SPD Zweckel feiert ihren 100sten Geburtstag

Festredner Minister für Arbeit, Integration und Soziales Guntram Schneider
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Die SPD Zweckel hatte eingeladen und viele waren gekommen und der Saal hier in der AWO war gefüllt.

Willy Brandt wäre im Dezember 100 Jahre alt geworden!

Auch unser Ortsverein feiert in diesem Jahr seinen 100sten.

Im Jahr 1913 trafen sich Sozialdemokraten im Gladbecker Norden, um die "Zahlstelle" Zweckel zu gründen. Fülle und Bewegtheit des Lebens der Zweckeler SPD sind wahrlich Grund genug, Rückschau zu halten.

Schriftliche Unterlagen wurden zum größten Teil zu Anfang oder während des Naziregimes vernichtet. Es ist dem Erinnerungsvermögen einiger ganz alter Genossen zu verdanken, dass die entscheidenden Fakten der Vergangenheit der Zweckeler SPD zusammengetragen werden konnten. Sie ergeben zwar kein vollkommenes Bild. Sie vermitteln dennoch eine überzeugende Rückschau, die kundtut, mit welcher Aktivität und Einsatzbereitschaft man damals bereits für unsere Ziele am Werke war.

Einer der ersten Stunde, der Genosse Willi Toffel, weiß darüber zu berichten:

„Es war um die Jahrhundertwende, als mit der Abteufung der Zeche "Potsdam" (später Zweckel) begonnen wurde. Die Ortschaft Zweckel, die bis dahin noch ländlich und schwach bevölkert war, bekam dadurch ein anderes Gepräge.

Zwischen einzelnen Bauernhöfen entstand die Bergarbeiterkolonie.

Zu dieser Zeit, als Zweckel noch in den Kinderschuhen steckte und die Zeche Potsdam noch ein junges fiskalisches Unternehmen war, fanden sich Menschen aller Landstriche Deutschlands und aus benachbarten Ländern hier zusammen und besiedelten den hiesigen Raum.“

Mit den ersten Bergarbeitern kamen selbstverständlich auch Sozialdemokraten nach Zweckel. Sie wurden 1912 nach dem verlorenen Bergarbeiterstreik gemaßregelt, gingen aber allen Widerständen zum Trotz an die Arbeit, für ihre Partei zu werben.

Allein eine Maifeier, deren Durchführung seinerzeit fast unmöglich war, forderte große Opfer bei den Sozialdemokraten.Wer teilnehmen wollte, meldete sich zwar ordnungsgemäß in der Zeche ab, dennoch stand sein Name anderentags am schwarzen Brett mit der Bemerkung, dass 3,-- DM Strafe zu zahlen seien. Für die Betroffenen war das ein schweres Opfer.

Im Juni 1913 erfolgte trotz oder vielleicht gerade deshalb die Gründung des Ortsvereins Zweckel (früher Zahlstelle genannt). Der erste Vorstand bestand aus folgenden Mitgliedern:

1. Vorsitzender Anton Mrasek
2. Vorsitzender Peter Balzarowiak
1. Kassierer Genosse Arndt
2. Kassierer Genosse Mazinowski
1. Schriftführer Georg Graßler

Die Polizei interessierte sich von Staats wegen für diese "Roten", die dafür sorgte, dass für die "Roten" kein Raum für Versammlungen zu bekommen war. Doch die ersten Streiter für die Sozialdemokratie wussten sich zu helfen. Sie drohten den katholischen Wirten mit Boykott und zwangen sie so zum Nachgeben.

In den Kriegsjahren war eine intensive Parteiarbeit nicht möglich. Erst nach dem ersten Weltkrieg nahm der Ortsverein Zweckel trotz schwerster Zeiten einen besonderen Aufschwung.

Wer kennt in Zweckel nicht folgende Geschichte?

„Mitten im traditionellen Arbeiterversammlungslokal „Kiekenberg“ auf der Feldhauser Straße in Zweckel provozierten die Nationalsozialisten am 4. März 1932 eine Kundgebung, bei der sie ihre Versammlungsteilnehmer bezeichnender Weise mit Verbandszeug ausrüsteten.

Die im Gladbecker Reichsbanner zusammengeschlossenen Bergleute nahmen die Provokation an. Die SA drängte mit Gummiknüppeln und Bierflaschen in den Saal.

Die Zweckeler Kumpel leisteten Widerstand. Es entwickelte sich eine wüste Saalschlacht. Dann blitzten vom Podium einige Pistolenschüsse und gleichzeitig erlosch das Licht. Das Ergebnis war verheerend: Als die Polizei auf der Bildfläche erschien war die SA zum größten Teil verschwunden, zwei Tote, vier Schwer- und fünfzehn Leichtverletzte waren die Bilanz dieses blutigen Zusammentreffens.“

Die Nachkriegsjahre waren zwar nicht einfach, aber das schreckliche Naziregime war Gott sei dank Geschichte. Aufbau, Zukunft und Gestaltung waren nun Inhalte der täglichen Arbeit.

Stets war die SPD in Zweckel die Kümmerer-Partei!

Themen wir Straßenbau, Kindergartenplätze, Spielplätze, Wohnen, Privatisierung der Viterra-Häuser fanden bei uns Gehör.

Immer waren wir am Ohr der Zweckeler.

Mit uns konnte und kann man sprechen. Uns kann man kritisieren.

Mit uns kann man aber auch gemeinsame Interessen vertreten und auf den Weg bringen.

Wir versprechen nichts, was wir nicht halten können.

Wir sind aber stets Verbündete für Mehrheitsinteressen im Stadtteil.

Unser Zweckeler Ortsverein war auch immer der Geburtsort zahlreicher Genossen, die die Interessen der Gladbecker und nicht nur der Zweckeler auf verschiedensten Ebenen vertraten, sei es als Parteivorsitzende, als Bürgermeister, als Bundestagsabgeordnete, als Kreistagsmitglieder, als stellvertretende Bürgermeister, als Ratsmitglieder, als Fraktionsvorstandsmitglieder oder als Ausschussvorsitzende.

Wen wundert es da, dass auch der jetzige Bürgermeister unseres schönen Gladbecks fast wie selbstverständlich auch aus unserem Ortsverein kommt.

Zum Abschluss noch ein Zitat von Willy Brandt aus dem Jahr 1969, das wir hier in Zweckel leben:

„Eine Regierung kann in der Demokratie nur erfolgreich wirken,
wenn sie getragen wird vom demokratischen Engagement der Bürger.
Wir suchen keine Bewunderer; wir brauchen Menschen, die kritisch mitdenken, mitentscheiden und mitverantworten.“

Autor:

Norbert Dyhringer aus Gladbeck

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