Mit einem PS durch den Wald
Wenn sich die 940 beeindruckenden Kilos in Bewegung setzen, dann hat der Baumstamm keine Chance - er muss mit. Im Zweckeler Wald an der Frentroper Straße hilft das Holzrückepferd Don Pedro bei der Durchforstung, zieht das Holz schonend über den Waldboden. „Der Einsatz der sogenannten Rückepferde macht es möglich, das Holz zu transportieren, ohne dass die übrigen Bäume oder der Waldboden beschädigt werden. Anders als bei schweren Zugmaschinen entstehen weniger Bodenverdichtungen“, erklärt Markus Herber vom Regionalforstamt Ruhrgebiet.Durchforstet werden die Wälder von Oktober bis März, „im Moment haben wir Hochsaison“, so der Förster.
Herber ist für die Planung, und Durchführung der Arbeiten in dem städtischen Wald zuständig. Er sichtet den Baumbestand und markiert Bäume, die gefällt werden müssen. Erst dann darf die Firma Siepmann mit den Sägearbeiten beginnen.
„Für den Abtransport der Stämme werden alle vierzig Meter Gassen in den Wald geschlagen, die mit schwerem Gerät befahrbar sind. Damit die Maschinen das geschlagene Holz mit ihren Greifern erfassen können, müssen die Baumstämme zu den Gassen geschleppt werden.“
Und da kommen die Rückepferde ins Spiel, die für die Maschine das Holz heranholen. Jedes Pferd wird von einem sogenannten Pferderücker betreut. Dieser schnallt die Baumstämme an das Spezialgeschirr und gibt Kommandos. Don Pedro und sein Besitzer Udo Berner sind ein eingespieltes Team - Berner dirigiert und das deutsche Kaltblut gehorcht aufs Wort. „Am Heiligen Abend wird er 18 Jahre alt“, tätschelt Berner liebevoll den Hals des mächtigen Pferdes und Don Pedro nickt. Sechs weitere Pferde gehören Berner, sein Holzrückebetrieb in Lechten kann auf eine jahrhundertelange Familientradition zurückblicken.
Und damit auch auf eine lange Erfahrung in der Ausbildung von Rückepferden, denn eine gute Erziehung müssen die Tiere haben. „Sie können ja nicht einfach mit dem Baumstamm im Schlepptau durch den Wald laufen. Es ist auch eine Sache des Vertrauens, denn das Pferd soll ja mit mir zusammenarbeiten“ so Berner, und beobachtet stolz, wie geschickt sich Don Pedro durch das Unterholz schlängelt.
Tatsächlich scheint das Holzrücken dem Pferd Spaß zu machen. „Wenn das Pferd einige Tage nicht gearbeitet hat, sticht es der Hafer“, weiß auch Bernhard Schregel vom Zentralen Betriebshof Gladbeck.
Als Fachbereichsleiter der Grünflächenunterhaltung ist er zuständig für den städtischen Baumbestand. „Unsere städtischen Wälder sind nach dem Umweltschutzsiegel FSC zertifiziert, welches eine nachhaltige Forstwirtschaft garantiert und damit die Einhaltung ökologischer und sozialer Mindeststandards.“
Die Zusammenarbeit von Pferd und Maschine ist also nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch und besonders unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit interessant. „Aber auch unter wirtschaftlichen Aspekten, denn durch den Verkauf des Holzes können wir wesentliche Teile der Waldpflegekosten finanzieren.“
Und somit ist das Rückepferd die optimale Ergänzung zur Technik - Don Pedro allerdings ist sich dieser Bedeutung nicht bewusst. Er schnaubt, schüttelt seine blonde Mähne und macht sich zufrieden an den nächsten Baumstamm.
Autor:Annette Robenek aus Gladbeck |
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