Politik
Windkraft auf der Braucker Halde – wer steht dahinter?
Das Windrad steht in Gladbeck steht zur Zeit in der Diskussion. Aber wer steht eigentlich dahinter?
Die 1937 gegründete STEAG – abgekürzt „Steinkohlenelektrizität AG“ – ist das fünftgrößte deutsche Stromunternehmen und setzt mittlerweile verstärkt auf umweltfreundliche Energieerzeugung, dazu gehört auch die Windenergie. Zur Unternehmensgeschichte: Die STEAG gehört ab 1962 zu den Fernwärme-Pionieren im Fernwärmebereich und versorgt alleine im Ruhrgebiet hunderttausende Haushalte mit der klimafreundlichen Fernwärme. 1968 wechselt die STEAG zur Ruhrkohle AG. 1970 setzt das Ruhrgebietsunternehmen noch auf Atomenergie und gründet die „Gesellschaft für Nukleartransporte“. Der Begriff Castor-Transporte beschäftigte in den Achtziger und Neunziger Jahren verstärkt die Medien und bewirkte viele Protestaktionen.
1977 geht es weiter voran mit dem Ausbau des Fernwärmenetzes, dazu gehören die Heizwerke Essen-Nord und Bottrop-Innenstadt. Ab 1980 verstärkt der Energiedienstleister die Investitionen in die UmweIttechnik und den Anlagenbau, bleibt aber auch in den Bereichen Kohle und Atom aktiv. In Afsin (Türkei) entsteht ein Braunkohlekraftwerk, in Ahaus ein Zwischenlager für ausgediente atomare Brennelemente. Dabei bleibt es nicht: Umweltfreundlich ist ein Biomasseheizwerk in Flohr-Neuwied.
Nach der Wende 1989 modernisiert die STEAG die Leuna-Werke in der untergegangenen DDR. In Erding bei München entsteht im gleichen Zeitraum die erste deutsche Geothermie-Anlage. Ab 2000 startet ein STEAG-Steinkohlegroßkraftwerk in Iskenderum (Türkei).
Ab 2002 gehört das Unternehmen wieder komplett zur Ruhrkohle AG. Der Steinkohlebereich spielt nach wie vor eine wichtige Rolle: 2006 baut in STEAG auf den Philippinen ein Steinkohlekraftwerk, aber der Klimaschutz wird immer wichtiger, es folgt ein Biomassekraftwerk in Lünen, dazu kommt die Umstrukturierung als Evonik-STEAG GmbH. Es folgen ab 2010 zwei erste Windkraftanlagen, sie stehen auf der Halde Oberscholven in direkter Gladbecker Nachbarschaft. In Scholven baut die STEAG für die zur BP gehörende Raffinerie eine Anlage, mit der sich bisher ungenutzte Raffineriegase für die Energieerzeugung gewinnen lassen. Der Vorteil: Die BP kann deswegen deutlich weniger Strom selber erzeugen oder zukaufen. Die in der Produktion entstehenden Gase müssen nicht mehr abgefackelt werden. Ergänzend dazu steigert die STEAG ihre Investitionen, im Saarland entsteht Fernwärme aus einer Müllverbrennungsanlage. Auch auf internationaler Ebene ist das Unternehmen mit Sitz in Essen aktiv, in südeuropäischen Ländern sind Photovoltaik-Anlagen produktionsfertig.
2011 steigen die Städte Bochum, Dinslaken, Dortmund, Duisburg, Essen und Oberhausen ein und übernehmen mit 51 Prozent die Mehrheitsanteile der STEAG. Es folgt eine Projektgesellschaft ab 2015 mit einer Teststrecke der „Innovation CityRuhr“ und der damit verbundenen Modellstadt Bottrop. Der Betonzusatzstoff Photoment wird mit seinen positiven Eigenschaften zur Luftreinhaltung angesetzt, dafür erhält die STEAG den europäischen „Green Tech Award“, ein wichtiger Umweltpreis.
Es folgen drei weitere Windparkprojekte mit insgesamt zwölf Windparkanlagen im Hunsrück und in der Eifel. Ab 2017 gehen fünf Blockheizkraftwerke in Saarlouis und Homburg in die Produktion, dazu kommt ein hochmodernes Gas- und Dampfturbinenkraftwerk in Herne.
2016 informiert die STEAG über die Stilllegung von fünf Kohlekraftwerksblöcken, dazu gehören ein Block des Kraftwerks Herne, zwei Anlagen in Voerde, dazu die Kraftwerke Weiher und Bexbach. Das ist teilweise geschehen, Bexbach und Weiher verbleiben im „Reservebetrieb!“ 2018 fasst die STEAG den Entschluss zur Einstellung von zwei Blöcken des Kraftwerks Lünen.
Ganz aktuell am 2. November 2020 ergeht von der zur STEAG gehörenden „Gladbeck-Wind GmbH“ der Baubeschluss für ein Super-Windrad auf der Braucker Mottbruchhalde. Die Errichtung erfolgt in Abstimmung mit der Ruhrkohle AG, denn sie ist immer noch der Eigentümer der Braucker Halde. Nach der Windradaufstellung zahlt die Betreibergesellschaft in Gladbeck Gewerbesteuer. Stand der Dinge: 72,2 Prozent der deutschen Energieerzeugung stammt aus sauberem Ökostrom – ein positiver und ausbaufähiger Trend! Quelle: SPIEGEL-online.
Das Foto vom 10. November zeigt die Errichtung des Bauzauns auf der Mottbruchhalde, das zweite Bild das Nachtfoto einer Windkraftanlage in der Eifel und das dritte Bild demonstriert die Montage von Überlandleitungen in Essen.
Text und Fotos: Peter Braczko
Autor:Peter Braczko aus Gladbeck |
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