Dreiste Schrottsammler

Zweckel. Die Marktpreise für Altmetalle befinden sich nach wie vor auf hohem Niveau. Teile, die vor Jahren achtlos in der Mülltonne landeten, haben plötzlich noch einen Restwert. So schrecken besonders dreiste Täter auch nicht vor Diebstählen von Friedhofsgeländen zurück. Und so mancher fahrender Schrottsammler geht bei der Suche nach verwertbaren Gegenständen ebenfalls nicht zimperlich vor.

Die Umbau- und Renovierungsarbeiten in der Zechenhaushälfte laufen seit Monaten auf Hochtouren, machen aber stetig Fortschritte: An der Zweckeler Richard-Wagner-Straße sind Janine Domanski und Michael Dall dabei, sich ihren Traum vom eigenen Zuhause zu erfüllen.

Da fällt natürlich auch jede Menge Müll an. Müll, den das junge Paar neben dem Seiteneingang im Bereich des Pkw-Stellplatzes nahe der Mülltonnen ablegt und auch bereits den „ZBG“ mit der Abholung des Sperrmülls beauftragt hat. Doch der Müll lockte auch schon mehrfach ungebetene Interessenten an.

So zum Beispiel Ende Januar, als Janine Domanski gegen 14 Uhr Bewegung neben ihrem Haus bemerkte. „Ich sah mehrere männliche Personen, die sich an den Sachen zu schaffen machten. Ich habe sofort gerufen, sie sollten das unterlassen. Doch das hat die Männer nicht sonderlich beeindruckt.“ Die Unbekannten trennten von den alten HiFi-Boxen die Lautsprecherkabel sowie von ausgemusterten Elektrogeräten die Stromkabel ab und ließen auch noch andere Gegenstände, darunter einen Gartenstuhl, mitgehen. Schnell wurde die „Beute“ auf die Pritsche des Klein-Lkw geworfen und schon brausten die Diebe davon. Der Lkw trug ein Gelsenkirchener Tageszulassungs-Kennzeichen, das sich Janine Domanski noch notieren konnte.

„Das geht einfach nicht,“ ist die Zweckelerin noch immer empört. „Es ist ja nicht so, dass wir den Schrottsammlern nichts gönnen. Aber bitte wenigstens anschellen und nachfragen.“ Denn der verschwundene Stuhl war zum Beispiel eigentlich gar nicht für die Schrottpresse gedacht.

Da es sich bereits um den dritten Vorfall dieser Art gehandelt hat, wurde Janine Domanskis Lebensgefährte Michael Dall bei der Polizei vorstellig und wollte eigentlich eine Anzeige wegen Diebstahls erstatten. „Der Beamte fragte mehrfach, ob wir den Vorfall wirklich zur Anzeige bringen wollten. Das würde sich angesichts des geringen Wertes der Beute gar nicht lohnen,“ versteht das junge Paar die Welt nicht mehr so recht.

Dabei geht es Janine Domanski und Michael Dall weniger um den Materialwert, sondern eben um das dreiste Vorgehen der Täter. „Das ist ja nicht nur Diebstahl, sondern auch Hausfriedensbruch. Das ist unser Grundstück. Wir betreten ja auch nicht das Grundstück von Fremden, um da irgendwelche Dinge zu entwenden.“

Janine Domanski und Michael Dall werden jetzt mit „Argusaugen“ die vorbeifahrenden Schrottsammler beobachten. „Das lassen wir uns nicht noch einmal bieten,“ versichern die beiden Zweckeler.

Das der Vorfall in Zweckel zumindest den Tatbestand „Diebstahl“ erfüllt bestätigt auch Harald Hofmann (1. Werkleiter des ZBG). „Die Gegenstände befanden sich auf dem Privatgelände und dort haben Fremde nichts zu suchen. Und auch dann, wenn Teile als Sperrmüll zum Abtransport am Fahrbahnrand deponiert sind, dürfen sich keine Sammler daran vergreifen. Denn wenn der bisherige Besitzer die Teile zum Abtransport durch den ZBG bereit stellt, gehen die Gegenstände sofort in unserer Besitz über. Wen sich dann jemand daran zu schaffen macht, ist der Tatbestand des Diebstahls erfüllt.“

Gladbecker, die derartige Vorfälle beobachten, können sich beim „ZBG“, Tel. 02043/992101, melden. „Wir entscheiden dann, ob wir die Angelegenheit zur Anzeige bringen,“ so Harald Hofmann.