Lenin-Statue
Neue Attraktion in der Nachbarstadt
Nur wenige Hundert Meter von der Gladbecker Stadtgrenze entfernt, steht seit dem 20. Juni das erste Lenin-Denkmal in Westdeutschland. Mit einem Open-Air-Festakt wurde die Statue am vergangenen Samstag enthüllt. Insgesamt über 1000 Menschen nahmen daran teil, darunter einige Gladbeckerinnen und Gladbecker.*
Eine Provokation?
Bei wunderschönem Wetter lauschten Hunderte den Reden der MLPD-Vorsitzenden, Gabi Fechtner, und von Stefan Engel, ihrem Vorgänger. „Ich wurde in den letzten Wochen oft gefragt, ob die Aufstellung der Statue als Provokation gedacht war," erklärte Gabi Fechtner. "Nein, aber vielleicht ist sie ein bestimmter Tabubruch. Ein Bruch des Tabus, dass man in dieser Gesellschaft über die Errungenschaften des Sozialismus und seiner Repräsentanten gar nicht sprechen soll. Auch um die Vorbehalte und Denkverbote des Antikommunismus vom Sockel zu stoßen ist der heutige Tag Teil der Bewegung ‚Gib Antikommunismus keine Chance!'"
Dogmatismus?
Stefan Engel führte aus: „Wenn wir uns heute zum Marxismus-Leninismus bekennen, so wissen wir natürlich, dass die Texte, Bücher, Aufsätze und Schriften von Marx und Lenin schon über 100 Jahre alt sind, die mit den heutigen gesellschaftlichen Verhältnissen nicht mehr vergleichbar sind." Weiter erklärte er, dass dem „Marxismus-Leninismus jeder Dogmatismus fremd ist" und „wir immer unseren eigenen Kopf gebrauchen müssen".
Die verantwortlichen Polizeibeamten lobten die durchdachte Organisation der Veranstaltung unter Einhaltung strenger Corona-Schutzmaßnahmen.
Nicht alle freuen sich ...
Am folgenden Sonntag nutzen erneut Hunderte Anwohner und Ausflügler aus Essen, Mülheim und weiteren Städten des Ruhrgebiets das schöne Wetter, um den neuen Nachbarn zu begrüßen. Etliche schossen Fotos mit der Statue des russischen Kommunisten. Nur wenige schimpfen über die Statue.
Statt sich über die neue, auch touristische Attraktion zu freuen, kritisiert die Stadtspitze um OB Frank Baranowski die Statue weiter. Nachdem schon zwei auf Kosten der Steuerzahler geführte Prozesse gegen die Statue verloren wurden, finanziert die Stadt jetzt noch eine antikommunistische Ausstellung. Am Tag der Enthüllung rief die Gelsenkirchener FDP zu Demonstration gegen die Statue. Acht Menschen folgten dem Aufruf. Sie waren "in guter Gesellschaft", denn auch AfD und offen faschististische Gruppen mobilisierten knapp 30 Antikommunisten. Diese antikommunistische Phalanx konnte man schon in der Bezirksvertretung GE-West erleben, als CDU, SPD und B90/Grüne mit der AfD gegen das Denkmal auf dem Gelände der MLPD stimmten.
... aber viele
"Ein bisschen Kommunismus könnte uns hier nicht schaden", so eine Anwohnerin, die sich am Sonntag in Ruhe die Lenin-Statue in Gelsenkirchen-Horst anschaute. Die Diskussion darüber wird mit dem Horster Neubürger allemal befeuert.
* Eine erste Fassung dieses Artikel wurde von einem Lokalkompass-Verantwortlichen zunächst aus der Veröffentlichung genommen, weil er seiner Meinung nach zu parteilich war. Der Autor hat daraufhin einige Passagen und vor allem die Bilder geändert, weil sehr oft das MLPD-Logo gezeigt wurde. Auch das eingebettete 5-minütige Video wurde aus diesem Grund entfernt. Es ist bekannt, dass der Autor Mitglied der MLPD ist und über deren Aktivitäten berichtet. Er hält allerdings die Lokalkompass-Leserschaft für mündig genug, das zu berücksichtigen und entsprechend einzuordnen. Den "rein beschreibenden Journalismus", den der Lokalkompass-Verantwortliche anmahnt, hält er für eine Fiktion, eine Diskussion darüber für sinnvoll und angebracht.
Autor:Jörg Weidemann (MLPD) aus Gladbeck |
3 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.