Verwaltungsvandalismus
Die Rettung des Jovyparks
Die Rettung des Jovyparks als städtebauliche Aufgabe
Gladbeck hat nur noch wenig geschichtsrelevante Stadtstrukturen. Es ist eine kleine Kommune, die vor einigen Jahren - durch Bürgerbeteiligung - noch eben ihre Selbstständigkeit rettete. Stück für Stück verschwanden in den letzten Jahren etliche stadtbildprägende Strukturen durch einsame Entscheidungen aus dem Rathaus:
Alle Zechen wurden abgebrochen, eine Riesenbrücke für die Strassenbahn wurde gebaut und die Bahn dann stillgelegt, Schneisen wurden durch den Ort gehauen und die Innenstadt zubetoniert, Tunnel gebaut, die man heute wieder zuschütten möchte. Viele alte Fachwerkhäuser wurden abgebrochen.
Der einst schöne Marktplatz wurde mit einem Investorenmodell versaut, die "Markt"-Halle dann wieder ohne Alternativen abgerissen und auf Haushaltskosten zu einem riesigen Parkplatz umgebaut, während der Wochenmarkt zusehends schrumpft.
Geschichtsträchtige Gebäude wurden - ohne über Alternativen nach zu denken - abgebrochen und jedes mal durch austauschbare Investorenschachteln "ersetzt".
Und ja, da ist noch der Jovypark, von allen als "Ensemble" bezeichnet und mit einem Heimatpreis versehen. Damals wurde der Bürgermeister Jovy, für seine Weitsichtigkeit gelobt, an dieser Stelle eine schöne Grünanlage zu schaffen. Auch für den Ausbau von Wittringen zum stadteigenen Erholungsgebiet, das durch emsiges Betreiben der autoliebenden Stadtverwaltung bald neben einem riesigen Autobahnkreuz verschwindet.
Dafür vertröstet man die Bürger mit einem potemkischen Tunnel, auf dem mitten in der Stadt natürlich keine Grünanlage sondern ein neues Gewerbegebiet geplant ist und wo das derzeit noch reichlich verbliebene Grün dann verschwindet.
Zurück zum "Ensemble" dessen schönstes Stück, das alte Hallenbad, schon abgebrochen wurde. Leider wurde der Park in den Folgejahren genauso schlecht behandelt und vergammeln lassen, obwohl 1,1 Millonen Euro für eine "Grüne Achse" in Beton versenkt wurden. Oder war das schon ein Vorgriff auf eine "weitsichtige Planung" ?
Da wird mit honigsüßen Worten der Abschaffung dieses schönen Bereichs Vorschub geleistet:
"Dieser Vorschlag knüpft an die ursprünglichen Pläne zur Gestaltung des Jovyplatzes aus den 1920er-Jahren an, deren bauliche Umsetzung immer unvollendet blieb. Der Platz würde somit nach über 100 Jahren seinen städtebaulichen Abschluss am südlichen Rand erfahren."
Die Zerstörung der wichtigsten Traditionsanlage in Gladbeck wird eingeläutet und den Bürgern als "Wohltat" verkündet.
Warum kann man nicht einmal in Alternativen denken?
Da präsentierte doch der Baurat vor nicht langer Zeit eine Bebauung am Bahnhof West. Wieder austauschbare Investorenschachteln. Aber das wäre doch ein Areal für die Schulneubauten, mit Potential und guter Verkehrsanbindung! So könnte das für eine Bebauung viel zu kleine Areal am Jovyplatz statt es mit einem Gebäude-Sammelsurium zu zerstören, auch zukünftig einem dem Platz entsprechenden Nutzen als Grünanlage gewidmet werden.
Denn der Jovyplatz hat, auch im Kontext mit den umstehenden Gebäuden, überregionale Orientierungsfunktion als soziales Grün und Visitenkarte.
Zerstört man ihn, wird die Stadt weiter gesichtslos und geschichtslos und endet als anonymer Betonhaufen im Norden von Essen...
Manfred Schlüter, Grünplaner, Bürger der Innenstadt
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Autor:Manfred Schlüter aus Gladbeck |
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