A 52: „Der Tunnel hat eine Alibifunktion“
Er ist ein Verfechter der Förderung des Öffentlichen Nahverkehrs und Gegner großer Transitautobahnen in dicht besiedelten Gebieten: Christoph Zöpel, ehemaliger NRW-Landesverkehrsminister äußerte sich bei seinem Besuch in Gladbeck äußerst kritisch zum geplanten Ausbau der B 224 zur A 52.
Der Einladung des Bürgerforums A 52, sich bei einem „Trassenspaziergang“ über das Großprojekt zu informieren, war der 68-jährige gerne gefolgt. Die Erläuterungen vor Ort übernahmen Stephan Müller und Meike Maser-Plag, die in den vergangenen Wochen unter anderem die „Dokumentarspaziergänge“ moderierten (der STADTSPIEGEL berichtete). Sie führten den Bundesverdienstkreuzträger unter anderem nach Wittringen und zum Freibad, damit sich Zöpel ein eigenes Bild über den geplanten Tunnel und das Autobahnkreuz machen konnte. Auch an der Gartenstraße machte die Gruppe Halt, um den Minister a. D. die innerstädtische Situation zu erläutern. Auf der Fußgängerbrücke zwischen Gladbeck Butendorf- und -Ost endete die Führung.
„Der Tunnel hat eine Alibifunktion“, stellte Zöpel hier nüchtern fest. „Er ist eine Strategie der Straßenbauverwaltung die Stadt damit zu locken, in vielleicht 20 Jahren eine bessere Situation in Gladbeck zu haben. Aber man sollte nicht vergessen: Vor und hinter dem Tunnel sind mehrere Kilometer Autobahn.“
Finanzierung aus dem Kaffeesatz lesen
Zudem seien bei diesem Großprojekt mehrere Aspekte kritisch zu betrachten. „Ich habe in meiner ganzen Zeit als Minister nicht erlebt, dass angekündigte Laufzeiten eingehalten werden. 2023 soll das Projekt offiziell beendet sein, für realistisch halte ich persönlich eher das Jahr 2030.“
Auch die Finanzierung sieht Zöpel nicht in trockenen Tüchern. „In jedem Jahr wird über den Haushalt neu entschieden, das ist beim Bund, bei den Ländern, bei den Kommunen so. Zu diesem Zeitpunkt damit zu planen, dass in 2016 das Geld für einen Tunnel vorhanden ist, da kann man auch gleich aus dem Kaffeesatz lesen.“
Statt Millionen in den Ausbau der Autobahn zu stecken, plädiert Zöpel, der selbst aus Bochum mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreiste, für den Ausbau des Nahverkehrs.
„Der VRR ist im Prinzip eine gute Lösung. Konkret in Gladbeck sollten die Taktzeiten der Bundesbahn erhöht werden und die U-Bahnlinie 11 von Gelsenkirchen Buer zur Essener Gruga erweitert werden.“
INFO: Christoph Zöpel war von 1978 bis 1980 Minister für Bundesangelegenheiten, von 1980 bis 1985 Minister für Landes- und Stadtentwicklung, von 1985 bis 1990 Minister für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr in NRW. Von 1999 bis 2002 war er Staatsminister im Auswärtigen Amt. Er arbeitet als freier Publizist, und als Honorarprofessor an der Universität Dortmund.
Autor:Annette Robenek aus Gladbeck |
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