Wenn der Einbrecher auch die innere Ruhe raubt

Die Erfahrung eines Einbruchs kann beim Betroffenen anhaltende Grundängste auslösen. | Foto: psycheplus/Dan Race – Fotolia.com
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Die Tür wurde aufgebrochen, die Schränke wurden durchwühlt, die persönlichen „Schätze“ entwendet – in Deutschland werden jährlich im Schnitt rund 130.000 Einbrüche verzeichnet, Tendenz steigend. Auch für Gladbeck meldet die Polizei fast täglich Einbruchsdelikte.

Dabei ist der Verlust von Bargeld und Wertsachen für die Betroffenen meist noch das geringere Übel: Ein Einbruch wird von den Opfern auch immer als gewaltsames Eindringen in die eigene Intimsphäre erlebt.

Das ist oft mit weit reichenden und mitunter anhaltenden psychischen Folgen verbunden, weiß der Psychologe Benjamin Martens von psycheplus. „My Home is my Castle“ – diese Redensart kommt nicht von ungefähr: Das eigene Zuhause ist unser Lebensmittelpunkt und Rückzugsgebiet. Der Ort, an dem wir uns sicher fühlen.

„Wird dieser persönliche Kokon verletzt, reagieren wir darauf entsprechend heftig“, schildert der Psychologe Benjamin Martens. Eine solche Erfahrung untergräbt unsere sogenannte „gelernte Sorglosigkeit“ – das Gefühl von Zuversicht. Durch den Einbruch wird die abstrakte Statistik für das Opfer nun schlagartig konkret – und die vermeintlich sichere Welt gerät plötzlich aus den Fugen.

Viele Einbruchsopfer reagieren darauf zunächst mit Aggression – sie sind verständlicherweise wütend auf den Eindringling. Gleichzeitig wachsen Unsicherheit und Angst. „Die Erfahrung eines Einbruchs kann beim Betroffenen anhaltende Grundängste auslösen“, erklärt der Experte.

Er rät Betroffenen vor allem, sich Zeit für die Verarbeitung der Erfahrung zu geben. „Hier helfen Gespräche, etwa mit Experten der Polizei oder einem spezialisierten Psychotherapeuten. Ziel sollte sein, das Ereignis objektiv einzuordnen und sich nicht in die entstandenen Ängste hineinzusteigern“, rät der Psychologe. Darüber hinaus helfen gezielte Maßnahmen, wie die Anbringung eines zusätzlichen Schlosses oder von Jalousien vor den Fenstern, um anhaltende Ängste zu überwinden.

Was man nach einem Einbruch vermeiden sollte:
Wer nach einem Einbruch eine chaotische Wohnung vorfindet, ist schnell versucht, die Spuren des Eindringlings zu beseitigen. Das aber erschwert oder verhindert gar die Aufklärung des Verbrechens. Deshalb: Nichts anfassen, Polizei rufen, sich nach deren Eintreffen in Ruhe einen Überblick über den Schadensumfang machen.

Ist der erste Schreck verdaut, beginnt oft das Grübeln – Betroffene sollten in dieser Phase der Verarbeitung besser nicht alleine bleiben. Gespräche, helfen, das Erlebte besser zu verarbeiten.

Als Betroffener sollte man keinesfalls sich selbst die Schuld geben – der Einbruch ist das Werk des Täters, und auch wenn es schwerfällt, sich die eigene Machtlosigkeit einzugestehen: Das Opfer trägt für die Tat keine Verantwortung.

Ein Einbruch ist ein einschneidendes Erlebnis. Dennoch sollte das Opfer ihm nicht mehr Raum geben als zu seiner Verarbeitung notwendig ist. Wer nach der schlimmen Erfahrung seine Lebensgewohnheiten verändert oder ganz aufgibt (z.B. nicht mehr Bus fährt, abends das Haus nicht mehr verlässt, etc.), macht sich auch über die Tat hinaus zum Opfer seiner schlimmen Erfahrung.

Autor:

Annette Robenek aus Gladbeck

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