"Zoff" um "unterdrücktes" Gutachten
Gladbeck.Die Gladbecker LINKE macht weiter Front gegen die Pläne zum Ausbau der B 224 zur Autobahn A 52. Und dieses Mal ist die Fraktion eigenen Angaben nach im Besitz eines neuerlichen Gutachtens, das im Auftrag von „Straßen.NRW“ erstellt worde sein soll. Ein Gutachten, das bislang angeblich „unterdrückt“ wurde und in dem auch „Straßen.NRW“ bis zu 15200 Kraftfahrzeuge pro Tag auf der neuen „Stadtalle“ auf dem Tunneldeckel über die A 52 für möglich hält.
Eigenen Angaben nach hält „DIE LINKE. Gladbeck“ seit wenigen Tagen ein ihr bisher unbekanntes Gutachten der Ingenieurgesellschaft Stolz mbH aus dem Januar 2011 in Händen. Und in der von Straßen.NRW in Auftrag gegebenen „Verkehrsuntersuchung für den Bau der A52 zwischen dem Autobahnkreus Essen-Nord und der Anschlussstelle Gelsenkirchen-Buer-West - Fortschreibung auf den Zeithorizont 2025“ werden - nach Angaben der LINKE - sehr detailliert die Verkehrsströme längs der Ausbaustrecke prognostiziert.
„Die 59 Seiten sind sehr aufschlußreich und bieten reichlich Stoff für eine fachliche Diskussion über das Für und Wider des Autobahnausbaus durch Gladbeck“, analysiert Olaf Jung, Fraktionsvorsitzender der LINKEN im Stadtrat, „erschreckende Zahlen kommen da von fachkundiger Seite auf´s Tapet.“
Auf der Seite 19 des Gutachtens, das „DIE LINKE“ auf ihrer Website www.dielinke-gladbeck.de für jedermann zum Download gestellt hat, heißt es: „Die Verbindungsstraße zwischen der Schützenstraße und der Grabenstraße, die mit bis zu 15200 Kraftfahrzeugen innerhalb von 24 Stunden (auf dem östlichen Abschnitt) belastet ist, wäre auch in der Lage, zusätzliche Verkehre aufzunehmen, wenn entsprechende innerstädtische verkehrliche Maßnahmen (zum Beispiel zur Entlastung der Wilhelmstraße) ergriffen werden.
Die Verbindung zwischen der Schützenstraße und der Phönixstraße östlich parallel zur A 52 sorgt dafür, dass die Anbindung des Stadtteils Brauck an das Zentrum erhalten bleibt, die Verbindung ist mit cirka. 5000 Fahrzeugen innerhalb von 24 Stunden belegt. Das Anschlussstellenkonzept der A52 bewirkt auch, dass der Streckenzug der Beisenstraße mit der Anbindung an die Anschlussstelle Gladbeck-Ellinghorst wie auch der Streckenzug Sandstraße (L 615) im Norden von Gladbeck Gladbeck entlastet werden.
Südlich der A2 führt die Verbindung zwischen Europastraße und Horster Straße mit Anbindungen der Kösheide und der Straße „Im Gewerbepark“ dazu, dass die Erschließungsdefizite, die durch den Wegfall der direkten Anbindung von Straßburger Straße und „Im Gewerbepark“ bedingt sind, weitgehend ausgeglichen werden. Die Nord-Süd-Achse parallel zur A 52 ist im Norden mit 7100 und im Süden mit bis zu 13600 Fahrzeugen innerhalb von 24 Stunden belastet.“ (Soweit der Auszug aus dem Gutachten)
Entsprechend dieser Zahlen fällt der Kommentar von LINKEN-Ratsherr Franz Kruse aus: „Die Zahlen über die Verkehrsströme beweisen, dass die Begriffe „Stadtallee“ und „Sportallee“ Worthülsen sind. Mit gezielten Falschinformationen will man verzweifelt eine Mehrheit für den Bau einer Transitautobahn durch Gladbeck erschwindeln. Diese dramatischen Verkehrszahlen findet man im Infopoint der Stadt bestimmt nicht. Das spricht Bände über die Glaubwürdigkeit der Informationen, die den Gladbecker Bürgern zugänglich gemacht werden. 15200 Kraftfahrzeuge pro Tag kann so manche Bundesstraße nicht aufweisen, aber in Gladbeck könnten es noch mehr werden, wenn durch verkehrsbeeinflussende Maßnahmen die Fahrzeuge von der Wilhelm- und Gartenstraße auch noch auf den Tunneldeckel verlagert werden.“
