Ölpellet-Affäre vor unserer Gladbecker Haustür
Wurden die "dreckigen" Gewinne beschlagnahmt?
Nicht hinter den sieben Bergen, aber direkt hinter dem Uniper-Kohlekraftwerk Scholven und der Halde mit den beiden Windrädern liegt die Raffinerie des ARAL-Mutterkonzerns BP. Dort liegt der Ausgangspunkt einer der schlimmsten Umweltsünden in unserem Raum. Bei der Verarbeitung von Schweröl zu Benzin und anderen Produkten bleiben irgendwann Stoffe übrig, die sich nicht mehr gewinnbringend verwerten lassen, z.B. der Ruß. Mit diesem Abfall haben auch die Konkurrenten in anderen Raffinerien zu kämpfen, die haben aber rechtzeitig andere Lösungen entwickelt, die zwar jährlich Kosten in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe verursachen, aber nicht dazu führen, dass der Abfall vergraben und verbrannt wird.
Billigentsorgung zur Gewinnmaximierung
Seit 1972 praktiziert BP in Gelsenkirchen-Buer die „Billigentsorgung“ und hat mit der Bezirksregierung und den Kraftwerksbetreibern (früher Veba, heute Eon/Uniper) gedealt. Zunächst durfte es nur einen 2 %-Pellet-Anteil am Kraftwerksbrennstoff sein, der im angrenzenden Kraftwerk verbrannt wurde und der dann später auf 5 % erhöht wurde, mit Zustimmung der Bezirksregierung Münster. Nachder Stilllegung der Kraftwerksblöcke D, E und F reichten die Kapazitäten in den verbleibenden Kraftwerksblöcken B und C nicht mehr aus um die Ölpellets zu beseitigen. Damit wurde BP nicht alle Pellets los. „Rein zufällig“ wollte es der Himmel so, dass sich ein privater Unternehmer meldete, der an der Beseitigung der überschüssigen Pellets interessiert war. Er hat die Ölpellets auf der Mülldeponie der Firma Nottenkämper im Gahlener Heisterkamp entsorgt. Und so verließen hunderte LKW mit der giftigen Fracht das BP-Werk und fuhren in Richtung Schermbeck-Hünxe (auch vor unserer Haustür) und kippten das giftige Zeug in eine Tongrube. Von 30.000 Tonnen ist die Rede, die von 2010 bis 2013 dort entsorgt wurden. Eine Entsorgung in Sondermüllverbrennungsanlagen wurde auf 600 Euro pro Tonne und 20 Millionen Euro im Jahr geschätzt.
Wurden die dreckigen Gewinne beschlagnahmt?
Der Geschäftsmann wurde zu einer mehrjährigen Haftstrafe (die noch nicht rechtskräftig ist) verurteilt. Ob seine Einnahmen aus diesem dreckigen Geschäft vollständig konfisziert wurden ist nicht bekannt. Wohl aber, dass zwischenzeitlich drei BP-Leute auch in den Knast wanderten und ihre Computer und Akten beschlagnahmt wurden. Die Staatsanwaltschaft untersucht jetzt auch, wie es zu der Genehmigung für die Verbrennung im Eon-Kraftwerk kam.
Pellets "stapeln" sich nun auf Halde
BP produziert derzeit weiter wie bisher. Ein Teil des Abfalls wird immer noch verbrannt und der Überschuss wird auf einer Halde auf dem Betriebsgelände gelagert. Das funktioniert aber nur noch ein paar Monate, dann muss eine Lösung her. Fieberhaft arbeitet man bei BP an einer Alternative, doch nicht nur wegen der voll werdenden Halde, sondern auch, weil im Kraftwerk in 2020/2021 die Feuer ausgehen – es wird geschlossen. Dann werden die zu entsorgenden Pelletmengen riesig. Sollte es keine bezahlbare alternative Entsorgung geben, muss BP die Produktionslinie in Gelsenkirchen wohl schließen.
Pellets mit Vanadium und Nickel
Was aus den verbuddelten Pellets wird ist noch ungewiss. Die mit den giftigen Schwermetallen Vanadium und Nickel angereicherten Schweröl-Russ-Pellets liegen in Hünxe und BP weist jede Haftung von sich. "Wir wurden mit hoher krimineller Energie in die Irre geführt", heißt es aus der Konzernzentrale. Und deshalb will man künftig für mehr Transparenz sorgen und die Zusammensetzung der Pellets auf einer Internetseite veröffentlichen. Derzeit würde eine Untersuchung der Pellets erfolgen. Auf welcher Grundlage die Bezirksregierung die Genehmigung erteilt hat, wenn angeblich jetzt erst die Zusammensetzung untersucht wird, bleibt offen. Unter Umständen ist da mehr als ein Tankgutschein über den Tisch gegangen.
Quelle: DIE GLAZETTE
Autor:Ralf Michalowsky aus Gladbeck |
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