Wie echt sind unsere Lebensmittel ?

Was ist eigentlich in unseren Lebensmitteln drin? Und vor allem: Ist wirklich nur das drin, was auch darauf steht? Ist in meinem Erdbeerjoghurt wirklich Erdbeere drin? Und darf im Schafskäse gar Milch von der Kuh sein? Gerade wenn es um unsere Lebensmittel geht, haben viele ein komisches Gefühl. Und das nicht erst seit den jüngsten Skandalen.

Nahrungsmittel aus der Fabrik sind Teil der Esskultur – ganz offensichtlich als Tütensuppe und Fertigpizza, besser versteckt als Analogkäse und Aroma. Doch die wenigsten wissen, wie die Industrie unser Essen produziert und woher die Zutaten kommen.

Nicht einmal vor dem Steinofen hat die Industrialisierung haltgemacht. Sie hat ihn in ein Fließband verwandelt. Wie die Radketten eines Panzers sieht das Band mit den quer liegenden schwarzen Steinplatten aus, auf dem die Pizzen zum Vorbacken durch den Feuertunnel fahren.

Tiefkühlpizza ist ein Massenprodukt, sie ist eines der beliebtesten Fertiggerichte der Deutschen. 260.000 Tonnen haben sie vergangenes Jahr davon gegessen, im Schnitt neun Pizzen pro Person. Ohne industrielle Massenproduktion wäre das unmöglich.

Wie gefährlich ist unser Essen?
Der Skandal um falsch etikettiertes Fleisch verunsichert die Verbraucher. Zwar werden Lebensmittel in Deutschland scharf kontrolliert – gegen legalen Produktschwindel und schlechte Qualität hilft das allerdings wenig. Der Etikettenschwindel um Pferdefleisch im Rinderhack wirft ein schlechtes Bild auf die Lebensmittelbranche.

Wie echt sind unsere Lebensmittel?
Die Hersteller nutzen viele Möglichkeiten der Manipulation – vor allem beim Geschmack. Seitdem die Aromen von vielen Zutaten auch industriell produziert werden können, hat sich die Zusammensetzung verändert. Um beispielsweise den Geschmack von Krabben, Schokolade, Rauch, Tomaten, Erdbeeren oder Himbeeren zu erreichen, wird das Original nicht mehr benötigt. Verbrauchertests haben ergeben, dass dem Konsumenten der Unterschied nicht auffällt.

Was sagt die Verpackung?
Wer die Illusion hat, das alles so ist, wie groß auf der Packung aufgedruckt, lebt nicht zeitgemäß. Schafskäse mit griechischen Motiven muss nicht aus Griechenland stammen, Mozarella nicht aus Italien.
Es gibt Hunderte weiterer Beispiele. Verbraucherschützer nennen das legale Täuschung.
Eine verpflichtende Herkunftsbezeichnung gibt es nur für wenige Lebensmittel, sobald sie verarbeitet sind, entfällt die Vorschrift meist völlig.
Der Verbraucher kann deshalb keine Lebensmittelströme steuern.

Stimmen wenigstens die Namen der Lebensmittel?
Nicht immer: Oft lohnt sich der Blick auf die Zutatenliste, die es immer geben muss. So ist der Anteil von Hering in Heringssalat manchmal niedriger als der von Rindfleisch; Geflügelsalami enthält auch andere Fleischsorten.

Wie künstlich können Lebensmittel sein?
Mit einigen Tricks können die Kosten für die Lebensmittelproduktion deutlich gesenkt werden. Eine Möglichkeit besteht darin, das Volumen zu erhöhen. Weil Wasser günstiger ist als Zutaten, ist es finanziell attraktiv, den Wassergehalt etwa mit Emulgatoren zu erhöhen. Eine weitere Alternative ist die Herstellung von Zutaten aus Abfällen oder Resten anderer Produktionswege.

Formfleisch oder Schinkenersatz besteht aus zusammen geklebten Fleischresten, Analogkäse wird aus Pflanzenöl und Milch produziert. Manchen Lebensmitteln dürfen bis zu einem bestimmten Prozentsatz fremde Substanzen beigemischt werden.

Welche Gefahr geht von Lebensmitteln aus?
Deutsche Lebensmittel sind sicher. Früher gab es deutlich mehr Probleme mit verdorbenem Essen oder Bakterien wie Salmonellen. Durch mehr Kontrollen und bessere Hygienestandards ist dieses Problem deutlich geringer geworden. Die meisten Vergiftungserscheinungen resultieren heutzutage von den hochansteckenden Noroviren. Nicht vernachlässigen darf man aber Schadstoffe, die mit den Mahlzeiten zwar nur in sehr geringen Mengen aufgenommen werden, sich aber über lange Zeit im Körper anreichern und die Entstehung von Krankheiten begünstigen. Da gibt es noch Handlungsbedarf.

Wie gut funktionieren die Kontrollen?
Deutschland hat eine sehr gute Lebensmittelanalytik. Schadstoffe oder falsche Inhaltsstoffe werden von den gut ausgestatteten Laboren fast immer gefunden, selbst in niedrigen Konzentrationen. Allerdings sticht dieser Trumpf erst, wenn der Lebensmittelskandal eingetreten ist.

Gibt es Schummeleien nur bei Rindfleisch?
Nein, auch von anderen Fleischsorten und sogar bei Fisch sind Manipulationen bekannt. Bei Restauranttests stellte sich heraus, dass mancher Edelfisch nur ein gewöhnlicher Seelachs war. Seit dem Auftreten der Rinderkrankheit BSE muss die Herkunft von frischem Rindfleisch im Handel angegeben werden. Auf Fertigprodukten ist aber nur noch die Angabe nötig, welches Fleisch verarbeitet. Das gilt bereits für marinierte oder gewürzte Produkte.

Was kann der Verbraucher tun?
Solange es keine regionale Kennzeichnungspflicht und bessere Etiketten gibt, hilft nur gesundes Misstrauen. Lebensmittelkauf ist Vertrauenssache: Produkte oder Händler, mit denen man gute Erfahrung gemacht hat, sollten weiter die erste Wahl sein.

Wer sich über die immer wiederkehrenden Fleischskandale ärgert, kann auf die Ehrlichkeit des Marktes oder das Engagement der Politik hoffen. Oder einen Bogen um Billig-Fleisch und billige Fertigprodukte machen. Gesünder ist es in jedem Fall.

Autor:

Süleyman Kosar aus Gladbeck

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