Drei Fragen machen auch Laien die Schlaganfall-Diagnose möglich
Gladbeck. 270.000 Menschen erleiden in Deutschland jährlich einen Schlaganfall, Tendenz steigend. Vier Fünftel der Betroffenen sind 60 Jahre und älter. Der Schlaganfall ist der häufigste Grund für erworbene Behinderungen im Erwachsenenalter. Und auch in Gladbeck steigt die Zahl der Betroffenen stetig an.
"Schon ein einzelnes Anzeichen für einen Schlaganfall sollte zum Wählen der Notrufnummer führen. Auch Laien können mit einem Schnelltest beim Betroffenen die Symptome abchecken – jede Sekunde zählt," erläutert der Gladbecker Apotheker.
Dabei ist Zeit ist nicht so sehr Geld, sondern Hirn: Ein "Stroke-Angel"-Minicomputer übermittelt direkt die Daten eines Schlaganfall-Patienten per Funk an das Krankenhaus, so dass dort sofort mit der Therapie begonnen werden kann. 80 Prozent der Betroffenen sind übrigens 60 Jahre und älter. Der Schlaganfall ist somit der häufigste Grund für erworbene Behinderungen im Erwachsenenalter.
Ein Schlaganfall entsteht, wenn ein Blutgefäß im Gehirn oder Gefäß im Halsbereich, das das Hirn versorgen soll, "verstopft" ist oder "platzt" und der Blutstrom dadurch unterbrochen wird. Die die umliegenden Gehirnzellen werden dann nicht ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt und können absterben.
Die Zellen in der betroffenen Hirnregion würden dadurch zunächst nur in ihrer Funktion gestört – und könnten durch schnelles Handeln gerettet werden. "Die Chance, dass ein Mensch sich davon ohne bleibende geistige oder körperliche Folgen erholt, steigt deshalb erheblich mit der Geschwindigkeit, in der Hilfe naht." erläutert Christoph Witzke. Deshalb sei es sehr wichtig, dass möglichst viele Menschen die Symptome des Schlaganfalls kennen und im Notfall sofort den Rettungsdienst alarmieren, betont der Apotheker.
Risikofaktoren für Schlaganfall sind • fortgeschrittenes Alter, • genetische Veranlagung, • Krankheiten die eine Verschlusskrankheit begünstigen (zum Beispiel Diabetes, hoher Blutdruck, hoher Cholesterinspiegel), • starker Alkoholkonsum sowie • Rauchen.
Zu den möglichen Symptomen zählen Seh- oder Sprachstörungen, heftige Kopfschmerzen, starker Schwindel, Taubheitsgefühle in einzelnen Körperregionen oder Lähmungserscheinungen. "Wenn auch nur eines der Symptome plötzlich am eigenen Körper oder anderen Personen bemerkt wird, sofort die 112 wählen", rät Apotheker Witzke. "Den Rettungsdienst lieber einmal zu viel als einmal zu wenig rufen!"
Den Drei-Fragen-Schnelltest von Sanitätern zur Schlaganfall-Schnelldiagnose können übrigens auch Laien problemlos durchführen: Kann die Patientin oder der Patient den Mund zu einem gleichmäßigen Lächeln formen? Beide Arme gleichmäßig mit den Handflächen noch oben in die Höhe halten? Einen einfachen Satz nachsprechen, zum Beispiel "Das ist ein sehr saurer Apfel"? Wenn nicht, ist es zu 95 Prozent ein Schlaganfall und der Betroffene muss sofort ins Krankenhaus.
Dort muss dann als allererstes mit Hilfe einer Computertomographie (CT) oder auch einer Kernspintomografie der Grund des Schlaganfalls bestimmt werden. "Bei 85 Prozent aller Fälle ist das eine umschriebene Mangeldurchblutung des Gehirns durch einen Gefäßverschluss. Nur bei 15 Prozent ist es eine Blutung", erklärt Apotheker Witzke.
Blutgerinnsel, die die Gefäße verstopfen, können in der Klinik mit Hilfe einer Infusion mit einem gerinnungshemmenden Medikament aufgelöst werden. "Das muss spätestens vier Stunden nach dem Auftreten der ersten Symptome passieren, sonst ist das Verfahren zu gefährlich und auch kaum noch wirksam", erläutert Witzke. Je früher, desto besser. Bei Hirnblutungen können in speziellen Fällen andere Medikamente die Gerinnung fördern und damit die Blutung stoppen.
Eine große Hilfe ist aus Sicht von Christoph Witzke, wenn das behandelnde Krankenhaus über eine der 229 sogenannten "Stroke-Units" verfüge, die von der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe zertifiziert worden sind. Eine "Stroke-Unit" ist eine Station, auf der Schlaganfallpatienten rund um die Uhr besonders überwacht werden, wobei ein Team von Neurologen, Kardiologen, Neuro- und Gefäßchirurgen sowie Radiologen zusammenarbeitet. Dort beginnt auch schon in den ersten Tagen die Rehabilitation durch Physio- und Ergotherapie, Logopädie und Pflegende.
Autor:Uwe Rath aus Gladbeck |
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