„Bürgerentscheid kann nur Nein lauten“
Vor rund einer Woche beschloss der Rat der Stadt den ersten Ratsbürgerentscheid Gladbecks. Am 25. März dürfen insgesamt 58.000 wahlberechtigte Gladbecker über den Tunnelbau und damit über den Ausbau der B 224 zur A 52 abstimmen.
Seitdem ist das Thema Stadtgespräch - das Aufheulen der Kritiker ist groß, ebenso ihre Bedenken. Auch Architekt und Stadtplaner Alfred Luggenhölscher ist Gegner der Ausbaupläne in der jetzigen Form, hat sich in einem Offenen Brief an den Rat der Stadt Gladbeck gewandt.
STADTSPIEGEL: Herr Luggenhölscher, in Ihrem Offenen Brief werfen Sie dem Bauderzenten Carsten Tum vor, Ihre Vorschläge zum Ausbau der B 224 nicht ausreichend geprüft zu haben?
Alfred Luggenhölscher: „Meiner Meinung nach enthält die von der Stadt beautragte Umweltverträglichkeitsstudie Fehler, auch meine Hinweise auf die Vorteile einer Umgehungsstraße wurden ignoriert. Stattdessen wurden weitere Gutachten und Planungen der mit vielen Nachteilen verbundenen A 52 Trasse in Auftrag gegeben.“
Welche Nachteile sehen Sie beim geplanten Ausbau?
Alfred Luggenhölscher: „Natürlich den Verlust des Direktanschlusses an das Gewerbegebiet Brauck, erhöhte Bauzeiten und -kosten, ungeklärte Verkehrs- und Baulogistik oder den unzeitgemäßen Lärmschutz an der A 2. Alle diese Aspekte haben den Baudezernenten nicht dazu bewogen, die Vorteile einer Umgehung offensiv gegenüber dem Rat und der Straßenbaubehörde zu vertreten - das nenne ich eine einseitige Informationspolitik. “
Sie kritisieren ebenfalls den Bürgerentscheid, unterstellen eine Verschleierungstaktik?
Alfred Luggenhölscher: „Sicher, denn mit diesem eilig herbeigeführten Bürgerentscheid werden die langjährigen Unterlassungen des Fachderzernats - die Umgehungslösung als bessere Lösung nach außen hin zu vertreten und mit der Stadt Gelsenkirchen ein gemeinsames Konzept abzustimmen - meiner Meinung nach verdeckt.“
Sie sehen also eine Alternative zu den jetzigen Ausbauplänen?
Alfred Luggenhölscher : „Ja, als gleichwertige Alternative muss die - sogar als Insellösung sinnvolle - Umgehung in Betracht gezogen werden. Von daher muss auch der Bürgerentscheid, der mit verdächtiger Eile beschlossen wurde, gebremst werden.“
Wie lauten Ihre konkreten Forderungen?
Alfred Luggenhölscher: „Ich fordere die Stadt auf, unverzüglich einen objektiven Kosten-Nutzen Vergleich von Tunnellösung und optimierter Umgehung aufbauend auf meiner Vorstudie durchzuführen und die Ergebnisse vor einer Abstimmung zum Bürgerentscheid allen Bürgern zur Verfügung zu stellen.
Sie bieten also eine engere Zusammenarbeit an?
Alfred Luggenhölscher: „Naürlich, ich bin gerne bereit, die Ratsgremien im Hinblick auf die notwendigen Eckpunkte eines neuen, objektiven Umweltverträglichkeits-Gutachten zu informieren. Ein Entscheid ohne Alternative zerstört die Nutzung der Vorteile einer Umgehung. Der Bürgerentscheid kann darum im allgemeinen Bürgerinteresse derzeit nur mit NEIN entschieden werden.“
Autor:Annette Robenek aus Gladbeck |
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