Fracking: Gladbeck wäre über das Trinkwasser betroffen

Am 20. Januar fand im Fritz-Lange-Haus eine Informationsveranstaltung von Bündnis 90/Die Grünen zum Thema Fracking statt. Auf dem Podium informierte MdL Wibke Brems, sachkundig durch ihre Landtagstätigkeit im Unterausschuss Bergbausicherheit, über den Stand der Entwicklung. Eingeladen hatte die Stadtverbandssprecherin und Bürgermeisterkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, Simone Steffens.

Wibke Brems, von Haus aus Diplom-Ingenieurin für Elektrotechnik (FH), führte aus, dass die Genehmigungsverfahren zurzeit aufgrund einer Entscheidung der rot-grünen Landesregierung auf Grundlage eines Fachgutachtens eingefroren seien.

Sprengungen und Chemiecocktail

Zwar seien an diverse Firmen so genannte „Aufsuchungslizenzen“ vergeben worden, doch diese könnten wegen des Genehmigungsstopps aktuell nicht genutzt werden.
Als Aufsuchung wird der Prozess der Erkundung möglicher Lagerstätten – in diesem Fall von nicht-konventionell zu förderndem Erdgas – bezeichnet. Nicht-konventionell heißen diese Fördermethoden deshalb, weil das Gas zunächst mit Hilfe von kleinen unterirdischen Sprengungen und einem Chemie-Cocktail in tiefliegenden Schieferschichten gelöst werden muss – bei diesem Prozess werden im Übrigen enorme Mengen von Frischwasser verbraucht.

Den möglichen Fördergewinnen stehen die Risiken bei der Entsorgung des zur Lösung verwandten Chemie-Cocktails entgegen. Es besteht die Gefahr, dass schwach wassergefährdende Zutaten des Cocktails über Umwege (bei uns etwa über alte Kohlebohrungen, siehe Essener Hauptbahnhof) doch ins Grundwasser gelangen und dort die Nahrungsgrundlagen zum Beispiel für die Landwirtschaft auf unbestimmte Zeit vergiften.

Wasserreservoire im Bereich der Aufsuchungsfelder

Gladbeck selbst ist von der Aufsuchung nicht direkt betroffen, allerdings muss berücksichtigt werden, dass die Bohrungen nicht nur senkrecht verlaufen, so dass eine Kreisgrenze am Münsterland oder von anderen Aufsuchungsgebieten in NRW schnell überschritten ist. Außerdem liegen die Wasserreservoire der Halterner Sande, von denen Gladbeck über die RWW das Trinkwasser bezieht, derzeit im Bereich der Aufsuchungsfelder.

Angesichts der aktuellen Energiepreise wäre das aufwändige Frackingverfahren in NRW übrigens zur Zeit noch nicht wirtschaftlich zu betreiben. Dies könnte das Stillhalten der Firmen erklären helfen, die mit Hilfe des anachronistischen (und von der EU kritisierten) deutschen Bergrechts sehr wohl einen Hebel besitzen, die Gasförderung via Fracking notfalls auch zu erzwingen. Hier hilft nur eine Reform des Bergrechts – und die muss baldmöglichst auf Bundesebene initiiert werden.

Weitergehende Informationen finden sich auf Wibke Brems Homepage unter: wibke-brems.de/themen/hintergrundinfos-unkonventionelles-erdgas/faq/

Autor:

Annette Robenek aus Gladbeck

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