Nachbarn sind genervt und enttäuscht
Laute Sommerferien im Schatten der Steinstraße 72
Fotos/Text Peter Braczko
Der Hochsommer ist da. Den Abend also bei lauen Temperaturen auf dem Balkon oder im Garten genießen und in den Nachtstunden dann bei offenen Fenstern erholsam schlafen? Das ist leider nicht überall in Gladbeck möglich, vor allen Dingen nicht in Butendorf, wo die Immobilie Steinstraße 72 dem Begriff "Problemhochhaus" alle Ehre macht.
Das Ergebnis, zu dem die zweite Auflage des "Runden Tischs" zum Haus Steinstraße 72 kam, war schlichtweg ernüchternd: "Für eine Bewertung der Projekte ist es noch zu früh," ließ die Stadt Gladbeck verkünden. Eine Einschätzung, bei der die Nachbarn - ausnahmsweise - der Stadt zustimmen.
Ansonsten aber steht die Enttäuschung den Anwohnern Ulrich Hermanski, Lothar Kostrzewa, Uwe Bergmann und Tobias Stolz regelrecht ins Gesicht geschrieben. Und der Besuch vor Ort der STADTSPIEGEL-Redaktion an der Steinstraße brachte folgendes Bild: "Party von 11 Uhr morgens bis in die Nachtstunden!". Dieser Eindruck wird beim Rundgang um das "Problemhochhaus" eindrucksvoll bestätigt. Von der Wiese her ist laute Musik zu hören, es wird getanzt und selbst aus großer Entfernung können Gespräche verfolgt werden. "Kaum steigen die sommerlichen Temperaturen, dann geht es hier los," berichtet Anwohnersprecher Uwe Bergmann aus Erfahrung. "Und nach der Party bleiben die Grillreste liegen, das zieht dann die Ratten an."
Auch ein Anwohner der Stallhermstraße beklagt sich: "Mein Schlafzimmer kann ich durch den Dauerlärm nicht nutzen, ich muss im Sommer auf einen anderen Raum ausweichen!"
Dazu komme das Aufheulen der Automotoren. Finde ein Hochhausanwohner seinen Parkplatz belegt, dann ertöne die Hupe, bis sich endlich der Blockierer melde.
Die Beschwerdeführer haben sich inzwischen technische Geräte zugelegt, um Beweise zu sammeln. Uwe Bergmann zeigt auf sein Lärmmessgerät. Nach Angaben der Kreisverwaltung sind tagsüber 50 Dezibel erlaubt, nachts nur 35 Dezibel – aber das Gerät zeigt bereits jetzt, also um 20.45 Uhr, einen Wert von 71 ab!
Was die Nachbarn auch wundert: Erst im September soll die von der Stadt angemietete Wohnung im Hochhaus als „Beobachtungsstation“ und „Büro-Beratungsstelle“ fertig sein. "Das ist eindeutig zu spät," sind die Nachbarn enttäuscht.. „Wir haben zudem angeboten, für einen günstigeren Preis als die geplanten 60.000 Euro die Renovierung selber vorzunehmen, damit es schneller voran geht, aber das lehnte die Stadtverwaltung ab!“
Die Kontrollfahrten von Ordnungsamt (KOD) und Polizei werden ebenfalls kritisch betrachtet: „Wenn die auffälligen Wagen erblickt werden, laufen über Handy Warnanrufe, dann bleibt es eine Zeit lang ruhig - und danach geht es weiter!“
Stellt sich nur die Frage, wann überörtlich aktive Medien auf das "problemhochhaus" aufmerksam werden und somit Gladbeck - mal wieder - negative Schlagzeilen liefert.
Autor:Uwe Rath aus Gladbeck |
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