Renaturierter "Hahnenbach" beeindruckte Jury: Brauck ist nun eines von drei bundesweiten "Modellquartieren"
Brauck. Grünflächen und deren positive Wirkung auf die Gesundheit und Lebensqualität sind in Städten ungleich verteilt. Besonders die einkommensschwache Bevölkerung ist durch einen mangelhaften Zugang zu Grün in ihren Wohngebieten benachteiligt.
Mit ihrem Projekt „Grünflächen in der Sozialen Stadt“ setzt sich die "Deutsche Umwelthilfe" (DUH) deshalb für mehr Umweltgerechtigkeit ein. Als eines von insgesamt drei Modellquartieren hat sie nun Brauck im ausgezeichnet.
Die "DUH" bezeichnet Brauck als "ein typisches Ruhrgebietsquartier", das nun anderen deutschen Kommunen als Vorbild dienen solle. Besonders angetan hat es den "DUH"-Jurymitgliedern der "Hahnenbach", der sich unter Beteiligung der Anwohner von einem offenenSchmutzwasserlauf in ein grünes Naturerfahrungs- und Erholungsgebiet verwandelt hat.
Naherfahrungs- und Erholungsgebiet
Der fachübergreifende und partizipative Ansatz ist aus Sicht der DUH vorbildlich. Der ehemals eingezäunte und begradigte Bach wurde im Rahmen des Jahrhundertprojektes Emscher-Umbau revitalisiert, schlängelt sich heute durch Schilf und Trittsteine. Der angrenzende Grünzug verläuft als zusammenhängender Freiraumbereich diagonal durch den Stadtteil.
Über 80 Jahre diente der Hahnenbach als offene Abwasserableitung – im Ruhrgebietsjargon als „Köttelbecke“ bekannt. Exkremente, saures Wasser aus den Bergwerken und sonstige Abwässer schädigten die Umwelt massiv. Wirtschaftlich und sozial vom Bergbau und der Schwerindustrie geprägt, löste der Strukturwandel tiefgreifende Veränderungen aus. Arbeits- und Perspektivlosigkeit prägten die Gesellschaft in Brauck.
2003 wurde das Quartier daher in das Städtebauförderprogramm "Soziale Stadt" aufgenommen. Für das Projekt „Unser Hahnenbach“ wurden Stadtteilfeste zur Beteiligung an der Planung organisiert und gemeinsam ein Hahnen-Logo für den Wassererlebnis-Pfad gestaltet. 2010 begannen die Bauarbeiten, ein Jahr später wurde der Pfad eröffnet. Auf 1,5 Kilometern lädt er heute mit seinen sechs Erlebnis-Stationen zum Lesen, Lauschen, Springen, Ruhen und Lernen ein.
Lebensqualität vor Ort gesteigert
Bürgermeister Ulrich Roland und der Vorstandsvorsitzende der Emschergenossenschaft, Dr. Uli Paetzel nahmen die Auszeichnung stellvertretend für alle aktiven Brauckerinnen und Braucker und Mitwirkenden entgegen. Der Bürgermeister lobte die seit dem Jahr 2006 existierende Zusammenarbeit: "Die Kooperation mit der Emschergenossenschaft bei der Renaturierung des Hahnenbachs machte das Projekt erst möglich. Dadurch hat sich die Lebensqualität vor Ort für die Brauckerinnen und Braucker deutlich gesteigert", so Ulrich Roland.
„Gerade hier am Hahnenbach erkennt man, dass der Emscher-Umbau deutlich mehr ist als ein wasserwirtschaftliches Projekt. Es ist vor allem ein städtebauliches Projekt, das enorm zur Aufwertung der Quartiere links und rechts der Gewässer beiträgt. Dabei spielt für uns vor allem auch die Bildungsarbeit eine große Rolle“, sagte Dr. Uli Paetzel.
Nach der Übergabe der Auszeichnung fand mit Kindern aus dem Stadtteil eine Exkursion entlang des Hahnenbachs statt. Mitarbeiter aus Gladbeck und den nahe gelegenen Kommunen Essen, Bottrop und Dinslaken sowie der Emschergenossenschaft besuchten am Nachmittag den Workshop „Quartiersblau – Integrierte Gewässerplanung und Partizipation“. Die Ergebnisse fließen in Fortbildungsveranstaltungen ein, welche die "DUH" im zweiten Halbjahr 2016 vor allem für Quartiersmanager und kommunale Mitarbeiter anbieten wird.
Robert Spreter, Leiter Kommunaler Umweltschutz bei der "DUH", betont den vielseitigen Nutzen der ökologischen Verbesserung in Gladbeck: „Das Ökosystem ‚Bach‘ beheimatet Insekten-, Tier- und Pflanzenarten und die Menschen erholen sich im naturnahen Grünzug am Gewässer. Kinder und Jugendliche können an Bächen die Natur auf eine Weise erfahren, wie es mitten in der Stadt selten möglich ist. In Gladbeck-Brauck wurden Umweltbildung und urbane Biodiversität vorbildlich gefördert. Das war für unsere Auswahl als Modellquartier ausschlaggebend.“
Gefördert wird das "DUH"-Projekt übrigens vom Umweltbundesamt mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.
Autor:Uwe Rath aus Gladbeck |
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