Schelte für den Kreis Recklinghausen bei der Windrad-Diskussion
Mottbruchhalde: LINKE sieht IGA in Gladbeck in Gefahr
Gladbeck. Weiterhin für viele Diskussionen und kritische Worte sorgt die Entscheidung des Kreises Recklinghausen, den Bau einer großen Windenergieanlage auf der Mottbruchhalde in Brauck zu erlauben.
"Fast allen Gladbecker Lokalpolitkern ist klar, dass sich die Pläne für die Mottbruchhalde als Standort zur Durchführung der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 und der Bau einer Windkraftanlage auf dem Haldentop nicht zur Deckung bringen lassen," meldet sich nun auch Olaf Jung, Vorsitzender der LINKE-Fraktion im Gladbecker Stadtrat, zu Wort.
Die möglichen Gewerbesteuereinnahmen durch die Stromerzeugung würden weit hinter dem Mehrwert einer Landmarke mit touristischer Freizeitnutzung zurückfallen, glaubt Jung. Und Jung kann sich einen Seitenhieb auf einen politischen Gegner vor Ort nicht verkneifen: "Nur die Grünen in Gladbeck werten das Windrad auf der Halde als positives Symbol für einen geglückten Strukturwandel."
Aus der Sicht des LINKE-Politikers manifestiert sich aber vielmehr in der Art und Weise, wie diese Anlage durchgesetzt wurde, das genaue Gegenteil. Der Strukturwandel könne doch nur glücken, wenn die Bürger in eigener Verantwortung bestimmen könnten, wie die Stadt, in der sie leben, aussehen solle. Mit der „Werkstatt Haldenwelt“ und der Ideensammlung auf dem Haldentop habe man in Gladbeck ein solches Vorgehen angestrebt. Wenn den Gladbeckern jetzt aber von den Erben der Kohlebarone diktiert werden könne, an welcher Stelle der Stadt Industrieanlagen zu errichten seien, zeige dies, dass die alten Machtstrukturen nach wie vor bestehen würden und der Strukturwandel noch in weiter Ferne liege.
Nachdenklich stimmt Olaf Jung auch das Vorgehen des Kreises Recklinghausen. Schon bei den Genehmigungsverfahren für Saria in Marl und Westfleisch in Oer-Erkenschwick sei das Vorgehen wenig Bürgerfreundlich gewesen. Und bei der Aufsicht über die Apotheken im Kreisgebiet und Bottrop sowie der kreiseigenen Brückenhabe es gewaltig gehakt. "Selbst wenn den Verantwortlichen für die Genehmigungsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz entgangen sein sollte, dass das Urteil des Verwaltungsgerichtes Gelsenkirchen noch nicht rechtskräftig ist und daher Handlungsdruck vermutet wurde, erklärt dies nicht die Anordnung des sofortigen Vollzuges. Die Darstellung des Kreises wird dadurch völlig unglaubwürdig," schimpft Olaf Jung.
Weiter führt der LINKE-Fraktionschef aus, dass Windräder natürlich technische Anlagen zur regenerativen Stromerzeugung seien. Die Behauptung, dass diese Industrieanlagen per se umweltfreundlich seien, sei jedoch total absurd. Die jetzt auf der Mottbruchhalde genehmigte Windkraftanlage sei zweifellos besonders leistungsstark und technisch anspruchsvoll. Leider seien die Planer des Antragstellers aber nicht in der Lage gewesen, einen hierfür geeigneten Standort zu finden. "Das von Antragsteller und Genehmigungsbehörde gewählte Vorgehen ist geeignet das Vertrauen der Bürger in Demokratie und Behörden zu erschüttern. Insgesamt ist zu befürchten, dass der gesamtgesellschaftliche Schaden hierdurch größer ist, als die Profite einzelner Unternehmen," befürchtet Jung.
Die Hoffnung, auf den Windrad-Standort "Mottbruchhalde" zu verzichten, hat der LINKE-Politiker allerdings noch nicht restlos verloren. Hier sieht Jung die IHK gefordert, mäßigend auf ihre Mitglieder einwirken.
Autor:Uwe Rath aus Gladbeck |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.