Baugebiet Schulstraße, Gladbeck, Bebauungsplan 114
Das ökologische Erbe Luggenhölschers als Träger des Umweltpreises der Stadt Gladbeck und als erfolgreicher Stadtplaner wird mit Füßen getreten.
Gladbeck. [stbs] Natürlich sind die eigenen vier Wände für viele Menschen wichtig. Dazu gehört auch das geliebte Einfamilienhaus als Statussymbol.
Was und wo gebaut werden darf, entscheidet in der Regel die Kommune durch den Rat der Stadt.
Was in Gladbeck gebraucht wird, wie viel Fläche als Bauland ausgewiesen werden soll, wie viel Leerstand es gibt und was gut in die Bevölkerungsstruktur passt. All das muss der Rat als Entscheidungsträger natürlich berücksichtigen.
Wir alle wissen: Günstiger Wohnraum ist knapp, Flächen sind endlich, Mieten und Immobilienpreise sind explodiert.
Genau hier setzte vor mehr als 20 Jahren der nachhaltige, wirtschaftliche und städtebauliche Ansatz des verstorbenen Gladbecker Architekten und Stadtplaners Alfred Luggenhölscher mit seiner ökologischen, autofreien Siedlung an der Schulstraße an. Noch heute innovative Konzepte, für die Luggenhölscher mehrfach mit Architekturpreisen ausgezeichnet wurde.
Ziel war es, guten und bezahlbaren Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten in der Stadt zu schaffen und klima- und umweltfreundlich zu bauen.
Auch mit Hilfe genossenschaftlicher, gemeinschaftlicher Bauprojekte.
Warum die Stadt dies nun durch die geplante Änderung des Bebauungsplans 114 konterkarieren will, indem statt des von Luggenhölscher angedachten Geschosswohnungsbaus eine Reiheneinfamilienhausbebauung zugelassen werden soll, ist nicht nachvollziehbar.
Einfamilienhäuser sind große Flächen- und Ressourcenverbraucher und damit ein wenig effizientes Element der Stadtplanung.
Zudem müssen wir gerade in einer dicht besiedelten Stadt wie Gladbeck feststellen, dass mit jedem Neubaugebiet in großem Umfang Natur zerstört wird.
Bautechnisch ist das Einfamilienhaus dem Mehrfamilienhaus grundsätzlich unterlegen. Es hat deutlich mehr Fassadenfläche pro m² Wohnfläche, was auch den Bedarf an Bauprodukten deutlich erhöht, und zwar um den Faktor 10 bis 20. Selbst wenn man beim Bau von Einfamilienhäusern ökologische Baustoffe verwendet oder Erdwärme nutzt, wird in der Diskussion nicht berücksichtigt, dass schon die Bereitstellung der Bauprodukte unendlich viel Energie verbraucht. Würde man hier ehrlich bilanzieren, wäre das Ergebnis zu Lasten des Einfamilienhauses verheerend. Denn jedes noch so konservativ gebaute Mehrfamilienhaus ist um ein Vielfaches besser als das so schöne ökologische Einfamilienhaus.
Wichtig ist, dass man offensiv in den Diskurs geht. Diese Aushandlungsprozesse laufen heute über Bürgerforen, Beteiligungsprojekte, bürgerschaftliches Engagement wie eben der Bebauungsplan 114 „Ökologische Siedlung“ auf Initiative des Kollegen Luggenhölscher.
Die Stadt sollte sich dafür einsetzen, dass das gute Erbe des verdienten Umweltpreisträgers Luggenhölscher nicht beschädigt wird und im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung unter Einhaltung des selbst auferlegten integrierten Klimaschutzkonzeptes gehandelt wird.
Autor:Stefan Budde-Siegel aus Gelsenkirchen |
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