Abenteuer Zweckeler Wald - Rehe & faszinierender Urwald mit Kanten

Der älteste Zweckeler Baum, ein versteinerter Baum aus der Karbonzeit, 300 Millionen Jahre alt, wurde von einem Bergmann der Zeche Zweckel ca.um 1960 gefunden. Fotos: Kariger
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  • Der älteste Zweckeler Baum, ein versteinerter Baum aus der Karbonzeit, 300 Millionen Jahre alt, wurde von einem Bergmann der Zeche Zweckel ca.um 1960 gefunden. Fotos: Kariger
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Gladbeck: Zweckeler Wald - Urwald und Biotop | Wir befinden uns im Schutzgebiet "Quälingsbach" im Zweckeler Wald. Millionen Windbuschröschen leuchten uns entgegen. Leider bereits mehrere Rohre/Schilder mit diesem Naturschutz-Hinweis am Boden, die nicht einbetoniert wurden und dem Vandalismus zum Opfer gefallen sind. Man muss heute lernen, dass man kein Rohr mehr in den Waldboden stecken kann, ohne das es am nächsten Tag wieder rausgezogen- und weggeworfen wird.

Ein Stahlrohr-Geländer in der Nähe eines am Boden liegenden Naturschutz-Schildes wurde ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen. Beim Spaziergang fällt auf, dass an sehr vielen Stellen über die Jahre Einschläge von Bäumen mehr od. weniger notwendig vorgenommen wurden, denn die zahlreichen Baumstümpfe zeigen den Stand ehemaliger Lärchen, Buchen und Eichen an.
Auffällig ist, obwohl Baumfrüchte von Buchen und Eichen eigentlich unzählige neue Bäume ihrer Art nachwachsen lassen sollten, kommen viele neue Bäum'chen der Sorten Ahorn und Esche aus dem Boden. Hier und da treffen wir auch ziemlich hohe Wildkirschen an, die andere Bäume überragen und gerade voll in Blüte stehen.

Verletzte Baumrinden

Durch den Baumschlag inmitten eines Waldes entstehen Lücken. Diese Lücken bieten einem evtl. Sturm wieder gute Angriffsflächen, um dann im Herbst als Kettenreaktion kleineren, nicht mehr standhaften Bäumen und kränkelnden Stämmen das "Leben" auszuhauchen, sprich umzuknicken. Viele Äste hängen geknickt an vielen Stämmen von hoch oben herunter, wie man feststellen kann. Im Bogen gespannte dünnere Stämme wirken hier und da wie "gespannte Bögen" einer Tierfalle im Urwald.
Ebenfalls lassen sich hier und da kleinere Schäden am Rindenstamm von Bäumen an Wegen erkennen, wo evtl. durch unsachgemäßen Abtransport geschlagener Hölzer der eine od. andere Baum eine "Macke" abbekam. Werden solche Stellen am Baumstamm nicht versiegelt, sind ganz schnell die Holzwürmer am Werk und Pilzsporen fressen sich zur Stammmitte durch. (Fotos) Die Folge ist die nächste Abholzung in einigen Jahren, nur weil der Baum einmal verletzt- und nicht versiegelt wurde.

Abverkauf von Brennholz

Jede Menge Abschnitt-Äste, bergeweise gestapelt, fast unübersehbar auf der kompletten Waldfläche anzutreffen, finden wir im Zweckeler Wald. Natürlich "erobert" sich die Natur die Wuchsflächen auf ihre Art und Weise zurück. Die vielen Abschnitt-Holzhaufen lassen teilweise aber auch Angriffspunkte erkennen, nämlich dann, wenn es darum geht, dass im Wald "gezündelt" werden könnte. Sehr schnell bieten die überflüssigen Ast-Sammelstellen die Möglichkeit, sehr schnell zur Gefahr für Wals und Tier zu werden. Es gibt Stellen, da ist vor lauter Boden-Astwerk kein Durchkommen mehr und die Rehe springen da garantiert nicht drin herum.
Ein Abverkauf von überflüssigem Restholz unzähliger Stapel gäbe den Rehen auch bessere Möglichkeiten, den kleinen Wald zu durchstreifen. Es blieben im Anschluss immer noch genügend natürliche Schutzmöglichkeiten für die Tiere.

Rehe im Wildwechsel:

Wir finden viele Spuren von Rehen, die ebenfalls hier ansässig sind und sehr oft als Wildwechsel über die Frentroperstr. versuchen, in den gegenüberliegenden Wald mit dem ehemaligen Zechen- und jetzigem Bahngelände zu kommen. Sie geraten vor den geschlossenen Stahlgitterzaun und bremsen zwangsweise auf der Straße ab. Was dann alljährlich durch Temposünder mit überhöhter Geschwindigkeit passiert, kann sich jeder denken. Jedenfalls wissen einige Insider in Zweckel bestens über Unfälle mit Wild Bescheid.

Kleine Fließgewässer verwildern

Gewisse Tiere finden zahlreichen Unterschlupf im niederen Gehölz. Dieses sollte aber in Relation zum normalen Waldboden stehen und darf nicht zum undurchdringlichen Dickicht ausarten. Ebenso ist zu beobachten, dass einige kleine Fließgewässer in ihren Bachläufen durch eingebrachten Astabfall mehr verdichtet werden, langsam vermodern und bald kein ordentlicher Abfluss in Regenzeiten mehr gewährleistet werden kann.

"Urwald-Dickicht" ist stellenweise der treffende Ausdruck, wenn man sich etwas Zeit nimmt und den Blick schweifen lässt.
2 3/4 Stunden waren wir im Zweckeler Wald unterwegs, um einen gewissenhaften Eindruck zu bekommen. Es gibt auch verschiedene Aussichtspunkte, wo ein Fremder sich die Frage stellen könnte, sind wir jetzt im Sauerland oder immer noch im Ruhrgebiet, als wir die Christus-König-Kirche am Waldrand erblicken.
Ein Bombentrichter erinnert an einen Biotop, aber leider sind zur Zeit dort keine Kröten oder anderen Lebewesen anzutreffen, außer einem Zitronenfalter, der uns neugierig verfolgt.

Zeche Zweckel-Gebiet im Wald

Wir überqueren die Frentroper Str., und begehen das "Lost Area", das verlassene Gebiet, wo einst der Kohleabbau blühte, die Jungs in Zweckel zum Fußballplatz gingen, Ruinen als Zeitzeugen noch stehen, wo man Theater spielte, um den schaffenden Bergmann bei Laune zu halten und wo Zechenziegel gleich nebenan gebrannt wurden. Hier ist die Natur auf sich alleine eingestellt. Eine Baumreihe zeugt von Urwuchs, den man so nicht überall sieht. Die ungewöhnlichsten Wuchsformen tun sich hier auf. Man denkt, sich in einer anderen Welt zu befinden. Bahngleise zur Phenolchemie durchtrennen den Wildwuchs und wir sehen wieder Spuren von Rehen, die noch am Morgen hier den Weg passiert haben müssen.

Ein kleines Abenteuer mit stark hinterbliebenen Eindrücken, Gedanken an die gute alte Zeit und Überlegungen für die Zukunft, der Alltag hat uns wieder zurück!

Fotos: Kariger

Autor:

Wolle Gladbeck aus Gladbeck

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