Joachim Nierhoff entdeckt alte Volkssagen neu
Sagen aus dem alten Vest: Als der Teufel zum Schuster kam
Der Teufel begegnet Joachim Nierhoff oft: Er findet ihn in Werkstätten oder Mühlen, an einsamen Orten oder manchmal auch mitten in der Stadt. Seit einigen Jahren ist der Pädagoge und Hobby-Historiker nämlich auf der Suche - nicht nur nach dem Teufel, sondern vor allem nach alten Volkssagen und Geschichten. In seinem neuesten Buch hat er die schönsten Sagen aus dem Vest gesammelt.
von Oliver Borgwardt
Sie sorgten für Gruselstimmung am knisternden Feuer oder ängstliche Blicke in nebligen Nächten: Volkssagen bieten uns auch heute noch einen Einblick in die Vorstellungswelt längst vergangener Zeiten. Da spuken Geister oder Hexen durch Wälder oder Gemäuer, Ritter und Räuber treiben ihr Unwesen, und teuflische Wesen oder der Beelzebub höchstpersönlich bringen arme Bauern oder Bürger in Not. Einer, der solchen Geschichten mit Leidenschaft auf den Grund geht, ist Joachim Nierhoff.
Der Pädagoge und Buchhändler im Unruhestand ist seit einigen Jahren auf der stetigen Suche nach immer neuen Erzählungen. Begonnen hat er damit in seiner Wahlheimat, dem Sauerland. Seit 40 Jahren lebt Nierhoff im Kreis Olpe, aber erst nach dem Arbeitsleben kann er sich ganz seinem Steckenpferd widmen. Seit 2010 forscht, sammelt und sucht er alles, was die Ahnen über Werwölfe, Gespenster oder unheimliche Gestalten zu berichten wussten - und natürlich über die Hollen, jene zwergenhaften Fabelwesen, die in Sauerländer Bergstollen hausen und edle Steine horten. Vier Sagenbücher hat er bereits mit lokalen Legenden gefüllt. Einige Geschichten sind dabei vor Ort noch höchst lebendig, von anderen musste Nierhoff den Staub vergangener Jahrhunderte pusten.
Auf Spurensuche zwischen Lippe und Emscher
Nun hat es Joachim Nierhoff wieder zurück in seine alte Heimat verschlagen. "Mit dem Kreis Recklinghausen fühle ich mich stark verbunden, weil wir zwei Jahre in Dorsten gelebt haben und unser Sohn hier vor 34 Jahren geboren wurde", erzählt der Wahl-Sauerländer. Zudem lassen sich die Spuren der Familie Nierhoff wohl schon seit über 500 Jahren in Waltrop nachweisen - Gründe genug, dem Alten Vest ein eigenes Buch zu widmen. Dabei geht Nierhoff über die Grenzen des Kreises Recklinghausen hinaus: "In meinem Buch behandle ich auch die früher zum Vest gehörenden Städte, also zum Beispiel Bottrop und einige Stadtteile Gelsenkirchens wie Buer und Horst, oder Oberhausen-Osterfeld".
Stoff für sein Buch findet der Hobbyhistoriker hier zur Genüge: Über Jahrhunderte hatten sich auch die Menschen rund um Lippe und Emscher mysteriöse und aufregende Geschichten erzählt, die Nierhoff nun dankbar aufnehmen konnte. Da treibt etwa ein Räuberhauptmann in der Hohen Mark sein Unwesen oder der Geist vom Gernehof in der Haard, ein Gladbecker Schuster schlägt dem Teufel ein Schnippchen, und einem Pilger erscheint am Haus Brabeck zwischen Kirchhellen und Gladbeck eine rachsüchtige Ahnfrau.
Garniert sind die Geschichten in seinem Buch mit vielen eigenen Fotografien und historischen Erklärungen rund um die lokalen Sagen. "Wenn man so möchte, ist das etwas Heimatkunde", sagt Nierhoff schmunzelnd. Die Lust an den alten Geschichten dürfte dem wortgewandten Sagenforscher jedenfalls nicht so schnell ausgehen - schließlich warten noch viele Geister und Fabelwesen auf ihre Entdeckung.
Das Buch "Sagen aus dem alten Vest Recklinghausen. Die schönsten Geschichten und Legenden" von Joachim Nierhoff behandelt auf 128 Seiten rund 60 Sagen. Es ist im Sutton Verlag (ISBN-13: 978-3-95400-923-7) erschienen und kostet rund 20 Euro.
Autor:Oliver Borgwardt aus Dorsten |
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