Agentur für Arbeit rechnet mit steigenden Arbeitslosenzahlen
„Corona wird Arbeitsmarkt schwer treffen“

Die Arbeitsagentur richtet sich auf eine Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt in Folge der Coronakrise ein. (Symbolbild)
  • Die Arbeitsagentur richtet sich auf eine Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt in Folge der Coronakrise ein. (Symbolbild)
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Eigentlich klingen die Zahlen gut: Im März zählte der Agenturbezirk Recklinghausen 25.982 arbeitslose Menschen und damit 181 weniger als im Februar und 1.567 weniger als im März vor einem Jahr (-5,7 Prozent). Die Arbeitslosenquote rutschte um 0,1 Prozentpunkte auf 7,9 Prozent. Vor einem Jahr betrug sie noch 8,4 Prozent. Doch das sei die Ruhe vor dem Sturm, warnt die Arbeitsagentur. Zuletzt waren die Zahlen auch in Gladbeck wieder angestiegen und hatten die 4000er Marke überschritten.

„In diesem Monat hat Corona mit großer Wucht das gesamte Leben erschüttert und zum Teil stillgelegt. Dies gilt natürlich auch für den Arbeitsmarkt im Kreis Recklinghausen, wenngleich es in den aktuellen Zahlen noch nicht zum Ausdruck kommt“, beschreibt Frank Benölken, Leiter der Recklinghäuser Arbeitsagentur. Benölken weiter: „Stichtag für die Zahlen, die uns aktuell vorliegen, war der 12. März und damit ein Datum, als die Einschränkungen noch moderat waren. Was seither wirtschaftlich und arbeitsmarktpolitisch geschehen ist, spiegelt sich in den Zahlen noch nicht wider, das wird erst im April der Fall sein. Somit ist die Aussagekraft der Statistik gerade sehr eingeschränkt und wir müssen mindestens den kommenden Monat für eine richtungweisende Aussage abwarten.“

Arbeitslosigkeit wird steigen

An den generellen Effekten lässt der Arbeitsmarktexperte jedoch schon heute keine Zweifel aufkommen: „Corona wird den Arbeitsmarkt auch bei uns schwer treffen und zu steigender Arbeitslosigkeit und sinkender Beschäftigung führen. Entscheidend für das Ausmaß wird sein, wie lange der derzeitige Stillstand andauern wird. Können wir in den nächsten sechs bis acht Wochen zur Normalität zurückkehren, rechnen wir ab der zweiten Jahreshälfte mit einer Entspannung und sinkender Arbeitslosigkeit. Dann profitieren wir davon, dass der Arbeitsmarkt vor Corona sehr stabil und die Nachfrage nach Arbeitskräften ungebrochen hoch war.“

In Gladbeck waren im März 4010 Menschen arbeitslos gemeldet, und damit 57 mehr als im Februar. Im März 2019 hatte die Zahl der Arbeitslosen in Gladbeck 3908 betragen.

Riesige Nachfrage nach Kurzarbeit

Nach einer ersten Einschätzung des Arbeitsamtes haben bis vergangenen Freitag (27. März) über 1.200 Betriebe im Kreis Recklinghausen eine Anzeige auf Kurzarbeit gestellt. Bei den Zahlen handelt es sich jedoch um erste vorsichtige Hochrechnungen.

Mit der Anzeige von Kurzarbeit versuchen Betriebe, ihre Beschäftigten im Unternehmen zu halten und vor Arbeitslosigkeit zu bewahren. „Deshalb ist es gut, dass viele jetzt davon Gebrauch machen und in der Folge von den gelockerten Regelungen profitieren“, betont Agenturchef Frank Benölken.

Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2009, also während der Wirtschafts- und Finanzkrise mit dem Höhepunkt der Nutzung von Kurzarbeitergeld im Mai 2009, zeigten knapp 680 Betriebe für fast 9.100 Menschen im Kreis Recklinghausen Kurzarbeit an. Diese Marke scheint jetzt schon überschritten.

Jedoch handelt es sich bei den aktuellen Zahlen um erste vorsichtige Hochrechnungen mit beschränkter Aussagekraft: „Wir werden die tatsächlichen Anträge abwarten müssen, um genauere Aussagen treffen zu können. Derzeit laufen die Anzeigen auf Kurzarbeit auf verschiedenen Kanälen bei uns auf, teilweise doppelt und dreifach. Erst, wenn wir diese Ungenauigkeiten bereinigt haben, werden wir ein schärferes Bild erhalten. Die aktuellen Werte verstehen wir lediglich als ersten Indikator“, so Benölken. Eins ist dem Agenturleiter jedoch besonders wichtig: „Kurzarbeitergeld ist eine Pflichtleistung. Wer einen Anspruch hat, erhält die Leistung. Ohne Wenn und Aber.“

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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