Abteilungs-Defizit würde "Insolvenz-Gefahr" bedeuten: Neue Zahlen sorgen in Sachen "Schließung der St. Barbara-Geburtshilfeabteilung" für Verwirrung

Auch Vertreter der Gladbecker Politik nahmen an der Pressekonferenz im St. Barbara-Hospital teil. SPD, CDU und LINKE hatten einen Fraktionsvertreter geschickt, die GRÜNEN glänzten hingegen durch Abwesenheit. | Foto: Braczko
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  • Auch Vertreter der Gladbecker Politik nahmen an der Pressekonferenz im St. Barbara-Hospital teil. SPD, CDU und LINKE hatten einen Fraktionsvertreter geschickt, die GRÜNEN glänzten hingegen durch Abwesenheit.
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Gladbeck. Der Eintrag „Geburtsort Gladbeck“ im Ausweis bei Kindern, die im Barbara-Hospital zur Welt kamen oder das erste Neugeborene des Jahres in den Zeitungen – das ist ab Ende des Jahres „Geschichte“, die Geburtshilfe-Abteilung im Barbara-Hospital beendet dann die Tätigkeit! Die Initiative zum Erhalt dieser wichtigen Krankenhaus-Abteilung mit ihrem Unterstützer, dem Rechtsanwalt Martin Löbbecke, hat damit ihr Ziel nicht erreicht.

Am Freitagnachmittag unterstrich diese Entscheidung die Krankenhaus-Geschäftsführung in einer Pressekonferenz im Schwesternwohnheim. Werner Philipps, Vorsitzender des Aufsichtsrats der KKEL (katholische Kliniken Emscher-Lippe), betonte gleich zu Anfang: „Wir hatten noch einmal nach reiflichen Überlegungen alle Argumente durchdacht. Der Beschluss erfolgte einstimmig, die defizitäre Lage ist konstant, der Krankenhaus-Träger ist finanziell nicht auf Rosen gebettet!“ Philipps weiter: „Die Gynäkologie und die Geburtshilfe erreichten nur negative Zahlen, ein Minus von 1,3 Millionen insgesamt, davon 850.000 Euro allein für die Geburtshilfe-Abteilung, das kann die KKEL auf Dauer nicht verkraften, eine Weiterführung der Abteilung bringt möglicherweise für das Krankenhaus eine „Insolvenz-Gefahr!“

850.000 € Verlust in der Geburtshilfe-Abteilung

Zuvor gab es nach Aussagen der "KKEL"-Oberen intensive Gespräche mit der Mitarbeiter-Vertretung, den Hebammen, den Ärzten und dem Personal. Das Ergebnis: Elf Hebammen erhalten Anfang Dezember die Kündigung bei einer Kündigungsfrist von sechs Monaten. Die KKEL-Geschäftsführerin Dr. Ulrike Ellebrecht fand die Diskussion um die Schließung in der Öffentlichkeit „befremdlich“, einiges sei auch „schief gelaufen“ in der finanziellen Darstellung, man haben auch die Emotionen, die mit der Schließung aufkamen, sehr wohl wahr genommen, stehe aber auch in der Verantwortung für 1.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter! Ellebrecht: „Wir brauchen 800 Geburten, damit sich diese Abteilung rechnet, wir können nicht erwarten, dass eine Abteilung auf Kosten einer anderen Abteilung wirtschaftet, zur Zeit können wir aber nur 520 Geburten vorweisen. Der hohe Personal- und Sachkostenaufwand, der sich aus der Verpflichtung zu einer hochwertigen Versorgung der Mütter und Väter ergibt, finde bei der Geburtenzahl keine Gegenfinanzierung!“ Ulrike Ellebrecht betonte, dass die KKEL zur Verfügung stehe, den Hebammen alternative Arbeitsplätze anzubieten, denn ein Arbeitsmarkt sei vorhanden, Hebammen seien gefragt, auch eine Weiterbeschäftigung auf den anderen Stationen (in einer anderen Qualifikation) wäre wohl eine Option.

Geburtshilfen in Bottrop und Buer

In der Pressekonferenz verwiesen die Sprecher auch darauf, dass Gladbeck noch gut dastehe, die umliegenden Geburtshilfen seien informiert, dass sich ab dem 23. Dezember 2016, wenn keine werdenden Mütter mehr in Gladbeck Aufnahme finden, die Krankenhäuser in Gelsenkirchen (Buer) und Bottrop zur Verfügung stehen würden. Das Marienhospital Bottrop unterhalte zudem eine Geburtshilfe auf hohem Niveau und eröffne Chancen, in Gladbeck die Betreuung der Eltern vor und nach der Geburt in der Elternschule aufrecht zu erhalten. „Wir haben keine Versorgungsprobleme, in Bayern sind beispielsweise die Geburtshilfe-Abteilungen 30 Kilometer von dem Wohnort entfernt, hier sind 15 Kilometer in die benachbarten Krankenhäuser vertretbar," wurde argumentiert.

Keine nachvollziehbare Erklärungen

Die anwesenden Vertreter der größten Rathaus-Parteien, Volker Musiol und Jörg Baumeister von der SPD, Andreas Willmes von der CDU und Olaf Jung für die Linke (ein Vertreter der Grünen erschien nicht) zeigten sich allen Ausführungen zum Trotz befremdet über die Schließungs-Entscheidung. Auf mehrfache Nachfrage, wie es denn zu der Benennung von falschen Zahlen habe kommen können, kam aus Sicht der Parteivertreter keine nachvollziehbare Erklärung. Auch auf die hartnäckigen Nachfragen von Jörg Baumeister, spätestens nach der Wahrnehmung der Emotionen in der Stadtgesellschaft hätte man eine Erklärung abgeben oder wenigstens eine Pressekonferenz mit den „richtigen Zahlen“ abzuhalten sollen, um so zur Versachlichung beizutragen, wurde lediglich eingeräumt, dass dies eine Option gewesen wäre...

Text und Fotos: Peter Braczko

Auch Vertreter der Gladbecker Politik nahmen an der Pressekonferenz im St. Barbara-Hospital teil. SPD, CDU und LINKE hatten einen Fraktionsvertreter geschickt, die GRÜNEN glänzten hingegen durch Abwesenheit. | Foto: Braczko
Legten völlig überraschend neue Zahlen vor, mit denen die Schließung der Geburtshilfe-Abteilung im St. Barbara-Hospital zum 31. Dezember 2016 begründet wurde: Dr. Ulrike Ellebrecht und Werner Philipps. | Foto: Braczko
Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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