Lärm und Müll durch Trinkerszene am Oberhof
Gladbeck: Ordnungsamt weist Vorwurf der Untätigkeit zurück
Lautes Geschrei und Musik, Abfall und wildes Urinieren: Die Trinkerszene am Oberhof sorgt bei den Anwohnern für andauernden Ärger. Inzwischen liegen die Nerven blank: Auf das Ordnungsamt sind die Betroffenen nicht mehr gut zu sprechen. Dort weist man den Vorwurf, man wolle sich nicht kümmern, entschieden zurück.
von Oliver Borgwardt
Die Geduld der Anwohner an der Bachstraße strapaziert zu nennen, wäre eine höfliche Untertreibung. "Jede Nacht Krach und Geschrei", beschwert sich eine Gladbeckerin, "das ist einfach unzumutbar." Die Menschengruppen, die sich fast täglich am Oberhof zum Trinkgelage treffen, zerren an den Nerven der Anlieger. "Mein Mann hat Wechselschicht und braucht seinen Schlaf, aber wie soll das gehen, wenn da die Bässe aus den Musikanlagen selbst durch das Rollo wummern?" will eine Bürgerin wissen.
Ihre jüngere Begleiterin stört sich auch am Verhalten der Trinkergruppen: "Mein fünfjähriges Kind muss dann mit ansehen, wie da auf gut deutsch blank gezogen wird und man ungeniert in die Büsche pinkelt", echauffiert sie sich. Und gemessen an dem Vokabular, das man selbst in Begleitung kleiner Kinder von den ungebetenen Nachbarn in gehobener Lautstärke hören müsse, sei das noch sehr gepflegt ausgedrückt.
Laute Musik, ungehobeltes Benehmen und der Anblick sich in die städtische Begrünung erleichternder Menschen, das wollen sich die Anwohner an der Bachstraße nicht mehr länger gefallen lassen. Man fühle sich von den Behörden im Stich gelassen, heißt es. Nach zahlreichen Beschwerden beim Ordnungsamt würde man dort nur noch auf genervte Mitarbeiter stoßen, ohne dass sich die Situation verbessere. "Und wenn man die Polizei ruft, kann man am Fenster ewig warten, bis vielleicht mal jemand dort vorbeifährt", schimpft eine Bürgerin. Der Vorwurf steht groß und klar im Raum: Die Stadt will sich einfach nicht kümmern.
Ordnungsamt sind "Hände gebunden"
Beim Ordnungsamt freilich sieht man das ganz anders: "Das wird ja gerne so dargestellt, dass wir uns nicht kümmern wollten", seufzt der für den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) zuständige Abteilungsleiter Thomas Wedke. "Tatsächlich sind wir mit dem KOD fast täglich vor Ort." Natürlich böten die trinkenden Gruppen keinen schönen Anblick, betont Wedke, "aber wir haben hier keine großen Eingriffsmöglichkeiten".
So seien weder der Aufenthalt noch das Trinken in der Öffentlichkeit verboten, und solange keine Straftaten verübt würden, hätten die Menschen ein Recht, sich am Oberhof zu treffen. "Auch die Polizei kann da nicht viel ausrichten", räumt Wedke ein. Die gesetzlichen Hürden für einen Platzverweis oder ein Alkoholverbot an einem öffentlichen Platz seien in Deutschland sehr hoch.
Man könne zwar Alternativen anbieten, aber es sei nun gerade die Nähe zum Discounter und seinen günstigen Getränken, die die Gruppe anziehe. "Solche Versammlungen verlagern sich auch von Zeit zu Zeit. Früher fand man die Szene in der Nähe des Glückauf-Centers am Hochbunker, nun am Oberhof.
Mit dem Umzug des "Netto"-Discounters ins neue Kaufhaus "HochZehn" sei eine weitere Abwanderung nicht ausgeschlossen, so Wedke. Aber auch die Nähe zum Rathaus würde dann die Regeln im Umgang mit den Trinkern nicht ändern. "Ich denke, dass die Situation von den Anwohnern auch sehr dramatisiert wird, um uns als Behörde zum Handeln zu zwingen", vermutet der KOD-Chef.
Unterschiedliche Wahrnehmung?
Alles also nur halb so schlimm? Diese Einschätzung teilen die Bewohner der Bachstraße ganz und gar nicht. Sie fühlen sich bei der Stadt nicht ernst genommen und mit ihren Sorgen alleine gelassen. Schlafstörungen und die ständige akustische wie optische Belästigung machen die Bürger wütend.
"Es ist wie so oft auch eine Sache der unterschiedlichen Wahrnehmung", meint hingegen Ordnungsamtleiter Gregor Wirgs. Bei den Kontrollen durch seine Mitarbeiter werde oft kein Fehlverhalten festgestellt - was dem Gefühl und den Beobachtungen der Bürger aber offenkundig nicht entspricht. Von einer "Trinkerszene" mag der Amtsleiter auch nicht gerne sprechen, dafür seien es zu wenige, die in Gladbeck auffällig würden.
"Letztendlich ist es aber ein Problem, das viele unserer Nachbarstädte auch umtreibt", so Wirgs. Die Möglichkeiten einer Lösung seien aber - wie überall - sehr begrenzt.
Autor:Oliver Borgwardt aus Dorsten |
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