Kommentar: CDU Gladbeck will Trinker vom Marktplatz verbannen

Wenn es nach Dietmar Drosdzol, dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzendem der CDU Gladbeck ginge, wären sie bald einfach von der Bildfläche verschwunden: Die Rede ist von denjenigen Gladbecker Bürgerinnen und Bürgern, die sich regelmäßig am Bunker am Markt und am Marktplatz niederlassen und dort über längere Zeit Alkohol trinken.

In einem Brief an Bürgermeister Ulrich Roland beklagt Drosdzol, dass hierdurch ein Bild der Stadt entstehe, "das sicherlich nicht zum positiven Erscheinungsbild des Eingangsbereichs zu Gladbecker Innenstadt beiträgt." Ob es da nicht Wege und Mittel gebe, dieses "Herumlungern / Belagern" zu verbieten. Zwar sei ihm bewusst, dass eine vollständige Kontrolle dieser Plätze schwierig ist, es solle aber seitens des Ordnungsamtes verstärkte Bemühungen geben, "positive Änderungen im Sinne der Bürgerschaft und des Jugendschutzes herbeizuführen."

Kein Kriminalitätsschwerpunkt

Auf Nachfrage erklärte Tim Deffte von der Presseabteilung der Stadt Gladbeck, dass sowohl das Ordnungsamt als auch die Polizei die genannten Bereiche bereits verstärkt aufsuchen, um Präsenz zu zeigen. Rechtliche Mittel gegen die Trinker habe man allerdings nicht, solange diese niemanden belästigen oder gar gewalttätig werden. " Und davon", so Deffte, "kann nicht die Rede sein. Das bestätigen auch die Ordnungsinstanzen."

Aber selbst wenn man von der Frage absieht, ob es aus rechtlicher und verwaltungstechnischer Sicht überhaupt möglich ist, solche Verbote zu erwirken, bleibt aber eines ungewiss und unerwähnt: Was soll mit diesen Menschen passieren? Aus der Tatsache, dass ihm die Gladbecker Trinkerszene ein Dorn im Auge ist, macht CDU-Mann Drosdzol kein Geheimnis und beruft sich auch auf die Unterstützung von "Markthändlern, Geschäftsinhabern und Gladbecker Bürgerinnen und Bürgern". Allerdings verliert er in seinem Schreiben kein Wort über mögliche Alternativen für die Betroffenen.

Schein einer heilen Welt

Was Drosdzol im Namen der CDU fordert, ist nichts anderes als eine Politik nach dem Lehrsatz "Aus den Augen, aus dem Sinn". Dass bei einer Umsetzung dieser Politik die Rechte Einzelner auf der Strecke bleiben, scheint aus Sicht des Christdemokraten verkraftbar, solange der Marktplatz im Anschluss vom Makel des Anrüchigen, Unanständigen befreit ist. Wo die Trinker bleiben, von welchem öffentlichen Ort man sie in Zukunft vertreiben wird? Zumindest in der Anfrage Drosdzols spielen diese Fragen keine Rolle. Hauptsache, der Schein einer heilen Welt bleibt gewahrt.

Autor:

Jens Steinmann aus Herne

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