Wer bekommt wie viel Weihnachtsgeld? Und warum?

In der westdeutschen Chemieindustrie wird ein vergleichsweise hohes Weihnachtsgeld gezahlt. Das ist ein Ergebnis einer Online-Umfrage der Internetseite www.lohnspiegel.de, die vom WSI-Tarifarchiv der Hans-Böckler-Stiftung betreut wird und an der sich rund 15.000 Beschäftigte beteiligt haben.
Rund 54 Prozent der Beschäftigten erhalten eine Jahressonderzahlung in Form eines Weihnachtsgeldes, 17 Prozent bekommen eine Gewinnbeteiligung und 21 Prozent erhalten sonstige Sonderzahlungen. Die Daten zeigen weiter, dass die Chancen auf Weihnachtsgeld ungleich verteilt sind: Nach wie vor gibt es Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. In Westdeutschland bekommen 58 Prozent, in Ostdeutschland nur 39 Prozent der Beschäftigten die Sonderzahlung. Ganz so groß ist der Unterschied zwischen Männern (57 Prozent) und Frauen mit 51 Prozent nicht.
Was prekäre Beschäftigungsverhältnisse angeht, spiegeln sich die Unterschiede ganz deutlich beim Weihnachtsgeld wider. Menschen mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag bekommen es zu 56 Prozent, Befristete nur zu 45 Prozent. Eindeutig profitieren die Empfänger von einer Tarifbindung ihres Arbeitgebers: Mit sind es 71 Prozent, ohne Tarifbindung dagegen nur 41 Prozent. Mitglieder einer Gewerkschaft stehen ebenfalls besser da. 64 Prozent von ihnen erhalten Weihnachtsgeld, Nichtmitglieder dagegen nur zu 52 Prozent.
Grundsätzlich sehen die Tarifverträge in den meisten Wirtschaftszweigen ein
Weihnachtsgeld vor. Es wird überwiegend als fester Prozentsatz vom Monatseinkommen berechnet. Dort, wo die Tarifabschlüsse 2013 höher ausgefallen sind, steigen auch die tariflichen Weihnachtsgelder stärker. Die Spanne reicht von plus 2,5 Prozent im Bankgewerbe, über 2,8 Prozent im öffentlichen Dienst (Gemeinden) und 3,0 Prozent unter anderem in den Bereichen Textilindustrie, Holz- und Kunststoffverarbeitung, Papierverarbeitung, 3,2 Prozent im Versicherungsgewerbe und im westdeutschen Bauhauptgewerbe bis zu 3,4 Prozent in der Metallindustrie.
Im Vergleich prozentual hohe Summen werden in der westdeutschen Chemieindustrie, im Bankgewerbe, der Süßwarenindustrie sowie in der Druckindustrie gezahlt (95 bis 100 Prozent eines Monatseinkommens). Kein Weihnachtsgeld erhalten unter anderem die Beschäftigten im Bauhauptgewerbe Ost und im Gebäudereinigerhandwerk.
Mit freundlichen Grüßen und Glückauf
Walter Hüßhoff

Autor:

Walter Hüßhoff aus Gladbeck

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1 Kommentar

Jürgen Fehst aus Gladbeck
am 04.11.2013 um 18:23

Schöne Umfrage zu den zur Zeit tarifierten Weihnachtsgeldzahlungen die die Mitarbeiter/innen von der IGBCE betreuten Unternehmen bekommen. Nur muss man dabei auch einmal hinzufügen, wie viel Weihnachtsgeld den Mitarbeiter/innen in den letzten 10 Jahren durch Tarifverhandlungen auch wieder abgenommen worden ist. Und das ist nicht nur bei kleinen Firmen so gehandhabt worden, sondern auch gerade bei großen Konzernen. Die Sprüche zu den Kürzungen waren immer die gleichen und zwar wurde gesagt, wenn die Belegschaft keine Abstriche macht, dann sind wir gegenüber unseren Mitbewerber zu teuer und sind so gezwungen mit der Produktion ins Ausland zu gehen. Natürlich wurde dafür auch eine Standortgarantie vereinbart. Und wer jetzt glaubt, dass das Weihnachtsgeld wieder angehoben wird, der glaubt auch an den Weihnachtsmann.