Der ZBG bleibt selbstständig
Gladbeck. Erleichterung bei wohl den meisten Mitarbeitern des "Zentralen Betriebshofes Gladbeck" (ZBG): Die Diskussion um eine Neuorganisation - sprich Reintegration in den Verwaltungsbetrieb der Stadt Gladbeck - ist vom Tisch. Denn das von Stadtkämmerer Jürgen Holzmann ausgerechnete Einsparungsvolumen von 600.000 Euro pro Jahr im Bereich des "ZBG" ist schlicht und einfach falsch.
Die Suche nach Sparmöglichkeiten sei in der heutigen Zeit ein öffentlicher Prozess, erklärte Bürgermeister Ulrich Roland in einer eiligst einberufenen Pressekonferenz. Dabei werde seitens der Verwaltung jede Einrichtung nach Sparpotentialen "durchleuchtet". Was aber in Privatunternehmen als normal gelte, sorge bei ähnlichen Aktionen im Verwaltungsbereich stets für Aufsehen. Und Ulrich Roland erinnerte dabei an den heftigen Widerstand gegen die Schließung der öffentlichen Sauna im Hallenbad in den 90er-Jahren sowie die heftigen Diskussionen, als die Schließungspläne für die "Vogelinsel Wittringen" bekannt wurden.
Daher, so Ulrich Roland, sei man schon hellhörig geworden, als Kämmerer Holzmann bei der Suche nach Einsparmöglichkeiten eine Einsparsumme von 600.000 Euro im Bereich "ZBG" genannt habe. Eine Einsparung, die aber an eine Rückführung des eigenständigen städtischen Betriebes "ZBG" erforderlich gemacht hätte. "Mit so etwas muss man sich dann natürlich beschäftigen," führte Ulrich Roland bei der Pressekonferenz aus.
Und eben die genannte Summe von 600.000 Euro rief dann auch die Politik, nämlich die SPD und die GRÜNEN, auf den Plan. Es folgte seitens der beiden Parteien ein gemeinsamer Vorschlag für die anstehenden Haushaltsberatungen (der STADTSPIEGEL berichtete).
Ein Vorschlag, der in der Öffentlichkeit und natürlich erst recht bei der "ZBG"-Belegschaft auf zum Teil heftige Kritik stieß. Es folgten eine Sitzung des städtischen Betriebsausschusses und auch eine Betriebsversammlung mit der "ZBG"-Belegschaft. Da die "ZBG"-Führung nach wie vor auf dem eigenen Zahlenmaterial beharrte, dass Einsparungen in der genannten Höhe nicht realistisch erschienen ließ, beauftragte Ulrich Roland nicht nur das städtische Rechnungsprüfungsamt (RPA), sondern auch die "Gemeinde-Prüfungsanstalt" (GPA) in Herne mit einer nochmaligen Überprüfung der vorgelegten Zahlen.
Und sowohl das "RPA" als auch die "GPA" kamen - völlig unabhängig voneinander - zu dem Ergebnis, dass das Zahlenkonstrukt der Stadtkämmerei "nicht belastbar" sei, das Einsparpotential absolut nicht 600.000 Euro betragen könne, sondern bestenfalls im fünfstelligen Bereich anzusiedeln sei.
Und Ulrich Roland zog daher auch die "Notbremse": "Das war´s dann," versicherte der Verwaltungschef. "Die Neuorganisation des ZBG ist definitiv vom Tisch!" Ausschlaggebend für ihn seien die Ergebnisse der Prüfungen durch "RPA" und "GPA" gewesen.
Leicht "angesäuert" wirkte der SPD-Fraktionsvorsitzende Michael Hübner. Man habe eine sachgerechte Entscheidung gewollt und habe sich auf die vom Stadtkämmerer präsentierten Zahlen verlassen. Seitens der Politik sei man zwar an Einsparmöglichkeiten interessiert, doch müsse man eine leistungsfähige Verwaltung erhalten, weshalb sinnlose Sparerei nichts bringe. Und Hübner brachte seine Verwunderung zum Ausdruck, dass seit dem November des Jahres 2011, als man erstmals die Kämmerei-Zahlen erhalten habe, es keine Hinweise auf irgendwelche Zweifel gegeben habe. Man erwarte von der Verwaltung eine ordentliche Vorbereitung solcher Themen und nicht am Ende eine kurzfristige Vollbremsung.
Kämmerer Jürgen Holzmann führte aus, dass er bei seiner Suche nach Konsolidierungsmöglichkeiten über die Grenzen Gladbecks hinaus nach Möglichkeiten gesucht habe. Und dabei sei ihm aufgefallen, dass andere Kommunen Betriebe reintegriert hätten, weshalb man dann auch auf die Suche nach Einsparmöglichkeiten vor Ort gegangen sei. Doch dann sei deutlich geworden, dass eine Umsetzung der Pläne nicht so problemlos wie gewünscht geworden wäre. Und Holzmann betonte, dass die aktuelle Entwicklung nun keineswegs bedeute, dass der "ZBG" bei der Suche nach Einsparmöglichkeiten "raus" sei. Denn im Rathaus und beim "ZBG" gebe es, so Holzmann, derzeit zum Beispiel zwei "Rechnungskreise", wo eine Zusammenlegung durchaus sinnvoll erscheine.
Als "Sieger" fühlen dürfen sich nun mit Harald Hofmann (1. Betriebsleiter) und Heiner Vollmer (Kaufmännischer Leiter) die führenden Köpfe des "ZBG". Man sei auch tatsächlich persönlich betroffen gewesen, als man von den Neuorganisationplänen erfahren habe, gestand Hofmann ein. Dies gelte auch für die Belegschaft. Gut getan hätten die lobenden Worte, die man bei der anschließenden Diskussion von vielen Gladbecker Bürgern erhalten habe. Eine Diskussion, dies bedauerte Hofmann, die zeitweise leider auch auch sehr unsachlich geführt worden sei. Und Hofmann versicherte, dass man seitens des "ZBG" weiter an Einsparmöglichkeiten suchen und sich realistischen Vorschlägen auch nicht verschließen werde. Es gebe eben wirklich Dinge, über die man reden müssen. Und auch Hofmann meinte damit wohl die aktuell bestehenden zwei "Rechnungskreise".
Für das Haushaltsjahr 2012 muss der "Zentrale Betriebshof Gladbeck" derzeit offensichtlich nicht mit neuerlichen Sparvorgaben rechnen. Es wird also weiter Zahlungen vom Willy-Brandt-Platz in Richtung Wilhelmstraße geben. Wobei aber auch zu erwähnen wäre, dass die städtischen Zuschüsse für den "ZBG" in den vergangenen Jahren immer wieder mal gekürzt wurden. Im Laufe der Jahre seit dem Bestehen des "ZBG" übrigens nach um nach um ziemlich exakt 680.000 Euro pro Jahr...
Autor:Uwe Rath aus Gladbeck |
2 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.