Haus- und Nahrungsergänzungsmittel kein Schutz vor Virus
Unsinn in Coronazeiten: "Ich bin kein Virologe, aber..."

Würden Sie ihm vertrauen? Während der Coronakrise blühen im Netz wieder jede Menge selbst ernannte Experten auf, die hanebüchenen Unsinn verbreiten. | Foto: (Symbolbild)
  • Würden Sie ihm vertrauen? Während der Coronakrise blühen im Netz wieder jede Menge selbst ernannte Experten auf, die hanebüchenen Unsinn verbreiten.
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Bei der Frage, wie man sich selbst am besten vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus schützen kann, gehen viele Menschen im Internet und in ihren sozialen Netzwerken auf die Suche nach hilfreichen Tipps und Mitteln, die gegen eine Coronaviren-Infektion helfen. Zum großen Teil stoßen Ratsuchende dort auf haarsträubenden Unsinn und wirkungslose Produktempfehlungen.

“Falschinformationen zur angeblich wirksamen Virenabwehr werden von Scharlatanen gestreut und verbreitet, die Ratsuchenden das Geld aus der Tasche ziehen wollen für angepriesene dubiose Mittelchen. Es gibt derzeit kein Haus- oder Nahrungsergänzungsmittel, das eine Infektion mit dem Virus verhindern kann“, erklärt die Verbraucherzentrale NRW.

Die Verbraucherschützer entlarven einige dubiose Empfehlungen, wie sie etwa bei Facebook, WhatsApp und auf anderen Portalen kursieren:

    Nahrungsergänzungsmittel und Pflanzenstoffe: Derzeit werden Heilmittel die Pflanzenstoffe enthalten – etwa Vitalpilze, Zistrosenextrakt, Rhodiola (Rosenwurz) oder Grüntee, aber auch Bienenprodukte wie Propolis –, verstärkt beworben. Die Stoffe sollen vor einer Infektion mit dem Corona-Virus schützen oder eine Weiterverbreitung verhindern. Sich auf solche Botschaften zu verlassen, ist jedoch gefährlich. Da das Virus erst seit kurzer Zeit bekannt ist, gibt es keine Studien, die eine Wirksamkeit von bestimmten Pflanzen, Vitaminen oder Mineralstoffen belegen. Ratsuchende sollten deshalb jedem Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel misstrauen, das mit dem Begriff „Corona“ wirbt. Ein Gesundheitshinweis auf solchen Produkten – etwa "schützt vor Viren" – ist strikt verboten.
    Zwiebeln und Ingwer – keine virenabtötenden Knollen: Aufgeschnittene Zwiebeln in der Wohnung verteilen, ist Humbug. Die Knollen saugen keine Bakterien und Viren aus der Luft auf! Zwiebeln, wie auch Knoblauch enthalten zwar Sulfide, die zu den gesundheitsfördernden sekundären Pflanzenstoffen gehören und sich positiv auf das Immunsystem auswirken können. Als regelmäßige Zutat beim Kochen sind sie bestens geeignet, aber das Virus vertreiben können sie nicht. Gekochter Ingwer auf leeren Magen gegessen kann ebenfalls nicht helfen, eine Coronaviren-Erkrankung zu heilen. Dieser Aussage wurde schon Anfang des Jahres von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) widersprochen. Wer Ingwer mag, kann ihn gerne essen, als Zutat im Tee trinken oder als Gewürz verwenden.
    Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel: Schokolade oder Joghurt mit Keksen, Brot, Nudeln oder panierte Schnitzel können die Darmwände porös machen, weil sie vielfach den Klebestoff Gluten enthalten? Das ist eine starke Behauptung, die sich im Internet und in sozialen Netzwerken hartnäckig hält. Die angebliche Begründung: Da die Darmschleimhäute mit den Schleimhäuten der oberen Atemwege in Verbindung stehen, wären diese ebenfalls durch die Aufnahme glutenhaltiger Nahrungsmittel geschwächt und anfälliger für Viren. Hierzu fehlt der Beweis!
    Virenabwehr durch Kokosöl und ayurvedische Gewürze: Morgens und abends je einen Teelöffel Kokosöl auf der Zunge zergehen lassen, diese vorbeugende Maßnahme soll helfen, Coronaviren zu vertreiben. Diese Behauptung ist Unsinn. Gewürze wie Safran, Kurkuma, Zimt oder auch Zitronengras dürfen gerne ins Essen, einen Schutz oder Hilfe vor dem schlimmen Virus bieten sie nicht.
    Wohltuende Wirkung von Thymian- und Salbei-Tees: Diese Tees sind traditionelle Pflanzenarzneimittel bei Erkältung. Eine Infektion mit dem Coronavirus ist jedoch schwerwiegender und keine Erkältung! Die Arznei-Tees dienen der Linderung von Beschwerden bei Husten und Schnupfen und eignen sich nicht zur Vorsorge.
    Reichlich heißes (Knoblauch-)Wasser trinken: Heißes Wasser (mit mehr als 60 Grad Celsius) führt eher zu Verbrennungen in Mund und Speiseröhre, bevor es Viren im Magen-Darm-Trakt erreicht! Auch das Gurgeln mit einer Essig-Salz-Lösung schützt nicht vor Infektion.
    Was derzeit wirklich hilft: Ratsuchende sollten bei Empfehlungen auf den Absender achten und diese mit dem gesunden Menschenverstand abklopfen. Die offiziell verkündeten Hygienevorschriften – wie Distanz und Abstand zueinander halten, regelmäßiges, gründliches Händewaschen mit Seife und solo Sonne tanken bei einem Spaziergang, auf dem Balkon oder am geöffneten Fenster – sind einfache, aber wirksame, wenn nicht gar derzeit wirklich lebensrettende Tipps, um das schlimme Virus abzuwehren.

Weitere Informationen bietet die VBZ unter Tel. 0211 3399 5845 (montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr) und online unter www.verbraucherzentrale.nrw/corona.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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