Bürgerinitiativen warnen vor dem Tunnelblick
Das Netzwerk Bürgerinitiativen, zu dem auch das Gladbecker Bürgerforum A52 gehört, hat sich in einem offenen Brief zum Thema B 224 an Bürgermeister Ulrich Roland gewandt. In diesem legt das Netzwerk seine Ansicht zu den negativen Folgen des Ausbau der Bundesstraße vor, auch in Hinblick auf einen möglichen Ratsbürgerentscheid.
Erstaunt zeigen sich die Initiativen in diesem Zusammenhang über die Eile, mit der dieser Entscheid jetzt vorangetrieben würde. Es wird kritisiert, das komplexere Fragen in dem verbleibenden kurzem Zeitraum nicht beantwortet werden könnten.
Nach Fertigstellung bestünde die A52-Trasse auf Gladbecker Stadtgebiet aus einem Tunnelabschnitt von 1.500 Meter Länge und zwei offen geführten Autobahnabschnitten mit rund 1.600 Meter Länge, dazu noch circa 1.100 Meter offener Autobahn-Ausbau im Süden inklusive Autobahnkreuz.
Laut Aussage von Verkehrsexperten würde der Bau der A 52 eine erhebliche Zunahme des überregionalen Transit-Verkehrs mit sich bringen, zudem würde dadurch eine erhebliche Zunahme von Lärm und Schadstoffbelastung erzeugt. Dies gelte insbesondere für die Stadtteile Butendorf, Brauck und Gladbeck-Ost.
Das Gewerbegebiet Brauck würde nicht den gewünschten eigenen Zubringer enthalten, der Regionalen Grünzug C, der sich vom Wittringer Wald nördlich der A 2 bis zur A 40 erstreckt, würde entwertet.
Zudem sei bislang die Umweltverträglichkeit nicht ausreichend geprüft worden, die Konsequenzen könnten den Bürgern somit nicht deutlich gemacht werden.
Weitere Sorgen machen sich die Initiativen auch um die betroffenen Stadteile, da es hier zur „sozialen“ Entmischung kommen könnte, wenn die Besserverdienenden abwandern und damit gleichzeitig die Kaufkraft schwächten.
„Die Nachteile des Baus für die Bewohnerinnen und Bewohner und für die Wirtschaft, vor allem in Butendorf, Brauck und Gladbeck-Ost, wären schwerwiegend. Sie überwiegen in der Abwägung für die Stadt als Ganze die Vorteile für die städtebauliche Innenstadtentwicklung. Es erscheint uns daher fraglich, ob das Ziel der Befriedung der Gemeinde in dieser Sachemit dem geplanten Entscheid erreicht werden kann. Dies umso mehr, weil im Falle einespositiven Votums zur A 52 die eheblichen Beeinträchtigungen für die Betroffenen erst mitdem Baubeginn einsetzen würden“, warnt das Netzwerk.
Als Pendlerautobahn wäre die A 52 aufgrund der demographischen Entwicklung - immer weniger Arbeitnehmer würden nach 2030 aus dem Kreis Recklinghausen in Richtung Essen unterwegs sein, so eine Studie des RVR - zudem nach Ansicht der Initiativen überflüssig.
Die zwölf Jahre lange Bauphase würde das Leben der Bewohner der angrenzenden Stadtteile ständig massiv stören, die zu erwartenden Verkehrsbehinderungen im Bereis der B224 würden die heutigen Behinderungen in dieser Zeit bei weitem übersteigen.
Zudem sei die Finanzierung noch nicht eindeutig geklärt, nach Angaben des Netzwerks existiere für Finanzierungen in ferner Zukunft keine rechtliche Sicherheit (Finanzierungsvorbehalt).
Im gerade erst veröffentlichten Finanzplan des Bundesverkehrsministeriums für die Jahre 2012 bis 2015 (Investitionsrahmenplan) sei kein Geld für die A 52 im Bereich Essen-Bottrop-Gladbeck vorgesehen. Das Verkehrsministerium und Strassen.NRW hätten in den vergangenen Wochen mehrfach betont, dass die für die kommenden Jahre zur Verfügung stehenden Finanzmittel nicht einmal ausreichen würden, um die Erhaltungsaufwendungen für die Bundesfernstrassen in NRW sicherzustellen (insbesondere durch dringenden Sanierungsbedarf bzw. Neubau vieler Autobahnbrücken in NRW).
Die Folgekosten, die die Stadt Gladbeck für den Stadtumbau wegen einer neuen Autobahn zu tragen hätte, seien noch nicht einmal beziffert. Pläne dafür seien nicht bekannt.
„Wir würden es begrüßen, wenn Sie dieses Schreiben vor der Ratssitzung am 12. Januar in Ihren Fraktionen besprechen und der Bitte nach umfassender Darlegung aller Fakten und Prognosedatensowie der aktiven Bürgerbeteiligung im Interesse aller Betroffenen nachkommen würden,“ fordert das Netzwerk Roland auf.
Und bittet den Bürgermeister zu berücksichtigen, dass der in Aussicht gestellte Tunnel weniger als die Hälfte eines neuen Autobahnabschnittes auf Gladbecker Stadtgebiet ausmachen würde und außerdem mit einem zusätzlichen neuen Autobahnkreuz verbunden wäre.
Außerdem wird der Bürgermeister gebeten, die am 12. Januar anstehenden Entscheidungen entsprechend zu vertagen, da kein Grund zur Eile vorliege.
Autor:Annette Robenek aus Gladbeck |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.