1. Mai-Kundgebung
Solidarität und Kritik an der Corona-Politik
Menschen aus Bulgarien, der Türkei, Syrien, Polen, Guinea und natürlich aus Deutschland, beteiligten sich an der selbstständigen Kundgebung zum 1. Mai in Gladbeck. Die Organisatoren waren zufrieden mit einer fast doppelt so hohen Beteiligung wie vor einem Jahr.
Bereits zum zweiten Mal - nach 2020 - verzichtete die örtliche DGB-Spitze auf eine Kundgebung zum 1. Mai in Gladbeck. Und zum zweiten Mal gab es auf Initiative der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) eine selbständig organisierte Kundgebung mit offenem Mikrophon.
Fortschrittliche Kritik an der Corona-Politik
Neben der MLPD waren einige Kollegen der alevitischen Gemeinde mit dabei, vom Internationalistischen Bündnis sowie der Bergarbeiter-Bewegung Kumpel für AUF. Im Zentrum stand die Kritik an der Corona-Politik der Regierung. Sie presst die arbeitende Bevölkerung in nächtliche Ausgangssperren presst, damit sie morgens wieder in überfüllte Busse steigen kann, um sich in den Industriebetrieben ausbeuten zu lassen. Aber auch die Belange der kleinen Händler kam zu Sprache.
Die Rednerin der MLPD, Nuran Cakmakli entwickelte eine sozialistische Alternative zu dem kapitalistischen Krisenchaos in ihrem Beitrag. Überhaupt ergriffen vor allem Frauen das Wort und der Moderator blieb der einzige männliche Redner. So war die Kundgebung auch ein Signal selbstbewusster Frauen.
Dutzende Passanten blieben eine Weile bei der Kundgebung. Unter den gut 20 Kolleginnen und Kollegen, die von Anfang bis Ende dabei waren, waren Mitglieder der GEW, der IG Metall und von Verdi zu erkennen.
Kritik gab es auch an Mark Rosendahl, dem Sprecher des DGB in der Region Emscher Lippe. Er hatte gegenüber der Lokalpresse erklärt, es falle ihm schwer, keine öffentliche Kundgebung zu organisieren, "aber es geht nicht anders".
"Das glaube ich dir nicht Mark", so ein Verdi-Kollege, "die Kundgebung beweist doch das Gegenteil". Bereits letztes Jahr wurde dies deutlich. 2020 musste die Genehmigung noch gerichtlich gegenüber dem Ordnungsamt der Stadt durchgesetzt werden. Dort hat man das repressive Vorgehen des letzten Jahres aber offenbar überdacht und der Kundgebung dieses Jahr keine Steine in den Weg gelegt. Auch der Einsatzleiter der Polizei hatte nichts zu beanstanden und bestätigte gegenüber den Organisatoren die gestiegene Beteiligung.
Arbeiterinnen und Arbeiter überdurchschnittlich betroffen
Die internationale Solidarität war allen Teilnehmenden ein wichtiges Anliegen. So kam auch die, derzeit in der Stadt heiß diskutierte, angeblich überproportionale Corona-Rate unter Migranten zur Sprache. "Die Diskussion bleibt an der Oberfläche", so ein Beitrag. "Stellt man in Rechnung, dass Menschen mit migrantischen Wurzeln überdurchschnittlich in Industriebetrieben arbeiten und in beengten Mietsverhältnissen leben, ergibt sich eine ganz andere Spur: die Arbeiterklasse ist mehr als der Durchschnitt betroffen!"
Eine Lehrerin berichtete über die Situation an den Schulen, wo längst ausreichende Luftreinigung erfolgen könnte und genügend Tests durch fachkundiges Personal. Aber die Regierung gibt lieber Milliarden Euro an große Konzerne wie Lufthansa.
Der gleichberechtigte, demokratische Umgang untereinander war ein besonderes Markenzeichen der Aktion, das künftig weiter gepflegt wird - nicht erst am 1. Mai 2022.
Autor:Jörg Weidemann (MLPD) aus Gladbeck |
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