Kapazitätsgrenze in sechs Wochen erreicht?
Stadt rechnet mit mehr Flüchtlingen
Im Rathaus am Willy-Brandt-Platz rüstet man sich: Die Stadt rechnet im Herbst und Winter mit einem Anstieg der Flüchtlingszahlen – dabei kommen die Menschen aber keineswegs nur aus der Ukraine.
Und das, so aktuelle Berechnungen, könnte die städtischen Unterkünfte bereits in den kommenden Wochen an ihre Belastungsgrenze bringen, auch das städtische Personal ist stark ausgelastet.
Zuwanderung mit hoher Dynamik
„Derzeit steht Gladbeck im Vergleich zu manchen Nachbarstädten noch relativ gut da, da wir frühzeitig Kapazitäten geschaffen und stets vor der Lage waren. Das ist aber nur eine Momentaufnahme. Das Thema Zuwanderung besitzt aktuell eine äußerst hohe Dynamik“, betont Bürgermeisterin Bettina Weist.
Denn besonders die Zahl der Asylsuchenden aus anderen Ländern als der Ukraine steigt aktuell sprunghaft an. 897 Menschen haben in Gladbeck Zuflucht gefunden - darunter 592 aus der Ukraine. Im Februar waren es insgesamt noch 170 Menschen. Die Tendenz ist steigend. Allein 55 Neuzugänge verzeichnete die Stadtverwaltung in den letzten beiden Kalenderwochen, für diese Woche sind 42 Menschen angekündigt. Im Schnitt werden aktuell 30 Geflüchtete pro Woche in Gladbeck aufgenommen. „Bleibt die Zahl konstant, so werden wir in sechs Wochen die Kapazitätsgrenze erreichen“, sagt Marcel Hädrich, Leiter des Krisenstabes „Ukraine“. Laut Flüchtlingsaufnahmegesetz (FlüAG) besteht derzeit für die Stadt die Verpflichtung, 984 Menschen aufzunehmen.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung und des schwindenden „Puffers“ prüft die Stadt deshalb weitere Unterbringungsmöglichkeiten an unterschiedlichen Standorten sowie die Anmietung weiterer Wohnungen. „Wir wollen mit Blick auf den Schul- und Vereinssport nicht an die Turnhallen herangehen und tun alles, um die Belegung von Sportstätten zu vermeiden“, betont Bürgermeisterin Bettina Weist.
Personelle Herausforderung
Der große Zulauf Asyl- und Schutzsuchender stellt die Stadtverwaltung auch personell vor eine große Herausforderung. „Es ist ein Kraftakt, der von der gesamten Verwaltung gestemmt werden muss. Die Kolleginnen und Kollegen aus vielen unterschiedlichen Bereichen der Verwaltung arbeiten unter hohem Druck und sind in vielen Fällen am Limit“, so die Bürgermeisterin: „Für die zusätzlichen Aufgaben benötigen wir eine bessere Personalausstattung in den jeweiligen Bereichen“. Hinzu kommt die weiterhin fehlende Refinanzierung durch Bund und Land auch mit Blick auf die sogenannten „Vorhaltekosten“.
Kostenfrage noch nicht geklärt
„Je mehr Puffer wir schaffen, desto mehr Kosten bleiben bei der Stadt hängen“, erklärt Bürgermeisterin Bettina Weist, die auch in diesem Zusammenhang eine auskömmliche Finanzierung in der Flüchtlingsfrage fordert, denn auch die mögliche Isolierung der Ukraine-Kosten aus dem laufenden Haushalt verlagere das Problem nur in die Zukunft.
Autor:Uwe Rath aus Gladbeck |
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