„Tote reisen nicht“ und wo waren Sie am Montag?
Am Fußball kann es nicht gelegen haben, dass die Lesung am Montag im Café Stilbruch nur spärlich besucht war, denn es gab an diesem Abend kein Spiel. Trotzdem ist es anscheinend vielen Gladbeckern nicht gelungen sich runter vom Sofa und hinein ins Café Stilbruch zu begeben, um der Kunst zu frönen. Die gab es reichlich an diesem Abend und in den unterschiedlichsten Formen, denn Angelika Stephan ist eine außergewöhnliche und sehr vielseitige Künstlerin. Die Autorin begnügt sich nämlich nicht mit dem Schreiben von Lyrik und Prosa, sie ist auch eine fantastische Malerin. Davon konnte sich das Publikum persönlich überzeugen, da sie eine kleine Auswahl ihrer Werke mitgebracht hatte. Noch ist sie ein Geheimtipp, denn ihre Bilder können quasi noch zu Schnäppchenpreisen erstanden werden. Doch kann sich das sehr schnell ändern, wenn erst einmal zahlungskräftige Kunstliebhaber erkannt haben, welches Potential in dieser Künstlerin steckt.
Zu ihrer Lesung hatte die Autorin einen weiteren Künstler, den Musiker Mitchel Summer mitgebracht, der zwischen Lyrik und Prosa gefühlvolle Balladen, Blues und auch jazzige Töne gespielt hat.
Skurril, dramatisch, nachdenklich – das war an diesem Abend Programm und mit der skurrilen Kurzgeschichte „Tote reisen nicht“, in der Leichenteile in Plastiktüten gefunden werden, begann auch der Abend. Zwischen sehr vielen neuen Texten hat die Autorin aber auch aus ihrem Buch „Entflammtes Herz“ gelesen und zu Themen, die bewegen. Da hat doch tatsächlich der Fleischerlehrling Hannes den Hund der dicken Doris entführt, die ihn ständig mobbte. Ob nun aber der Mops zu Frikadellen verarbeitet wurde? Das weiß wohl nur die Autorin. Die Beteiligung einer Person aus dem Publikum war für ein Gespräch zwischen Herbert und Heinz, die dem Trinken nicht ganz abgeneigt waren, gefragt. Denn Deutschland hat sich 2015 durch die Aufhebung des Ehegattensplittings versehentlich abgeschafft und nun machen Oldiehunter Jagd auf Rentner, die zum Abschuss freigegeben sind.
Immer wieder gab es zwischen den Prosatexten auch thematisch passende Lyrik zu hören. So folgte nach Herbert und Heinz das Gedicht „Der Trinker“, bevor in der nächsten Geschichte mit k.o.-Tropfen vergewaltigt wurde und sich zum Abschluss des Abends ein Bankräuber in der Schlange der Kunden anstellte. Dass sich auch das Publikum für diesen erlebnisreichen Abend angestellt hätte, wäre der Künstlerin Angelika Stephan, ihrem musikalischen Begleiter Mitchel Summer und auch dem Organisator der Lesebühne, Harry Michael Liedtke, zu wünschen gewesen. Wenn Sie also noch nicht wissen, was Sie am nächsten Montag mit Ihrer Frau oder Ihrem Mann auf der Couch treiben sollen, dann runter vom Sofa und besuchen Sie doch mal die Lesung im Café Stilbruch.
Autor:Michael Petrikowski aus Gladbeck |
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