Posse um Jesus-Graffito in Gladbeck: Der Künstler sprüht zurück

Der Künstler "Beni" füllte die überpinselte Sprechblase mit deutlicher Kritik. (Quelle: Facebook)
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  • Der Künstler "Beni" füllte die überpinselte Sprechblase mit deutlicher Kritik. (Quelle: Facebook)
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Die Posse um ein Graffito im Schürenkamptunnel geht in eine neue Runde: Nach der Entfernung eines arabischen Spruches findet sich dort nun eine Protestnote zur Kunstfreiheit.

Ein ziemlich entspannt wirkender Jesus mit Joint und Bierflasche ziert seit einigen Tagen die zuvor triste Betonwand im Schürenkamptunnel (wir berichteten). Das Motiv sorgte für einige wütende Anrufe bei der Stadt Gladbeck, die die Fläche zuvor ausdrücklich für Sprayer freigegeben hatte.

Stein des Anstoßes war dabei weniger der freundliche Heiland, der neben einer schweren Kreuzeskette auch noch einen tätowierten Davidsstern auf eine Hand, sowie ein Herzchen auf die Schulter gemalt bekommen hatte. Vielmehr erregte eine Sprechblase die Gemüter, in der das islamische Takbīr (der Spruch "allāhu akbar" - Gott ist am größten) prangte.

Die Kritiker sahen in den arabischen Schriftzeichen wohl keine gelungene Verbindung der drei abrahamitischen Religionen in einem Bild, sondern eine bedrohliche Aussage. Deshalb habe die Stadt die Sprechblase am vergangenen Freitag weiß übermalen lassen, erklärte Stadtsprecher Peter Breßer-Barnebeck . Das Takbīr sei nämlich ein "Satz, der von islamistischen Attentätern missbraucht wird. Ein Satz daher auch, der bei Passanten für Verunsicherung gesorgt hat."

"Ruhe in Frieden, Kunstfreiheit!"

Ganz und gar nicht damit einverstanden zeigte sich der Gladbecker Künstler "Beni" mit der Veränderung seines Werkes. Wütend griff er zur Spraydose. "An dieser Stelle hat die Stadt Gladbeck einen arabischen Schriftzug entfernen lassen. Ruhe in Frieden, Kunstfreiheit!" steht nun in der Sprechblase. Zudem klebte "Beni" zwei Ausdrucke eines Artikels über Kunstfreiheit neben sein Werk. Er sehe das Grundgesetz und die Kunstfreiheit verletzt, schrieb der Sprayer auf Facebook.

Vielleicht hätten die kritischen Betrachter das interreligiöse Christusbild übrigens gar nicht als so bedrohlich empfunden, hätten sie die Überschrift über dem Motiv gelesen. Dort stand der gute alte Hippie-Spruch "Make Love".

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Der Künstler "Beni" füllte die überpinselte Sprechblase mit deutlicher Kritik. (Quelle: Facebook)
So sah das Werk "Make Love " noch vor dem vergangenen Freitag aus.
Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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