"Opferfest" auch in Gladbeck: "Muslime und der Islam sind Teile Deutschlands"
Gladbeck. In Festtagsstimmung befinden sich derzeit auch die in Gladbeck lebenden Muslime, denn sie feiern noch bis zum 4. September das diesjährige "Opferfest". Das "Opferfest" ist mit dem Ramadan das höchste islamische Fest und somit in der Wertigkeit dem christlichen Weihnachtsfest gleichzusetzen.
Den heutigen Freitag würden die meisten Deutschen sicherlich als einen ganz normalen 1. September wahrgenommen, erläutert Süleyman Kosar. Aber für bis zu 4,5 Millionen in Deutschland lebende Muslime sei es ein ganz besonderer Tag. "Es ist der Tag des Opferfestes. Und gleichzeitig ging die Hadsch, die Wallfahrt nach Mekka, zu Ende," erklärt Kosar.
Traditionell begonnen hat das Opferfest mit dem Gebet um 7.31 Uhr in allen Gladbecker Moscheen. Hierfür haben sich viele Arbeitnehmer extra Urlaub genommen und die Kinder kommen in den Genuss eines schulfreien Tages. Dem Gebet schloss sich in vielen Familien ein gemeinsames Frühstück an.
Das insgesamt viertägige Opferfest steht bei den Muslimen ganz im Zeichen gegenseitiger Besuche. Dabei besuchen jüngere Muslime die Ältern, Enkel die Großeltern und auch Verwandte in Seniorenheimen werden nicht vergessen.
Muslime, die es sich leisten können, opfern zum "Opferfest" ein Tier. Das Fleisch soll zu gleichen Teilen an Arme und Bedürftige, an Freunde und Verwandte sowie die eigene Familie verteilt werden. In westlichen Ländern wird Muslimen empfohlen, das Fleisch auch mit nichtmuslimischen Freunden oder Nachbarn zu teilen. Möglich ist auch, Geld zugunsten Bedürftiger in ärmeren Ländern zu spenden.
Das Schlachten von Tieren ist aber nur an den ersten frei Festtagen erlaubt, wobei es sich bei den Opfertieren in der Regel um Säugetiere handelt. Je nach regionaler Verfügbarkeit handelt es sich dabei um Schafe und Ziegen, doch auch größere Tiere, zum Beispiel Rinder, werden geschlachtet. Vor der Schlachtung wird in den islamischen Gemeinden in den frühen Vormittagsstunden des ersten Feiertages ein Festgebet gesprochen.
Traditionell erhalten die Kinder zum Opferfest Geschenke in Form von Süßigkeiten, Geld sowie Bekleidungsstücke. Zum Festtag werden in vielen Familien auch besondere Speisen, zum Beispiel Braten, zubereitet. Zu den Ritualen gehören auch Glückwunsch-Anrufe bei den in der Türkei lebenden Verwandten.
Die Tradition des Opferfestes ist sowohl in der Thora, als auch in der Bibel sowie dem Koran auf den Propheten Abraham zurückzuführen. "Also hat das Fest auch einen verbindenden Charakter," ist Süleyman Kosar überzeugt. Das Fest gründet auf dem Text im Alten Testamt, wonach Gott von Abrahm forderte, ihm einen Sohn zu opfern. Doch kurz bevor Abrahm sein Kind wirklich töten konnte, gebot Gott ihm Einhalt. Stattdessen wurde ein Widder geopfert und im Gedenken an diese Bereitschaft wird von Muslimen das Opferfest begangen.
Zum "Opferfest" bekräftigt Süleyman Kosar nochmals den Dialog zwischen allen Bürgern Gladbecks. "Wir müssen Ängsten und Vorurteilen gegenüber Muslimen entgegentreten und den gesellschaftlichen Dialog stärken," fordert Kosar aber zugleich. "Wir begegnen uns alle mit Respekt und Offenheit. Deshalb können wir es nicht dulden, wenn insbesondere vom rechten Rang Muslime oder der Islam immer wieder pauschal als Gefahr für unster Land stigmatisiert werden. Die Muslime, die in Deutschland leben, sind zusammen mit ihrer Religion, dem Islam, Teil Deutschlands. Und die überwältigende Mehrheit der Muslime steht auf dem Boden des Grundgesetzes."
Autor:Uwe Rath aus Gladbeck |
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