Muezzinruf: Enttäuschung auf beiden Seiten
Auf den Offenen Brief von CDU-Ratsfrau Ilona Mikolajczyk an den Gladbecker Integrationsrat hat der Vorsitzende Bahtiyar Ünlütürk seinerseits mit einem Schreiben reagiert.
Ilona Mikolajczyk, die selbst Mitglied im Integrationsrat ist, zitierte in ihrem Brief aus dem Flyer des Rates: „Damit Integration gelingt, müssen alle Bevölkerungsgruppen am Dialog um die gemeinsame Gladbecker Zukunft beteiligt werden.“
Keine Mitgestaltung
Der Integrationsrat sei bislang ihrer Meinung nach aber lediglich ein Gremium, in dem Mitgestaltung, wie sie sie verstehe, selten stattfinde.
„Ein Beleg für meine Auffassung ist, dass weder damals das Ramazan Fest auf dem Rathausplatz noch jetzt das Vorhaben des Muezzin Rufes im Integrationsrat thematisiert wurden. Schon in der letzten Sitzung habe ich meine Enttäuschung darüber geäußert“, so die Ratsfrau.
Fehlende Transparenz
Transparent wäre dieses Thema nicht behandelt worden, es wäre nicht in den Sitzungen des Integrationsrates erwähnt worden. Informationen dazu hätte sie zunächst nur aus der Presse erfahren.
„Der Integrationsrat als Dialoggremium wäre geeignet gewesen, um darüber im Vorfeld zu sprechen und über ihre Akteure um Akzeptanz zu werben. Diese Chance wurde, unter anderem auch von Ihnen als Vorsitzender des Integrationsrates leider vertan“, wirft Ilona Mikolajczyk Ünlütürk vor.
„Irritiert und enttäuscht“
„Irritiert und enttäuscht“, zeigte sich der Vorsitzende des Integrationsrat daraufhin in seiner Antwort. Denn der Integrationsrat hätte in den letzten fünf Jahren Projekte, die das Miteinander fördern, unterstützt. Themen wie Sprachförderung,Flüchtlingsfragen, radikaler Salafismus und islamischer Religionsunterricht wären in den Sitzungen diskutiert worden und zwar nur im Integrationsrat. „Für seine sehr aktive und offene Vorgehensweise wird der Gladbecker Integrationsrat außerhalb der Stadt sehr gelobt“, so Ünlütürk.
„Warum hätten wir das tun sollen?“
Die Kritik, dass der Gebetsruf oder das Ramazanfest auf dem Rathausplatz im Vorhinein nicht im im Integrationsrat thematisiert wurde, beantwortet Ünlütürk mit der Frage. „Warum hätten wir das tun sollen?“
Schließlich fänden vor dem Rathaus eine Vielzahl von Veranstaltungen statt, vom Schützenfest bis zum Caritastag. „Keine dieser Veranstaltungen wurden in den Gremien des Rats vorberaten, diskutiert oder genehmigt“, stellt Ünlütürk fest. Die Gremien des Rates seien auch nicht für den Gebetsruf zuständig.
Freie Religionsausübung
„Die DITIB-Gemeinde hat entschieden, den Gebetsruf jetzt einzuführen. Dies, nachdem sie 17 Jahre lang, seit Errichtung der Moschee, freiwillig darauf verzichtet hat. Sie nimmt lediglich ihr Recht auf freie Religionsausübung wahr.“
Rat ist nicht für Gebetsruf zuständig
Die Kritik verwundere ihn, konstruktive Vorschläge und Anregungen hätte er nämlich auch von Ilona Mikolajczyk als Mitglied des Integrationsrat nicht erhalten.
„Wenn auch Ihrer Sicht eine Steigerung der Gestaltungskraft unseres Gremiums notwendig wäre, hätten Sie durch Ihre Ideen dazu beitragen können, ja müssen,“ fordert Ünlütürk. Mit dem Hinweis, das er ihren Brief auf die nächste Sitzung auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung setzten und zum Gegenstand einer allgemeinen Aussprache machen wolle, endet Ünlütürks Schreiben.
Autor:Annette Robenek aus Gladbeck |
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