Familienpflegezeit ist ein Flop-Angebot

Norbert Dyhringer, Vorsitzender des AWO-Stadtverbandes Gladbeck, ist nicht überrascht davon, dass bislang bundesweit lediglich 147 Anträge auf die Bewilligung von "Familienpflegezeit" gestellt wurden.
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Gladbeck. „Dieser Flop war leider programmiert“, kommentiert AWO Vorsitzender Norbert Dyhringer die durch eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion bekannt gewordene Zahl von nur 147 gestellten Anträgen zur Bewilligung von Familienpflegezeit.

„Grund ist nicht der fehlende Wille oder die Notwendigkeit, sondern die mangelnde Rechtssicherheit für pflegende Angehörige. Dass sich viele Arbeitnehmer ohne einen gesetzlichen Rechtsanspruch scheuen, die Pflegezeit zu nehmen, ist völlig klar. Das Gesetz geht an den Belangen und Nöten pflegender Angehöriger vorbei. Deshalb muss es dringend reformiert werden, denn es bietet nicht die notwendigen Leistungen und Rechte, um die gesamtgesellschaftlich so wichtige Verantwortung der Angehörigenpflege zu übernehmen," führt Dyhringer weiter aus.

Der Kernpunkt des Gesetzes, dass Berufstätige für maximal zwei Jahre ihre Arbeitszeit auf wöchentlich 15 Stunden reduzieren können, lehnt die AWO von Beginn an strikt als "nicht zielführend" ab, da niemand wisse, wie lange ein Angehöriger gepflegt werden müsse. Abgesehen davon, dass das Gesetz keinen Rechtsanspruch auf Familienpflegezeit vorsehe, fehle auch der Rückkehranspruch auf einen gleichwertigen Arbeitsplatz. Als weiteren Kritikpunkt betrachtet die AWO den Umstand, dass der Beschäftigte die so genannte Ausfallversicherung selber übernehmen muss. "Was die Betroffenen wirklich benötigten, ist ein selbstbestimmter Anspruch auf Beratung, kurzfristige Freistellungsmöglichkeiten ohne Lohnverlust und einen Anspruch auf Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen, um die eigene Gesundheit zu erhalten," fordert der Gladbecker AWO-Vorsitzende.

Übrigens: Die Angehörigenpflege ist aktuell der größte „Pflegedienst" Deutschlands. Denn rund 1,6 Millionen Menschen werden derzeit zu Hause durch Angehörige gepflegt. Dabei sind 40 Prozent der pflegenden Personen selbst noch erwerbstätig.

Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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