Jobcenter: Deeskalation als Lösung?
„Wir sind alle äußerst betroffen und aufgewühlt“, nimmt der Leiter des Gladbecker Jobcenters, Dietmar Aspöck, Stellung zu dem tragischen Tod einer Kollegin in Neuss. Die 32-Jährige war in den dortigen Amtsräumen von einem Kunden des örtlichen Jobcenters mit einem Messer so schwer verletzt worden, das sie an den Folgen verstarb.
„Natürlich sind unsere Mitarbeiter nach dieser schrecklichen Tat noch mehr sensibilisiert, was den Umgang mit unseren Kunden angeht.“ Ein angemessener Umgang - auch mit schwierigen Kunden - würde beispielsweise in persönlichen Schulungen geübt.
Das bestätigt auch Martin Linkemann, Pressesprecher des Kreis Recklinghausen, in einem Telefonat gegenüber dem STADTSPIEGEL und erläutert die Präventionsmaßnahmen, die eine solche Tat im Kreis und somit auch in Gladbeck verhindern sollen.
„In allen kreisangehörigen Jobcentern gelten die gleichen organisatorischen Maßnahmen. So werden Termine in der Regel vorher telefonisch abgesprochen, die Jobcenter sind nur in bestimmten Zeiten öffentlich zugänglich. Zudem sind die Büros miteinander verbunden und jeder einzelne Arbeitsplatz ist mit einem Alarmsystem ausgestattet.“
Weit wichtiger als diese Maßnahmen erscheinen Linkemann allerdings die persönlichen Schulungen.„Den Mitarbeitern steht es frei, regelmäßig an einem sogenannten Deeskalationstraining teilzunehmen. Dieses wichtige Instrument zur Sensibilisierung wird gerne und oft genutzt.“
In diesem freiwilligen Training wird den Mitarbeitern vermittelt, wie sie eine Gefahrensituation erkennen und mit ihr umgehen können. „Und auch, wie man es schafft, dass das Gegenüber versteht, was ich ihm sagen will.“ Bis jetzt ist der Einsatz von Sicherheitsleuten - wie ihn die komba Gewerkschaft fordert - in den Jobcentern im Kreis eher die Ausnahme. „In Datteln und in Recklinghausen werden Sicherheitsleute eingesetzt, bislang haben wir in den anderen Jobcentern darauf verzichtet“, erklärt Linkemann.
Denn allein die Präsenz von Sicherheitsleuten könne provozierend wirken.
„Wir können unsere Behörden nicht komplett abschotten, sie sind offene Systeme, die durch Kundenkontakte leben“, gibt der Pressesprecher zu bedenken. Und wie vor Ort mit Sicherheitsmaßnahmen umgegangen wird, sei letztendlich Sache der einzelnen Kommunen.
Trotzdem werden regelmäßig Hausverbote gegenüber Kunden, die in der Vergangenheit auffällig gewesen sind, ausgesprochen. „Diese müssen sich telefonisch zu einen persönlichen Termin anmelden, der entsprechende Sachbearbeiter führt das Gespräch mit diesem Kunden dann in Begleitung.“
Hat die Behörde aus dem tragischen Vorfall in Neuss schon ein Fazit gezogen? „Wir werden verstärkt die Teilnahme am Deeskalationstraining propagieren. Diesem ist ein erhöhtes Gewicht beizumessen.“
Autor:Annette Robenek aus Gladbeck |
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