Rente mit 67 - ein weiterer Meilenstein auf dem Weg in die deutsche Zukunft
Wie lächelte ich damals, als ich die Protestaktionen in Frankreich verfolgte, die beinahe das normale Leben lahmlegten, nur um zu verhindern, dass sich eine von der Regierung geplante Arbeitszeitverlängerung vom 60. auf das 62. Lebensjahr durchsetzt. Von Jung bis Alt sah man Menschen auf den Straßen. Junge wurde befragt und antworteten etwa so: Die Alten nähmen doch den Jungen die Arbeit weg. Arbeitslose gäbe es schließlich genug - und die Arbeit, die vorhanden sei, gehöre in die Hände der Jungen.
Natürlich ist die Erhöhung des Rentenalters sowohl in Frankreich auf 62 als auch in Deutschland auf 67 nichts anderes als die Verlängerung von Arbeitslosigkeit und Altersarmut vieler und betrifft wieder einmal nur die Armen und Schwachen in der Gesellschaft. Die Lobby der Reichen und Schönen, der Banken und Kapitalbesitzer, der politischen Selbstbedienungsläden (siehe NRW und Diätenerhöhung) ist groß genug, um ihre Portemonnaies geschlossen zu halten. Und so wird weiterhin und wie schon lange nach dem Grundsatz verfahren: "Kleinvieh macht auch Mist" - ob nun französisches oder deutsches. Es wird sich nicht wehren können und wird das Korn schlucken müssen, das man ihm hinwirft.
Nun sollte man nicht ignorieren, dass die Lebenserwartung des Einzelnen von Jahr zu Jahr steigt, dass der Mensch länger gesund und arbeitsfähig bleibt und er durchaus in der Lage ist, über die 65er Grenze hinaus zu arbeiten. Wo allerdings befindet sich da das europäische Solidaritätsprinzip, das der Bürger zu recht einfordert? Ja, gerne - Rente mit 67 für alle! Für Griechen, Franzosen, Finnen und alle EU-Bewohner. Ja, dann aber bitte auch "mit Sahne", nämlich mit Arbeitsangeboten für alle Altersinhaber! Schön, dass uns die Rente mit 67 per Grundgesetz zwei Jahre länger als bisher das Recht auf Arbeit(slosigkeit) zuerkennt!
Welch ein Hohn! Wo Bildung, Erziehung, Gesellschaft und Arbeitsmarkt schier vergessen und versäumt haben, die Menschen über 50 zu berücksichtigen und wahrzunehmen, erinnert man sich auf der Suche nach Geldquellen für die verkorkste Schuldenlandschaft wieder ihrer Existenz, um auch hier wie gewohnt die beliebte Technik anzuwenden, dem Nackten in die Tasche zu greifen.
Von der Leyen hält zwei Jahre länger arbeiten für die gerechteste Lösung. Schön, dass da in ihren Argumenten Europa gar nicht vorkommt, was doch ansonsten in allen sinnigen und blödsinnigen Argumenten Verwendung findet. In Sachen Rente darf ich mich endlich mal wieder als "deutscher" Bürger angesprochen fühlen! Da springt mir doch aus dem Internet die ironische Wortschöpfung BRDigung ins Auge.
Autor:Barbara Erdmann aus Gladbeck |
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