Leiharbeit im Kreis RE boomt - Gewerkschaft warnt vor Altersarmut
Neuer Boom der Leiharbeit: Mehr als 2.530 Menschen waren Ende letzten Jahres im Kreis Recklinghausen als Leiharbeiter beschäftigt – 17 Prozent mehr als noch im Vorjahr . Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hingewiesen. Jetzt schlägt die Gewerkschaft Alarm – und warnt vor Altersarmut.
„Ihre guten Bilanzen haben die Unternehmen zu einem Großteil auf dem Rücken der Leiharbeiter erwirtschaftet. Der Preis dafür ist hoch: Leiharbeiter im Kreis Recklinghausen haben mit schlechteren Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Und sie werden wesentlich schlechter bezahlt. Schon heute ist klar, dass sie später mit einer wesentlich geringeren Rente auskommen müssen“, sagt Yvonne Sachtje. Die Geschäftsführerin der NGG Gelsenkirchen-Herten befürchtet eine „Ausweitung der Altersarmut“.„Von der Fleischindustrie bis hin zu Großküchen: Leiharbeiter sind schon lange nicht mehr die ‚schnelle Eingreiftruppe’, die nur zum Abpuffern von Produktionsspitzen eingesetzt wird“, so Yvonne Sachtje. Stattdessen setzten immer mehr Unternehmen auf Leiharbeiter und Werkverträge, um eine bessere Bezahlung und faire Arbeitsbedingungen zu unterlaufen.
Die Forderung der NGG ist klar: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ – „Equal Pay“ für Leiharbeit heißt das Stichwort. „Wenn zwei Menschen die gleiche Arbeit gleich gut machen, dann haben sie dafür auch den gleichen Lohn verdient. Egal, ob regulär Beschäftigter oder Leiharbeiter. Egal, ob Mann oder Frau“, sagt Sachtje. Alles andere sei ungerecht.In Sachen Zeitarbeit müsse dringend die „sozialpolitische Notbremse“ gezogen werden, so die NGG-Geschäftsführerin. Am wirkungsvollsten sei da das geplante Tariftreuegesetz der Landesregierung Nordrhein-Westfalen. „Hier steht die Lohn-Gleichbehandlung von Leiharbeitern schon schwarz auf weiß drin. Schon deshalb brauchen wir dieses Gesetz eher heute als morgen“, sagt Yvonne Sachtje.
Der Arbeit auf Zeit zu Billigst-Löhnen müsse ein Riegel vorgeschoben werden. Auch ein gesetzlicher Mindestlohn helfe dabei, zu verhindern, dass „Arbeit zur Dumpingware“ werde. „Wir brauchen einen Mindestlohn, von dem man leben kann. 8,50 Euro pro Stunde ist das Minimum. Bei den niedrigen Stundenlöhnen, die heute gezahlt werden, ist klar, dass immer mehr Beschäftigte im Kreis Recklinghausen tief in die Armutsfalle tappen. Niedriglöhner müssen schon heute ihr Einkommen aufstocken. Für sie ist Hartz IV im Rentenalter vorprogrammiert. Und die Kosten dafür zahlen wir alle“, so Yvonne Sachtje.
Autor:Annette Robenek aus Gladbeck |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.