille im Damen-Zweier-Bob trug sich Annika Drazek ins „Goldene Buch“ der Stadt Gladbeck ein.  Damit ist der ehemaligen Leichtathletin aus den Reihen des „TV Gladbeck“ in nur Jahresfrist der Sprung in die Bobsport-Weltklasse gelungen.
  • Als frischgebackene Vize-Weltmeisterin und Gewinnerin der Silbermedaille im Damen-Zweier-Bob trug sich Annika Drazek ins „Goldene Buch“ der Stadt Gladbeck ein. Damit ist der ehemaligen Leichtathletin aus den Reihen des „TV Gladbeck“ in nur Jahresfrist der Sprung in die Bobsport-Weltklasse gelungen.
  • hochgeladen von Uwe Rath

Sport gehört schon seit der frühsten Kindheit zu ihrem Leben. Und wie es sich für eine Gladbeckerin gehört, waren es leichtathletische Disziplinen, denen sich Annika Drazek gewidmet hat. Und prompt kehrte die 19-jährige, die derzeit noch bei ihren Eltern in Rentfort-Nord wohnt, nun als Vize-Weltmeisterin in ihre Heimatstadt zurück.

Die Silbermedaille hat die ehemalige Heisenberg-Gymnasiastin aber keineswegs auf irgendeiner Laufbahn in einem Leichtathletik-Stadion gewonnen, sondern im Eiskanal von Winterberg. Und zwar als Anschieberin der deutschen Bob-Pilotin Anja Schneiderheinze.

Stiller Wechsel ins Lager der Bobsportler

Denn sozusagen auf „Umwegen“ ist die junge Gladbeckerin zur Wintersportart „Bob“ gekommen. Ziemlich exakt zehn Jahre, nachdem sie im Schulsport für die Leichtathletik entdeckt wurde. Auf der 100 Meter-Sprint-Strecke war sie in den Folgejahren zu Hause, machte auch international mit Spitzenzeiten auf sich aufmerksam.

Weniger öffentlichkeitswirksam gestaltete sich der Wechsel von Annika Drazek zum Bobsport. Ein eher fast schon heimlicher Wechsel, an dem TV Gladbeck-Trainer Heiner Preute nicht ganz unbeteiligt war, denn aus seiner aktiven Bob-Zeit unterhält er bis heute Kontakte zu der Bob-Szene, war Athleten-Trainer. Die Idee, Annika Drazek in einem Bob zu setzen, kam schon zeitig auf, nahm schließlich immer mehr Form an. Anfang Januar 2014 dann die ersten Anschub-Tests im thüringischen Oberhof, bei denen die Gladbeckerin glattweg auch männliche Mitstreiter in den Schatten stellte.

Eintrag ins„Goldene Buch“ der Stadt

Die Silbermedaille und den Titel „Vize-Weltmeisterin“ hat Annika Drazek aber scheinbar gut „verdaut“. Das war zu merken beim Empfang im Rathaus durch Ulrich Roland, denn um einen Eintrag ins „Goldene Buch“ der Stadt Gladbeck kam die Bob-Anschieberin nicht herum.

Und sie erzählte erfrischend locker über ihre bisherigen Erlebnisse. Dass sie mit ihrer Erfurter Pilotin Anja Schneiderheinze in St. Moritz eine Spitzengeschwindigkeit von 140 Stundenkilometer erreich habe, dass sie beim Bobsport auch schon einen Sturz erlebte und das der Bobrennsport „einfach cool“ sei. Auch wenn die Frau Mama scheinbar bei jedem Rennen um ihre Tochter bangt. Bei Drazeks werden erst einmal alle Läufe aufgenommen und erst anschließend, wenn die Tochter heil im Ziel angekommen ist, angeschaut.

Mit ihrer Pilotin Anja Schneiderheinze kommt die junge Gladbeckerin offenbar sehr gut aus. Schneiderheinze sei mit ihren 36 Jahren zwar deutlich älter, aber auch sie sei ein eher Ruhe suchender und sehr lieber Mensch, so die Lobeshymne auf die Erfurterin. Ein Jahr wird Schneiderheinze nun noch „dranhängen“, ob mit Annika Drazek als Anschieberin steht aber noch nicht fest. „Das wird sich in den nächsten Monaten zeigen.“

Total im Focus der Öffentlichkeit ist Annika Drazek offenbar noch nicht angekommen. Auch nicht in ihrer Heimatstadt Gladbeck. Sie könne noch ganz normal durch die Fußgängerzone gehen, müsse nicht hunderte Autogrammwünsche erfüllen, versichert die Sportlerin.

Sport wird auch künftig im Leben der Annika Drazek eine ganz große Rolle spielen. Der Leichtathletik ist sie als Sportlerin wohl schon verloren gegangen, aber der Bobsport - und damit auch ihr neuer Verein BSC Winterberg - hat ein hoffnungsvolles Talent gewonnen.

Start bei Olympia bleibt das erklärte Ziel

Denn einen Wechsel vom der Anschieberposition zu den Lenkseilen und damit auf die Pilotinnenposition ist für sie durchaus denkbar. Und ein Ziel hat sie weiterhin ganz klar vor Augen: Einmal bei einer Olympiade an den Start gehen. Dann eben nicht über die 100 Meter-Sprintstrecke, sondern bei der rasanten Fahrt durch einen Eiskanal im In- oder Ausland. Und vielleicht kann sich dann ja eine Olympia-Medaillengewinnerin im „Goldenen Buch“ verewigen.

Der rasante Aufstieg der Annika Drazek hat aber sehr wohl schon jetzt Spuren beim heimischen TV hinterlassen. Vielleicht gibt es in den Reihen der Leichtathleten ja noch weitere Aktive, die sich für den Bobsport empfehlen? Und vielleicht kann der Verein ja speziell für Bobsportler geeignte Trainingsbedingungen schaffen.

Gladbeck auf dem Weg zu einer Bobsport-Hochburg? Die Zukunft wird es zeigen. Sollte es so kommen, so dürfte diese Entwicklung ganz eng mit dem Namen von Annika Drazek verbunden sein.

Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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