CDU-Ratsfrau Müzeyyen Dreessen: "Keine offene Rechnungen!"

Müzeyyen Dreessen bezieht klar Stellung zu den Vorwürfen seitens der DITIB-Gemeinde. | Foto: Foto: Archiv
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Gladbeck.Die Vorwürfe der DITIB-Gemeinde, dass der Vorschlag von Müzeyyen Dreessen zum Thema "Ramazanfest/Integrationsrat" sich gegen die Gemeinde richtet, weist die Ratsfrau in einem offenen Brief entschieden zurück.

"Es gibt weder seitens der CDU noch meinerseits eine Gegnerschaft zu dem Moscheeverein DITIB oder irgendeiner anderen muslimischen Gruppe gegenüber. Ich habe auch keine Rechnungen offen. Im Gegenteil, mit verschiedenen türkeistämmigen aus der Gemeinde und darüber hinaus verbinden mich freundschaftliche Beziehungen. Aus dem Alter der verletzten Eitelkeiten bin ich raus. Integration und Zusammenleben heißt für mich aber, dass Miteinander zu denken und nicht nur Eigeninteressen zu verfolgen.

Verletzte Eitelkeiten

Kritik und Kritikfähigkeit bilden das Wesen einer Demokratie. Wenn Kritik an der Sache als verletzte persönliche Eitelkeit oder, wie in letzter Zeit, Kritik an türkischer Politik in der Community als Vaterlandsverrat ausgelegt und Menschen denunziert oder ausgegrenzt werden, ist am Demokratieverständnis zu zweifeln. Das ist wahrscheinlich das Schicksal türkeistämmiger Mandatsträger, dass, wenn sie nicht nur die türkisch-muslimischen Interessen vertreten, persönlich angegriffen werden, wie wir das auf Bundesebene im Zusammenhang der Armenien-Resolution auch erfahren haben. Die Regierung und ihre Politik zu kritisieren bedeutet nicht, dass man die Menschen und das Land ablehnt, im Gegenteil, wir machen uns Sorgen um die Entwicklung in der Türkei und folgen nicht blind der Argumentation der regierenden Mehrheit.

Ich war über 10 Jahre in der DITIB Gemeinde im Bereich Frauen-, Dialog- und Öffentlichkeitsarbeit engagiert, aber zu keiner Zeit Vorstandsmitglied. Mein Bestreben war und ist immer, Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion zusammenzubringen und das Verstehen zu fördern. Aus Gründen meines späten Studiums, aber insbesondere weil ein kritischer Diskurs in der Kopftuchfrage nicht möglich war, habe ich 2006 das Engagement beendet.

Diskurs in der Kopftuchfrage

Anfang dieses Jahres bin ich auch wegen der Politisierung der DITIB aus der Mitgliedschaft ausgetreten. Sei es beim Wahlkampf im letzten Jahr für die Parlamentswahlen in der Türkei oder in der Frage der Armenier-Resolution, dem Putschversuch in der Türkei und der folgenden Demonstration in Köln hat DITIB bundesweit kräftig mitgemischt, auch die Gemeinde hier vor Ort.

Unsere Väter und wir haben diese Gemeinden aber nicht aufgebaut, damit dort Politik gemacht wird. Es befremdet mich und andere auch, wenn im Namen der Religion einseitig eine bestimmte türkische Partei ganz offen unterstützt wird und eine Moscheegemeinde zu Demonstrationen gegen ihre Kritiker aufruft. Dies ist weder mit den Idealen der türkischen laizistischen Verfassung zu vereinbaren noch mit unserem Verständnis von säkularem Staat und Religionsgemeinschaft hier.

Die DITIB mit ihren etwa 900 Moscheegemeinden galt mal als ein religiös liberaler Verband in Deutschland und in Gladbeck. In den 90er und bis in die Mitte 2000er Jahre wurde sie von verantwortlicher Politik in Gladbeck aufgefordert, sich mit der Nachbarschaft und den zivilgesellschaftlichen Organisationen zu verstehen und zu vernetzen. Die Genehmigung für den Moscheebau wurde erteilt, damit sie ein repräsentatives Gebäude für die religiöse Praxis und die dazugehörigen Feste hat. Dieses Fordern und Fördern hatte dazu geführt, dass die Gemeinde sich stark in die Stadtgesellschaft orientiert und geöffnet hat, dass Anliegen im Dialog mit Nachbarschaft und Zivilgesellschaft zu einem Ergebnis geführt wurden und nicht nur mit der Stadtspitze ausgehandelt und durchgesetzt.

Kooperation mit der DITIB eingestellt

  
Inzwischen haben einige Bundesländer oder ihre Ministerien, wie in NRW das Innenministerium, die Kooperation mit DITIB eingestellt, denn noch nie wurde die DITIB so sehr von türkischer Politik beeinflusst wie in den letzten Jahren unter der AKP Regierung mit Erdogan. Dazu gehört auch, dass Religion immer mehr das öffentliche Leben dominiert und für politische Zwecke missbraucht wird.

Traditionell werden die religiösen Feste wie Ramazan- und Opferfest im Islam in den Familien und bei den Moscheegemeinden gefeiert. Zu einem Ramazanfest bei der Moschee kann man die Stadtgesellschaft einladen. Wenn wir aber als Politik und Stadtspitze immer wieder die über 100 Nationen in unserer Stadt hervorheben, sollten sie auch durch ein Fest der Kulturen sichtbar gemacht werden. In der bundesweiten interkulturellen Woche Ende September findet in Gladbeck kaum etwas statt. Ein solches Fest würde sich dann anbieten und mehr zum Abbau von Vorurteilen und gegen Rassismus beitragen als ein von überwiegend einer Herkunftsgruppe durchgeführtes religiöses Fest."

Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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