Geschichtsbewusstsein
Die Geschichte der Gladebeke

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Die Geschichte der Gladebeke

Angeblich hat ja Gladbeck, nach erster urkundlicher Benennung, über 1000Jahre Ortsgeschichte.
Ecclesiam de Gladebach heißt es in einer Papsturkunde von 1161 (Bild)
Der Name soll sich von dem Bach Gladebeke ableiten, an deren Wasser sich die ersten Bauern niederließen.
Da gibt es unterschiedlichste Berichte und Gerüchte, über den Verlauf des Baches. Zuletzt in der Neuen Gladbeecker Zeitung.

1996 hatte ich, auf Anregung der SPD, den Auftrag, die Gladebeke, als erlebbare Stadtgeschichte, architektonisch zu gestalten. Wenn auch nicht mit Originalwasser und auf größerer Länge, so doch, als Gestaltungselement für die Innenstadt.
So erging auch an das damalige Vermessungsamt und Tiefbauamt der Auftrag zur Recherche.
Die daraus gewonnenen Erkenntnisse und die aus dem Urkataster von 1820, nutze ich zur Erstellung der Planung.
Danach entsprang die Oberlaufquelle nicht im Vinzenspark, sondern weiter östlich. Das Gebiet ist heute bebaut und versiegelt. Gespeist wurde sie aber von dem höher liegendem Gebiet um Puls Rosör, der alten Brennerei.
Danach durchfloss der Bach den Vinzenspark, was am dortigen Geländeprofil noch abuzlesen ist. Mit Bau des Vinzenzheims und der dortigen Eisenbahn, wurde der Bach, ab dort verrohrt und in die Vorflut abgeleitet.
Beim Bau der Brücke und des Tunnels wurden auch die wasserführenden Schichten, durch Spundwände abgeschnitten. Eine dort verlegte Drainage leitet das drückende Wasser zur Westseite des Tunnels und dort in die Vorflut.
Wenn mal nach Starkregen Wasser in der Tunnelsenke steht, ist es der Rest der Gladebeke.
Früher verlief der Bach diagonal über den Oberhof, durch die Bachstraße, nördlich an der Lambertikirche vorbei und diagonal über den Vorplatz, durch den Schenkendiek, durch das Gelände Fritz Lange Haus zur unteren Goethestraße und dort in den Wittringer Mühlenbach.
Er verlief aber nie durch den Timmerhof. Dort lag zwar die Brauerei van Ahlen, später das Weisse Rössel und auch der Hof Luggenhölscher(Bild), mit Altstadtstrukturen, die mit Bau der Lambertistraße verschwanden.
Allerdings befand sich gerade auf dem Platz vor der Kirche eine Besonderheit, die zur Ortsgründung führte. Nämlich, drei weitere Frischwasserquellen,"Wellen", die durch einen kurzen Nebenlauf mit dem Bach verbunden waren.
Eine der "Wellen" benutzte die Brauerei van Ahlen, weil die Armenhäuser nördlich der Kirche teils über den Bach ragten und dieser zur Entwässerung genutzt wurden.
Dort, um die drei Quellen und eine durch den Nebenlauf
gebildete Halbinsel, entstand eine geschützte Situation zur Ansiedlung der Bauernhöfe, die zur Ortsgründung führte.
Dort befand sich auch ein historisch belegter Abgabenspeicher,
die "Quastenburg", von der Holzreste(Eichenbohlen), bei Gründung des dortigen Hellenbroichs Kellers gefunden wurden. Genannt nach einem "Quast von Strünkede".
Denn der Ort Gladbeck war abgabepflichtig gegenüber der Abtei Werden, die zum Erzbistum Köln gehörte.
Die jetztige Wasserrinne in der Lambertistraße hat lagemäßig nichts mit der Gladebeke zu tun.
Die damaligen Gestaltungspläne sahen einen kurzen Wasserlauf und drei aktive Quellsteinplatten, betrieben durch einem Wasserkreislauf, als Darstellung der historischen Situation vor(Bild). Kamen aber leider nicht zur Ausführung.
Da die jetztige Situation, vor der Lambertikirche gestalterisch äußerst unbefriedigend ist, habe ich mir zum 100jahrigen Stadtjubiläum erlaubt, einen alternativen Gestaltungsvorschlag einzureichen.
Ein kurzes, geschwungenes Pflasterband (Bild) aus Grobkieseln sollte den Bürgern den damaligen Verlauf des Baches vermitteln.
Beginnend von der Bachstraße, mit dem Hinweis, "von der Quelle Vinzenspark", bis zum Durchgang Schenkendiek mit dem Hinweis" zum Wittringer Mühlenbach"
PS: die Nordseite des Lambertiplatzes ist durch Aufbrüche, sowieso renovierungsbedürftig.
So sollte die jetztige dürftige Situation von Brunnenplatte und Rinne, mit der historischen Darstellung ergänzt werden.
Als weitere Ergänzung sollte die Darstellung des Katasterplans von 1820 an eine Wand des Durchgangs Schenkendiek, angebracht werden, damit jeder Betrachter den Bezug herstellen kann (Bild).
Auf der Gegenseite könnte ein Relief der Quastenburg, mit entsprechenden Erläuterungen, die Darstellung ergänzen.
Dadurch sollte den Gladbeckern und auch den vielen Neubürgern ein bisschen Heimatbezug und erlebbare Stadtgeschichte, vermittelt werden.
Solche Ideen zur Stadtgestaltung, als echte Bürgerbeteiligung schaffen Identität mit der Heimatstadt, schaffen Atmosphäre und beugen somit auch dem Vandalismus vor.
Erstaunlich ist auch, wie wenig Interesse, seitens der Politik oder Verwaltung, diesem Thema entgegen gebracht wird.

MS als Gladbecker Bürger

Autor:

Manfred Schlüter aus Gladbeck

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