Auch der LINKE-Landtagsabgeordnete Ralf Michalowsky meldet sich deutlich zu Wort: „Als ich im Dezember 2011 die Zahl von fast 10000 Fahrzeugen nannte was sich aus vorliegenden Gutachten ableiten lässt, sprach der Bürgermeister im Fritz-Lange-Haus von 3000 bis 4.000 Kraftfahrzeugen, was sich übrigens durch kein Gutachten belegen lässt, und der städtische Pressesprecher bezichtigte mich, die Unwahrheit zu behaupten. Inzwischen nennt selbst die Stadt auf ihrer Internetseite 8000 bis 10000 Fahrzeuge. Nun gibt es ein viel aktuelleres Gutachten, das man uns bislang vorenthalten hat und da ist von mehr als 15000 Kraftfahrzeugen die Rede. Und auch Brauck soll über die Phönix- und Schützenstrasse, also am Freibad vorbei. durch 5000 Fahrzeuge täglich erschlossen werden. Alles Daten, die bisher verheimlicht wurden, um den Ratsbürgerentscheid durchzupeitschen,“
Ohne die Rechtslage geklärt zu haben, hat DIE LINKE inzwischendas gesamte Gutachten im Internet zum Download gestellt. „Das Wohl der Bevölkerung und ihr Schutz vor einer unumkehrbaren Autobahnbaumaßnahme stehen hier im Vordergrund. Das ist ein höherrangiges Interesse als ein möglicher Urheberrechtsverstoß, mit dem gern die Herausgabe solcher Gutachten verweigert wird“, macht Ralf Michalowsky klar.
Im Rathaus selbst sieht man sich aber zu Unrecht von der LINKEN attackiert. Man habe die Existenz der Studie nie geleugnet, so Stadtsprecher Peter Breßer-Barnebeck im Gespräch mit dem STADTSPIEGEL. Aufgrund einer Pressemitteilung von „Straßen.NRW“ habe man im Januar 2011 von der Studie erfahren und im Mai 2011 habe Bürgermeister Ulrich Roland auch die Ratsfraktionen über die Existenz des Papieres informiert. Da es sich aber nicht um eine von der Stadt in Auftrag gegebene Studie handelte, wurde diese nicht an die Fraktionen verteilt. Bei Interesse hätten die Fraktionen ja selbst aktiv werden können, so Stadtsprecher Breßer-Barnebeck. Zudem sei die Studie im Zuge des Planfeststellungsverfahrens zum geplanten Ausbau der B 224 zur A 52 im Bereich Bottrop erstellt worden, gehe dementsprechend auch nicht speziell auf Gladbecker Belange ein.
Womit Breßer-Barnebeck bei dem - aus Sicht der Stadt Gladbeck - ganz ausschlaggebenden Punkt ist. Breßer-Barnebeck legt Wert darauf, dass seitens der Stadt betreffs der „Stadtallee“ auf dem Tunneldeckel grundsätzlich von einer „innerstädtischen Straße“ ausgegangen werde. Diese Straße könne man mit der aktuellen Postallee mit der dazu gehörenden Gesamtgestaltung mit Baumallee, Grünflächen, Parkplätzen und einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometer vergleichen. „Solche Straßen locken keinen oder zumindest kaum Durchgangsverkehr an.“ In der von „Straßen.NRW“ in Auftrag gegebenen Untersuchtung werde aber von einer „Schnellverkehrsstraße“ ausgegangen. Eine Straße, auf der Autos mit bis zu 70 Stundenkilometer unterwegs sein dürften. „Das ist für den Durchgangsverkehr dann von deutlich höherem Interesse und lockt auf mehr Fahrzeug an,“ berichtet Breßer-Barnebeck. Und eben auf dieser Annahme, so der Stadtsprecher weiter, würden die in dem betreffenen Gutachten zahlenmäßig genannten Fahrzeugbewegungen basieren.
Autor:Uwe Rath aus Gladbeck |
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